„Wenn es so nicht geht, vielleicht schmilzt er, wenn er meine süßen Herzchen sieht“, sagte das Elfchen und schnell pflückte es von dem Herzerlstock einige der schönsten Herzblumen-Zweige. Dann flog es wieder zurück zu dem Schneehaufen und sagte: „Schau mal, was ich für dich habe, ich gebe dir ganz viele Blumenherzen, nur für dich.“
„Was, für mich?“, fragte erstaunt der Schneehaufen.
Da nickten alle Blumen-Elfen ganz herzlichst. „Ja, für dich.“
„Oh wie schön, oh vielen Dank“, rief der Schneehaufen ganz gerührt und vor lauter Glück und Freude schmolz er dahin. Er wurde kleiner und kleiner, bis nur eine kleine Pfütze von ihm übrigblieb.
Und der Schatten? Ach, der wurde auch immer kürzer, das kam dadurch, dass die Sonne immer höher und höher kletterte. Ach, wie schön …
„Na, ich weiß nicht, ob es nun Frühling wird oder nicht!“, seufzte der Weidenbusch bei dem Bächlein, das sich so gar nicht munter bewegen wollte.
„Murmel, murmel“, murmelte das Bächlein, „ich zweifle auch schon einige Zeit, denn mir ist noch so kalt und ich fühle mich so starr und eingeengt. Ich kann so gar nicht über die Steinchen hüpfen oder gar über meine eigenen Wellen springen. Brrr, viel zu kalt.“
Da wehte verdorrtes Laub zu dem Weidenbusch und blieb zwischen seinen Wurzeln liegen.
„Erzählt, erzählt schon, habt ihr da droben auf der Wiese den Frühling schon gesehen?“, fragte der Weidenbusch das Laub.
„Nein, eigentlich nicht“, raschelte das trockenen Laub, „nein, nur Schnee und der Nordwind blasen einem durch und durch. Lauter Löcher hat er in uns hineingeblasen.“
„Hm“, machte der Weidenbusch, „der Winter will einfach nicht weichen. Wir müssen den Frühling holen, aber wie?“
„Du musst den Anfang machen“, murmelte das Bächlein, „schlage einfach deine Kätzchen aus.“
„Nein, dazu ist es noch viel zu kalt“, rief der Weidenbusch, „ausgeschlossen.“
„Papperlapapp, deine Kätzchen haben ein dickes Samtjäckchen an, die erfrieren nicht so leicht. Wenn du nicht den Anfang machst, wer soll es dann tun?“, plätscherte nun aufmunternd das Bächlein.
„Nun ja, ich kann’s ja mit ein paar Kätzchen probieren“, meinte der Weidenbusch und da öffneten schon einige Zweige ihre Knospen, sodass einige kleine, glänzende, samtweiche Kätzchen vorwitzig herauslugten.
Und kaum hatten sich die Weidekätzchen geöffnet, da kam auch schon eine sehr hungrige Hummel herbeigeflogen.
„Summm, summm, summm“, summte sie freudig, „endlich süßer Nektar, ich hatte ja schon so einen großen Hunger. Das muss ich gleich den Blumenelfen erzählen, na die werden sich freuen. Die sitzen ganz traurig unter einem Schneehaufen und frieren.“
Und das tat Frau Hummel, die Blumenelfen sprangen sofort unter dem Schneehaufen hervor und flogen hinunter zu dem Weidenbusch, um die Kätzchen zu sehen.
„Tatsächlich“, rief das Schneeglöckchen-Elfchen, „wie schön, ich glaube, der Frühling hat nun wirklich angefangen. Lasst uns singen und tanzen, ihr Elfenschwestern, sodass der Frühling hierbleibt und den Winter verjagt.“
Und das taten die kleinen Blumenelfen, sie tanzten auf dem Schnee, sie sangen Frühlingslieder und riefen die Sonnenstrahlenkinder herbei.
Da schmolz der Schnee und grünes Gras und kleine Pflänzchen sprießten hervor, reckten und streckten sich im warmen Sonnenschein.
Es dauerte auch nicht lange, da flatterten die ersten Schmetterlinge herbei und die Marienkäferchen krochen unter dem Laub hervor.
„Der Frühling, der Frühling ist gekommen“, rief es nun aus allen Ecken und Enden: Sogleich schlugen die ersten Frühlingsblumen ihre Augen auf. Das Bächlein hüpfte und sprang übermutig über Stock und Stein und der Weidenbusch war nun über und über besäht mit seinen weichen, flauschigen Kätzchen, zur großen Freude der Hummeln und Schmetterlinge.
