Im Meer der Sterne. In einer unendlichen Reise durch diese grenzenlose, kosmische Pracht, zieht man irgendwann an einer gelben, kleinen, einsamen Sonne vorbei.
Noch kleinere Planeten aus Gestein, mit vernarbten und geschundenen Gesichtern. Ein Mond, hell und strahlend. Wieder ein Planet, zur einen Hälfte von seinem Zentralgestirn angestrahlt und wunderschön, zur anderen Hälfte in Schwärze getaucht.
Wir stürzen, auf die Tages-Nachthälfte.
Geradewegs zu.
Aus dem Nebel und der Schwärze treten nach und nach helle und strahlende Flecken hervor.

Ein geweihter Priester, der aus dem Schatten des Tempels in den Schein der Öllampen tritt, hinaus auf den steinernen Vorhof. Von hieraus kann er das Werk der letzten Jahre überblicken. Ein Bauwerk, welches sich über alle anderen der Stadt erhebt und schon jetzt, obwohl noch nicht fertig, von Weitem als ultimatives Zeichen der Macht seines Herrn und seiner Gottheiten zu erkennen ist. Seine Umrisse zeichnen sich ab, dahinter die Wüste und der Horizont, des zuerst noch hellen, dann roten und später immer schmaler werdenden Streifens des vergehenden Tages.
Die ersten Sterne der Nacht zeigen sich langsam und mit zunehmender Dunkelheit, nimmt die Kraft des senkrecht am Himmel stehenden Mondes zu.
Morgen würden mit den ersten Sonnenstrahlen wieder Tausende von Menschen die Arbeiten weiterführen.
Das Universum hatte seine Ordnung.
Ein zuerst schwaches und dann letztlich gleißendes Licht, welches sich über der ganzen Stadt vom Himmel her ausbreitet und in Säulen hinabsteigt. Alles wird überflutet, durchströmt und erreicht. Kalt und hell, erst regelmäßig, dann langsam pulsierend, anschwellend, nachlassend und schließlich, schon nach wenigen Augenblicken, verschwunden. Alles, was noch auf den Beinen in der Stadt ist, läuft zusammen oder auseinander. Priester und hochherrschaftliches Volk, Gemeine, Reich und Arm. Jeder! Alles blickt ungläubig in den mittlerweile wieder pechschwarzen Himmel, der nun wieder die Bühne des Mondes und der Sterne ist.
Fernab, die Quartiere unzähliger Sklaven, Handwerker und Arbeiter. In einem der flachen Lehmbauten eine Gruppe von Menschen, welche am morgigen Tag wieder Übermenschliches leisten und Unmenschliches ertragen müssten. Einer von Ihnen in seinem Schweiß, trotz seiner nur spärlichen Bekleidung eines Lendenschurzes und mit schneller und unregelmäßiger Atmung aus seinem Schlaf aufschreckend. Sein Traum, und das dumpfe Gefühl in seinen Fingern, haben ihn geweckt. Etwas stimmt nicht! Im spärlichen Licht der Behausung betrachtet er seine rechte Hand und meint sich in einem unfassbaren Albtraum. Seine Linke wischt mehrmals über sein Gesicht, um die Müdigkeit und das Unbegreifliche zu vertreiben. Schließlich muss sein Verstand akzeptieren, was er sieht. Er hält die Rechte gegen das Mondlicht, welches durch das Fenster scheint.
Wächter, die durch Straßen und enge Gassen durch die Türöffnung hereinstürmen, um dem Geschrei im Inneren des Gebäudes auf den Grund zu gehen. Eine Gruppe von Menschen, welche in einer Ecke steht und zum Teil noch auf ihren Schlafstätten auf dem Boden hockt, wild gestikulierend und alle durcheinanderschreiend. Einige versuchen zu fliehen, werden aber von den Wachen wieder zurückgedrängt.
Sie deuten in die gegenüberliegende Ecke des Raumes und den meisten, steht das blanke Entsetzen in den Gesichtern. Die mitgebrachten Fackeln erhellen flackernd die Stelle, an welcher sich der Dämon befinden muss. Doch es ist nur ein Mann, der auf seine rechte Hand schaut und die daran befindlichen Finger. Unablässig spricht er und beginnt sich, teils kriechend, auf die Bewaffneten zuzubewegen. Diese bilden einen Kreis um den Verdammten und halten ihn mit Speeren und Fackeln fern. Der Anführer der Wachen blickt abwechselnd unsicher zwischen der Gruppe von Menschen auf der einen Seite und dem unablässig Stammelnden hin und her.
„Was sagt er?“, fragt der Anführer der Wachen.
Niemand kann antworten.
„Was sagt er!“, schreit er nun. Laut, bestimmend und ungehalten.
Der anbrechende Tag ist apokalyptisch. Menschen, welche aus den zahlreichen Hütten und in immer mächtiger werdenden Strömen zum zentralen Tempelplatz und des nun gut sichtbaren, höchsten und abgestuften Gebäudes zusammengetrieben werden. In die nun leeren Behausungen wird Öl gegossen und umgehend stehen die verlassenen Unterkünfte in Flammen, welche durch die Dächer schlagen.
Auf dem Tempelplatz Schwerter, die erbarmungslos auf die Hände, Füße und Hälse unzähliger Menschen niederschnellen und diese von den Leibern ihrer Opfer trennen.
Kein Widerstand!
Nur unsagbare Brutalität und keine Gnade.
Alles, was niederfällt, wird umgehend von verschonten Sklaven aufgeklaubt, in Körbe gesammelt und zu Scheiterhaufen aufgetürmt, um ebenfalls in einem Flammenmeer aufzugehen. Dazwischen Hunde, die eiligst erschlagen und ebenfalls dem Feuer übergeben werden, wenn diese sich dem übelriechenden Haufen und dem Meer aus Blut nähern.
Rauchsäulen über der Stadt, welche mit dem Wind die bestialischen Schreie der Gequälten über alle Dächer und die mächtige Stadtmauer hinaus über Palmen in die Wüste tragen. Der Sand des nahenden Sturmes erhebt sich über alles und deckt das Geschehene für Jahrtausende zu, um es Vergessen zu machen.
Unser Blick durchdringt die zarte Wolkendecke, schweift über Wälder, See und Bäche und gelangt zu einer kleinen Stadt. Am Rande der Siedlung eine Gruppe kleiner Häuschen. Jedes davon ein Traum aus Holz, die meisten leuchtend weiß. Ringsherum kleine Gärten und das wilde Grün angrenzender Wälder, welche von einer Straße durchschnitten werden und in die nahe Stadt führt.

