Heike Möller
Weltenwanderer-Chroniken II
Die Wölfe von Shilfar
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Inhaltsverzeichnis
Titel Heike Möller Weltenwanderer-Chroniken II Die Wölfe von Shilfar Dieses ebook wurde erstellt bei
PROLOG
Kapitel 1: Familienbande
Kapitel 2: Zukunftsmusik
Kapitel 3: Unverhoffter Besuch
Kapitel 4: Schöne neue Welt
Kapitel 5: Das Ziel vor Augen
Kapitel 6: Lebende Mythen der Erde
Kapitel 7: Verletzte Gefühle
Kapitel 8: Die Suche
Kapitel 9: Vala
Kapitel 10: Das Rudel
Kapitel 11: Annäherungen und Anfeindungen
Kapitel 12: Gefährliche Pfade
Kapitel 13: Das Massaker
Kapitel 14: Virindra
Kapitel 15: Unterstützung aus Ylra
Kapitel 16: Vertraulichkeiten
Kapitel 17: Hinterhalt
Kapitel 18: Verhörmethoden
Kapitel 19: Hinhaltetaktik
Kapitel 20: Zusammenkunft und Aufbruch
Kapitel 21: Wer lügt?
Kapitel 22: Befreiungsaktion
Kapitel 23: Heilung und Einsicht
Kapitel 24: Arom und Jaleeh
Kapitel 25: Opferbereitschaft
Kapitel 26: Genesung
Kapitel 27: Ein Bankett und seine Folgen
Kapitel 28: Der Brief
Kapitel 29: Flucht nach vorn
Kapitel 30: Ein Abschied für immer?
Kapitel 31: Zu Hause
Epilog
Impressum neobooks
Vala war verängstigt.
Der Wald roch anders als der, in dem sie noch vor wenigen Augenblicken ihren Brüdern hinterher gejagt war.
>Warum habe ich das nur getan?<
Vala hatte die verbotene Höhle betreten. Sie wollte Har beweisen, dass sie eine mutige Jungwölfin war. Schnell wurde ihr bewusst, weshalb die Höhle verboten war. In ihr befand sich ein merkwürdiges Ding. Eine Art Tor, das nirgendwo hin zu führen schien. Es war hoch und relativ breit. Der Rahmen schien sich zu bewegen. Vala erkannte ein Wolfsrudel bei der Jagd und Menschen, die sich mit wolfsähnlichen Geschöpfen, zu Fuß oder mit merkwürdigen Geräten fortbewegten.
Vorsichtig schnupperte sie an dem Ding. Es roch nicht bedrohlich. Und das Summen, das von dem Ding ausging, beruhigte sie ein wenig.
Vala richtete sich auf ihre Hinterbeine auf und verwandelte sich in einen Menschen.
Ihr junges Gesicht hatte immer noch wölfische Züge, aber der Körper war schlank, muskulös und hatte wohlproportionierte weibliche Rundungen. Die Hände mit den scharfen Krallen tasteten vorsichtig das Ding ab.
Es vibrierte! Es fühlte sich lebendig an! Sie überlegte, ob sie Har holen sollte oder einen anderen aus ihrem Rudel.
Plötzlich verstärkte sich das Summen und Vibrieren. Reflexartig sprang Vala zurück und verwandelte sich dabei wieder in einen Wolf. Wo eben noch ein Durchgang war, der lediglich zum anderen Ende der Höhle führte, befand sich jetzt eine silbrig schimmernde Oberfläche, die sich in Wellen von der Mitte nach außen bewegte. Als ob man einen Stein in einen ruhigen See geworfen hätte und beobachtete, wie sich das Muster zum Ufer hin vergrößerte.
Valas Neugier siegte. Mit gesträubtem Nackenfell ging sie vorsichtig auf das Tor zu. Es schien ihr etwas zuzuflüstern, sie zu rufen.
Sie schnupperte. Es roch nach nichts. Sie steckte ihre Nase hinein, um sie gleich wieder zurückzuziehen. Nichts hatte sich verändert.
Vala zögerte. Sollte sie den anderen von ihrer Entdeckung erzählen?
Sie schüttelte sich, holte tief Luft und ging durch die silberne Oberfläche hindurch.
>Was soll schon passieren?<, dachte sie sich.
Plötzlich war es um sie herum stockdunkel. Sie brauchte einen Moment, bis sich ihre empfindlichen Augen an die neue Dunkelheit gewöhnt hatten.
Dann knurrte sie.