„Wie gut, dass du den Anfang gemacht hast“, murmelte abends das Bächlein im Vorüberziehen.
„Ach ja“, lächelte der Weidenbusch, „einer muss ja den Anfang machen!“
Kaum war der Frühling im Land, da breitete die Wiese ihren schönsten bunten Blumenteppich aus. Zuerst kamen die Schneeglöckchen, dann die vielen, vielen Krokusse, etwas später die Schlüsselblumen und nun die Vergissmeinnicht, die Dotterblumen und auch der rote süße Klee.
„Wie schön!“, riefen die Schmetterlinge. „Wie herrlich!“, riefen die dicken Hummeln und Bienen und stürzten sich sogleich auf den roten Klee, in dem der süße Nektar reichlich vorhanden war.
Da saß auch gemütlich das rote Klee-Elfchen auf einem Kleeblatt und freute sich ihres Lebens und an den warmen Sonnenstrahlen.
Sie hörte das Summen der Hummeln und Bienen, lauschte interessiert dem Klatsch der Schmetterlinge zu und ließ sich umschmeicheln von dem lauen Frühlingswind.
Plötzlich hörte sie jemanden „juhu“ rufen.
Da erschien auch schon zwischen den Grashalmen ein kleines, süßes Elfenkind. Na ja, ein richtiges Elfenkind war es eigentlich nicht. Nein, es war mehr ein Käferlein-Elfchen, es trug ein rotes Wämslein mit schwarzen Punkten und eine schwarze Mütze mit links und rechts je einem weißen Punkt. Aus der Mütze ragten zwei zarte Fühler, wie Käfer oder Schmetterlinge sie haben. Aber es hatte zwei schöne weiße Flügelchen, also konnte es auch fliegen.
„Schau doch mal, was ich gefunden habe!“, rief das kleine Käferlein-Elfchen und zeigte dem Klee-Elfchen ein Kleeblatt.
Da lachte das Klee-Elfchen und sagte: „Na, sag mir erst einmal, wer du bist, meine Kleine!“
„Oh, verzeih, dass ich mich nicht vorgestellt habe, ich bin Mariechen, ein Marienkäfer-Elfchen, und meine Kinderlein sind natürlich die Marienkäfer. Aber schau doch mal, was ich hier bei dir gefunden habe“, rief Mariechen ein bisschen ungeduldig.
„Na, das freut mich, dass ich ein Marienkäfer-Elfchen jetzt kennenlernen darf. Ich habe noch nie von dir gehört, aber sei mir von Herzen Willkommen“, sagte das Klee-Elfchen und nickte leicht mit ihrem Kopf.
„Ja, aber sieh doch, so schau doch mal, was ich gefunden habe, so schau doch endlich“, rief nun laut das Mariechen und wedelte mit einem Kleeblatt vor den Augen des Klee-Elfchen herum.
Nun musste dieses wohl hingucken, aber sie sah nur ein grünes Kleeblatt, mehr nicht. „Ja, ich sehe es, aber hier sind ganz viele, viele Kleeblätter, so sag mir doch, was dich so fasziniert an diesem Kleeblatt?“, fragte die Elfe.
„Ja siehst du denn das nicht?“, schrie nun das Mariechen. „Es ist ein vierblättriges Kleeblatt. Und soviel ich weiß, bringt ein vierblättriges Kleeblatt Glück. Gerade du müsstest das wissen!“
„Ach so“, lachte nun das Elfchen laut, „das meinst du, ja nun verstehe ich.“
„Na endlich“, seufzte Mariechen, „bringt es Glück oder nicht? Du musst es ja wissen.“
„Ja weißt du, mit dem Glück ist es so eine Sache. Ich kann dir nicht sagen, ob dir das vierblättrige Kleeblatt Glück bringt, es liegt nur an dir. Wenn du fest daran glaubst, dass dir das Kleeblatt Glück bringt, dann bringt es dir auch Glück, so einfach ist das.“
„Aha, so ist das, naja, ich glaube auf jeden Fall, dass mir das Kleeblatt Glück bringt. Ach was, ich weiß es ganz sicher“, lachte Mariechen und überglücklich flog sie mit dem vierblättrigen Kleeblatt davon.
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