Das >Hier< und >Jetzt<.
„Bockwurst!
Boooooo-ck-wuuuuuurst.
Bock-bock-bocki-bockwurst!
Die Bockwurst wird über uns kommen, denn sie ist nahe!
Heute Abend wird sie kommen und wir werden sie mit Freuden empfangen!“, intonierte und predigte ein Mann eindringlich vor seinem Badezimmerspiegel. Er dürfte wohl Mitte dreißig gewesen sein und war der absolute Durchschnitt.
>Ben<, der Durchschnitt mit seinen dunkelblonden Haaren, seinem Mischmasch der Augenfarbe aus Grau, Grün, etwas Bläue und mit etwas mehr als sechs Fuß Körpergröße, und dem leichten Bauchansatz.
Die Badtür öffnete sich und Marie steckte ihren hübschen Kopf mit ihren langen, schwarzen Haaren in das lichtdurchflutete Bad, durch den Spalt der Tür!
„Rasier dich, beeile dich und schrei nicht so laut!“, befahl sie.
So schnell, wie sie drin war, verschwand sie auch wieder und Ben war wie vorher weggesperrt! Bevor Ben sich vom Spiegel umdrehen und entgegnen konnte, ging die Tür auch schon wieder auf und ein ...„du Ferkel“ ... folgte.
„Dein Frühstück ist fertig“, schallte es aus dem Flur, gefolgt von dem Geräusch ihrer klappernden Schuhe, als sie die Treppe hinunterging! Dann kleines Getrappel, ebenfalls hinab.
„Ah, der Junior des Hauses ist auch nach unten unterwegs!“

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