Doch Eric nickte ihr anerkennend zu. »Wow! In meinem kleinen Mädchen schlummern ungeahnte Kräfte!«
Er klappte die Tür des Tresors zur Seite und griff nach dem Inhalt. Neben einer Waffe, diversen gefälschten Pässen und etlichen wertvollen Schmuckstücken enthielt er vor allem eines, Papiere und Unterlagen. Schnell überflog Eric den Inhalt der Schriftstücke, wunderte sich noch beiläufig über die seltsame Konsistenz des Papieres und schüttelte dann enttäuscht den Kopf.
»Das ist alles kodiert! Das bringt uns hier jetzt nicht weiter. Ich werde alles abfotografieren und dann an die Jungs von der Inneren weiterleiten. Das müssen die entschlüsseln!«
Er zückte sein Smartphone und lichtete die erste Seite ab. Ungläubig starrte er auf den kleinen Bildschirm.
»Verfluchte Scheiße!«, zischte er wütend.
»Was ist?«, fragte Kathryn.
»Dieser Drecksack verwendet Spezialpapier. Das lässt sich weder fotografieren noch kopieren! Das hätte ich ihm nach dem Rest seiner ungenügenden Sicherheitsmaßnahmen gar nicht zugetraut. So ein verfuckter Bullshit! Mitnehmen geht nicht. Das ist viel zu auffällig und gefährlich!«
»Geh mal zur Seite!«, verlangte Kathryn und pikste ihn verschwörerisch in den Arm. Bevor sie seinen fragenden Blick beantwortete, nahm sie ihm schon einen Stapel Papiere aus der Hand, hielt sie in den Schein der Lampe und ließ ihre Augen blitzschnell darüber wandern. Bereits nach wenigen Sekunden legte sie das erste Blatt zur Seite und betrachtete intensiv das nächste. Eric hob ungläubig die Augenbrauen.
»Was?«, grinste sie ihn zwinkernd an. »Mir kann auch dieses komische Spezialpapier nichts.«
Schweigend arbeiteten sie die gesamten Unterlagen durch. Während Kathryn ihr Augenmerk auf den Inhalt warf, sorgte Eric dafür, dass alles wieder an seiner gewohnten Stelle landete, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Nach fast einer Stunde schlossen sie die Tür des Arbeitszimmers hinter sich. Eric begleitete Kathryn zu dem Gästezimmer. Auch wenn Gordon nicht zuhause war, in ihr eheliches Schlafzimmer wollte sie im Moment nicht zurück. Im Dunkel der Nacht zog Eric sie nochmal in seine Arme. Lautlos legte er seine Lippen auf ihren Mund und küsste sie zärtlich. Auch wenn sein Schwanz anderer Meinung war, musste er sich für den Moment verabschieden. Es war zu gefährlich im Haus. Sie durften nicht entdeckt werden. Dabei würde er sie jetzt liebend gerne weiter im Arm halten.
Warmduscher! Du möchtest sie hemmungslos vögeln, bis sie deinen Namen schreit und dann bewusstlos zusammenbricht! Gibs doch einfach zu!
Er riss sich zusammen, auch wenn seine Erektion schmerzte. »Gute Nacht, kleine Kath! Schlaf gut ... und ... Danke!«
***
Kapitel 7
Am nächsten Morgen riss das Telefon Eric aus dem Schlaf. Nach dem Einbruch in Allisters Büro und der intensiven Nähe zu Kathryn, waren ihm tausend Gedanken durch den Kopf geschwirrt und er hatte lange keinen Schlaf gefunden.
Mühsam öffnete er nun die Augen und angelte nach seinem Telefon. »Ja!«, brummte er schlaftrunken.
»Guten Morgen! Du willst doch wohl mit deiner munteren Ansage nicht kundtun wollen, dass ich dich noch im Bett antreffe?« Russell freute sich diebisch, seinem Freund die Störung vom vergangenen Abend heimzahlen zu können.
»Scheiße, ja Mann! Wie spät ist es denn?«
»7.30 Uhr!«, verkündete Russel fröhlich.
»Boah, spinnst du? Was willst du?«, stöhnte Eric ins Telefon.
»Nana, mal ein wenig freundlicher, wenn ich mir schon wegen deiner Tussi die halbe Nacht um die Ohren schlage, um etwas über sie herauszufinden! Ganz abgesehen davon, dass du mir gestern Abend fast die Session versaut hättest! Um ein Haar wäre ich gekommen, bevor ich meine kleine freche Sub ausgiebig bespielen konnte!«
Eric war schlagartig wach und setzte sich auf den Rand des Bettes. Er angelte nach seinen Klamotten und zog sich mit eingeklemmtem Hörer nebenbei an. Um seinem Freund nicht zu zeigen, wie wichtig ihm die Neuigkeiten über Kathryn wirklich waren, neckte er ihn zunächst.
