Regungslos lag Marks Körper vor der Säule auf den körnigen Asphalt. Die Türen der S-Bahn schlossen sich geräuschlos. Sekunden später fuhr der Zug los. Als das hintere Ende des Zuges gerade den Bereich des Bahnsteigs verlassen hatte, verlosch die komplette Beleuchtung im Inneren des Zuges. Zuletzt waren die blutroten Rücklichter der S-Bahn zu sehen, als diese im Dunkel der Nacht verschwand. Das Signal vor dem Bahnsteig, rechts von den Gleisen sprang auf Rot. Doch auf der Aufnahme dieser Nacht der Videoüberwachung war der Zug nicht zu sehen. Und im Fahrplan war für fünf Uhr und eineinhalb Minuten auch kein Zug aufgeführt. Ein kühler Wind strich über den menschenleeren Bahnsteig und wirbelte Staub und lose Blätter auf. Schatten huschten an Mark vorbei und der S-Bahn hinterher. Passagiere die irgendwann den letzten Zug verpasst hatten und nie angekommen waren. Doch in der Dunkelheit geriet eine Seele in Gefahr und Mark alleine würde sie retten können. Noch war die Zeit auf seiner Seite. Doch mit jedem Atemzug verstrichen die Sekunden und der Countdown war schon längst gestartet. In dieser Nacht wurden die Weichen gestellt im Leben von sechs Menschen, die sich zuvor in dieser Konstellation noch nicht begegnet waren. Doch das Schicksal führt sie zusammen. Es beginnt, hat bereits begonnen.
Hustend erwachte Mark Minuten später. Sein Kopf dröhnte, drohte jeden Moment zu zerplatzen. Er lag mit dem Gesicht auf dem Asphalt, spürte zwischen Nase, Lippen und Boden etwas feuchtes, Warmes. Er hob seinen Kopf und berührte mit seinen Fingern vorsichtig die Stelle zwischen Nase und Oberlippe. Obwohl er das Schlimmste befürchtete, ließ ihn der Schmerz zusammenzucken. Als er seine Finger betrachtete, sah er Blut. Es dauerte Minuten bevor er sich auf seinen Knien und den Händen aufgestützt, halbwegs aufgerappelt hatte. Was für ein Alptraum. Es gelang ihm sich an der Säule, gegen die er geknallt war, weiter hochzuziehen, bis er aufrecht stand. Seine Knie zitterten unter dem Gewicht seines Körpers. Sein Kopf, sein Nacken, alles schmerzte. Er lehnte seine Stirn an das kalte Metall der Säule. Es gelang ihm ein Taschentuch aus der Tasche seiner Jeans zu ziehen und unter seine Nase zu drücken.
Er hatte doch gar keine Drogen genommen. Oder hatte ihm jemand was in seinen Drink gemischt? Oder…? Nein, den Gedanken wollte er gar nicht zulassen. Das konnte nicht passiert sein.
Er hob seinen Kopf um zu sehen an welcher Haltestelle er sich befand. Verschwommen erkannte er die weißen Buchstaben auf dunkelblauem Grund. Langendreer. Er war tatsächlich nur zwei Haltestellen gefahren. Ihm war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Noch immer konnte er den Gestank der Alten riechen, sah ihr schrumpeliges, dreckiges Gesicht direkt vor seinem, konnte sogar ihren heißen, fauligen Atem auf seiner Wange spüren.
Mark versuchte sich einzureden, dass das alles nicht passiert war, dass es nur seiner Fantasy entsprungen war. Doch er wusste es besser. Sie hatte gesagt, dass er Jessy zurückbekommen würde. Doch wollte er das nach dem Streit am Abend mit ihr überhaupt noch. Er erinnerte sich an ihr mädchenhaftes Gesicht. Sie sah so viel jünger aus, als sie tatsächlich war, seine Prinzessin. Strahlend blaue Augen, blonde Locken, und die feinen Grübchen, die sich in ihrem Gesicht zeigten, wenn sie lächelte.
Doch wer war die andere Frau von der die Alte gesprochen hatte?
Mark war sich nicht sicher, ob er ihr überhaupt glauben konnte. War es nicht reiner Zufall gewesen, dass sie sich überhaupt getroffen hatten? Oder hatte die Alte etwa auf ihn in der S-Bahn gewartet, gelauert? Aber wie konnte sie wissen, dass er gerade diesen Zug nehmen würde? Viel zu viele Fragen und doch hatte Mark das Gefühl, dass er diese mysteriöse Sache nicht einfach so abhaken konnte, sollte. Im lief es immer noch eiskalt den Rücken hinunter, wenn er darüber nachdachte. Doch vielleicht war es im Moment einfach besser nach Hause zu kommen. Er konnte vor Müdigkeit kaum noch geradestehen und die Schmerzen in seinem Kopf trieben ihn geradezu in den Wahnsinn. Er hoffte nur, dass er überhaupt schlafen konnte. Auf jeden Fall sollte ich mir noch ein Aspirin reinziehen, bevor ich versuche Schlaf zu finden, dachte Mark, schleppte sich zu einer Bank und wartete auf die nächste Bahn, die ihn endlich nach Hause bringen sollte.
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