Diese Höhle war nicht dieselbe, in der sie noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte. Nicht nur, dass diese Höhle eine andere Form hatte. Der Fels roch anders, bestand also nicht aus dem gleichen Stein wie ihre Höhle. Das silbrige Schimmern war verschwunden und der Torbogen war so dunkel wie vorher. Zwar vibrierte er leise und es waren einige sich bewegende Bilder auf dem Rahmen zu erkennen.
Es waren Bilder ihrer Heimat. Rudel aus Wolfsmenschen, ein Greif, der seine Bahnen am Himmel zog, entfernt ein Drache. Und unten erkannte sie auch Harpyien.
Vala knurrte erneut, diesmal viel aggressiver, verängstigter.
Vorsichtig ging sie zum Höhlenausgang, schnupperte. Die Welt vor der Höhle roch anders. Die Wälder rochen nicht so frisch und feucht, es roch mehr nach Nadelhölzern als nach Laubbäumen. Die Geräusche, die aus dem Wald vor ihr kamen, klangen auch nicht vertraut. Ein leichter Geruch nach Mensch lag in der Luft.
Leise winselnd und mit eingezogenem Schwanz verkroch sie sich in die Höhle und hoffte, dass das Tor wieder silbrig schimmern würde.
Andreas Laurenz sah seine Freundin schmunzelnd an. Zum dritten Mal versuchte Sondra Wieland ihre widerspenstige rote Lockenhaarpracht in eine anständige Frisur zu verwandeln. Jedes Mal scheiterte dieser Versuch an einer einzigen Strähne, die ihr frech aus dem hochgesteckten Haar sprang und dann vor ihrem linken Auge hing. Und bei jedem dieser Versuche wurde sie noch ungeduldiger.
„Ich schneide mir diese Dinger ab! Gleich Montag gehe ich zum Frisör und lasse mir eine flotte Kurzhaarfrisur schneiden. Es reicht!“
Sondras grasgrüne, etwas weit auseinander stehende Augen blitzten wütend auf.
„Ach Süße“, seufzte Andreas und trat hinter sie. Schweigend nahm er eine kleine Haarklemme, drehte die widerspenstige Locke hoch, klemmte sie geschickt und unauffällig fest und griff zu Sondras Haarspray.
„Wie machst du das immer nur?“, fragte Sondra bestürzt, als sie feststellte, dass seine Aktion tatsächlich gelungen war. Andreas grinste breit, zeigte zwei Finger hoch.
„Zwei Schwestern!“, sagten beide gleichzeitig, wobei Sondras Stimme wahrlich ergeben klang.
Liebevoll nahm Andreas Sondra in seine Arme und fuhr mit leicht geöffneten Lippen an ihren schlanken Hals entlang. Als er an ihrem Ohrläppchen angekommen war, vernahm er ein leises Stöhnen. Süffisant grinsend sah er sie an.
„Andi, du weißt genau, was du damit bei mir erreichst“, kiekste sie und ihre Haut schimmerte in bedenklichem Ausmaß.
Seine braunen Augen bohrten sich in ihre grünen. „Wenn das so ist, hör ich lieber damit auf!“
„Nö-hö!“
Andreas lachte, als Sondra ihre Unterlippe nach vorn schob und wie ein Teenager versuchte zu schmollen. „Du weißt, dass das bei mir nicht zieht, mein Herz!“
„Du heizt mich erst an und dann ziehst du den Stecker? Das ist wirklich unfair!“, maulte Sondra.
Andreas schob Sondra grinsend aus dem Bad und die Treppe hinunter. In der Diele des Cottage stand eine Reisetasche, die mit dem nötigsten für eine Übernachtung gepackt war. Seufzend zog Sondra ihre braunen Lederstiefel an, die perfekt zu dem wadenlangen, weit schwingenden braunen Rock passten. Andreas verzichtete diesmal auf seine heißgeliebten Turnschuhe und zog braune Halbschuhe an. Dann half er seiner Freundin in den Trenchcoat, bevor er seine Lederjacke anzog.
„Wir können ja heute Nacht in meinem Zimmer weiter machen“, sagte er und lächelte vielsagend.
„Im Haus deiner Eltern?“, fragte Sondra entgeistert. „Das ist selbst mir peinlich und das weißt du auch.“
Andreas kicherte. „Lass uns losfahren, ich möchte im Gestüt sein, bevor es dunkel wird.“
Sie ließen Sondras Oldtimer, einen VW-Käfer aus den 1970er Jahren in der Garage stehen. Andreas hatte sich vor einem Jahr von seinem alten Golf getrennt und zusammen hatten sie sich einen Tuareg gekauft. Er war groß, solide und bequem.
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