»Oh, verzeih alter Mann! Ich wusste nicht, dass es um deine Potenz schon so schlecht steht. Ich hoffe, es wurde trotzdem noch ein schöner Abend?«
»Doch, kann man so sagen! So hatte ich wenigstens einen triftigen Grund, mein Kätzchen ordentlich zu bestrafen! Sie wird vermutlich die nächsten Tage nicht gut sitzen können.«, mit blitzenden Augen dachte er an die leuchtend roten Striemen, die nun den kleinen Arsch seiner Gespielin zierten.
»Alter Sadist!«, bemerkte Eric trocken und überlegte, wie wohl solche Verzierungen auf Kathryns Hinterteil aussehen würden.
»Danke für das Kompliment!«, erwiderte Russell trocken.
»Okay, nun raus mit der Sprache, was hast du über Kathryn herausgefunden?«
»Warte!«, Russell griff nach einem Blatt Papier und begann vorzulesen, »Kathryn Allister, geborene Robertson, Alter: 28 Jahre, eine Schwester, 17 Jahre. Vater gestorben als sie 14 war, Mutter hat kurz darauf wieder geheiratet, den ziemlich dubiosen Geschäftsmann Maxwell Saunders. Der taucht auch in unseren Unterlagen auf. Wir wissen aber noch nicht, welche Rolle er wirklich in der Organisation spielt. Er ist ziemlich undurchsichtig. Kathryns Mutter starb vor 11 Jahren auf etwas mysteriöse Weise ...!«
»Was meinst du damit?«, unterbrach ihn Eric.
»Soll heißen, im Totenschein wurde Herzversagen eingetragen. Sie war aber laut ihren regelmäßigen Arztberichten kerngesund. Und ...! «, Russel machte eine kurze Pause, » …den Totenschein hat seltsamerweise nicht ihr Hausarzt, sondern ein gewisser Dr. Daniel Morris ausgestellt. Morris ist eigentlich Chirurg und war zu dem Zeitpunkt offensichtlich nicht mit der Familie Robertson-Saunders bekannt. Also mach dir selbst einen Reim drauf!«
»Das riecht verdächtig nach Vertuschung!«
»So sehe ich das auch! Aber weiter im Text. Saunders erhielt das Sorgerecht für die beiden Mädchen und wurde gleichzeitig als Verwalter ihres doch ziemlich beträchtlichen Erbes eingesetzt.«
»Und wie kommt dann dieses Arschloch Allister ins Spiel?« Eric klopfte nervös mit den Fingerspitzen auf seinen Oberschenkel.
»Tja, er hat Kathryn zwei Tage nach ihrem achtzehnten Geburtstag geheiratet. Da war er bereits vierzig. Nicht dass ich das jetzt grundsätzlich verurteilen würde, meine kleine Sub ist auch wesentlich jünger als ich. Aber ob ein, bis dato zart behütetes Mädchen aus einer angesehenen Londoner Upperclass-Familie schon überreißt, was es bedeutet, einen doppelt so alten Ehemann zu haben, noch dazu so einen Widerling, wie Allister, entzieht sich meinem Glauben.«
»Du meinst, sie haben sie dazu genötigt?«
»Durchaus möglich!
»Aber aus welchem Grund? Und vor allem, mit welchem Druckmittel?«
»Das, mein Freund solltest du sie fragen oder selbst herausfinden!«
»Gut! Danke Dir, Russ! Ich muss jetzt Schluss machen!«
»Keine Ursache! Pass auf und sei vorsichtig!«
»Werde ich beherzigen!«
*
Noch vor Tagesanbruch war Kathryn aufgestanden und hatte sich an ihren Laptop gesetzt. Sie konnte keine Minute länger schlafen. Viel zu aufgewühlt waren ihre Emotionen. Mit geschlossenen Augen tippte sie Buchstabe für Buchstabe und Ziffer für Ziffer aus ihrem Gedächtnis ab. Ihre Finger flogen, wie von selbst über die Tastatur. Sie war in ihrem Element. Der Inhalt entzog sich zwar ihrer Kenntnis, aber das war auch nicht von Nöten. In unendlich langen Schleifen zogen sich die Lettern durch ihren Kopf und waren jederzeit abrufbar. Erst als ihr Nacken schmerzte, wurde sie sich bewusst, dass sie bereits seit mehreren Stunden schrieb. Aber immerhin war bereits die Hälfte aller Dokumente niedergeschrieben. Schnell speicherte sie die Seiten auf einem Stick, um sie dann auf dem Laptop wieder zu löschen. Den Stick ließ sie in ihrer Hosentasche verschwinden. Sie würde ihn Eric nachher beim Frühstück zustecken.
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