Alle Rechte beim Autor: Leon Specht, 2012
2. Auflage, 2017
Umfang:
Ca. 28.000 Wörter
Ca. 177.000 Zeichen
Ca. 200 Seiten im Diogenes-Format
Bildnachweis: Werner Ost
Vom Autor bisher erschienen:
Kepler-22b: Außerirdisches Leben entdeckt! 2011
Der stille Schrei. 2012
Das dunkle Echo. LTMs erster Fall. 2014
Die schöne Blinde. LTMs zweiter Fall. 2015
Das letzte Mal. LTM in Kur. Kurzgeschichte. 2015
Das erste Mal. LTM in Gefahr. Kurzgeschichte. 2015
Für Otto
Personen und Handlung sind frei erfunden, und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.
Oder gewollt?
Die Phantasie eines Schriftstellers ist grenzenlos oder sollte ohne Grenzen sein. In meinen SciFi-Kurzgeschichten, meinen beiden ersten Krimis und nicht nur dort, habe ich die mystische Erfahrung gemacht, dass sich Phantasie und Wirklichkeit bisweilen vermischen und auf dem Zeitstrahl mäandernd verschwimmen. Wo bzw. wann ist die Ursache? Wann bzw. wo folgt die Wirkung? Manchmal scheinen die uns vertrauten Gesetze der Kausalität irgendwie anders zu verlaufen und sich zu verdrehen. So auch in dieser Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
Impressum Impressum Alle Rechte beim Autor: Leon Specht, 2012 2. Auflage, 2017 Umfang: Ca. 28.000 Wörter Ca. 177.000 Zeichen Ca. 200 Seiten im Diogenes-Format Bildnachweis: Werner Ost Vom Autor bisher erschienen: Kepler-22b: Außerirdisches Leben entdeckt! 2011 Der stille Schrei. 2012 Das dunkle Echo. LTMs erster Fall. 2014 Die schöne Blinde. LTMs zweiter Fall. 2015 Das letzte Mal. LTM in Kur. Kurzgeschichte. 2015 Das erste Mal. LTM in Gefahr. Kurzgeschichte. 2015
Vorwort Vorwort Personen und Handlung sind frei erfunden, und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig. Oder gewollt? Die Phantasie eines Schriftstellers ist grenzenlos oder sollte ohne Grenzen sein. In meinen SciFi-Kurzgeschichten, meinen beiden ersten Krimis und nicht nur dort, habe ich die mystische Erfahrung gemacht, dass sich Phantasie und Wirklichkeit bisweilen vermischen und auf dem Zeitstrahl mäandernd verschwimmen. Wo bzw. wann ist die Ursache? Wann bzw. wo folgt die Wirkung? Manchmal scheinen die uns vertrauten Gesetze der Kausalität irgendwie anders zu verlaufen und sich zu verdrehen. So auch in dieser Geschichte.
Prolog Prolog „Leon, ich muss dir eine verrückte Geschichte erzählen. Ja, sie ist wirklich verrückt. Ich bin schuld an einem Verbrechen.“ Meine Augen weiteten sich. Er registrierte es und zuckte hilflos, gar nicht seine Art, die Schultern. „Und ganz paradox: in Ausübung meines Asklepios-Eids.“ Dann spannte er aber seine Schultern und fuhr auf seine souveräne und so einzigartige Art fort. „Also, hör zu und mach etwas draus. Eines Tages kam eine Klientin zu mir und trug mir ihr Leid vor. Ihr Mann behandle sie sehr schlimm. Er schlage und vergewaltige sie. Sie wisse nicht mehr ein und aus. Über die Jahre sei sie innerlich fast zerbrochen, habe sich aufgegeben. Aus Kompensation habe sie sich Kummerspeck angefressen, fast 20 Kilogramm. Jetzt leide sie doppelt.“ Das Sonnenlicht fiel schräg auf sein lebensgegerbtes Gesicht und hob die tiefen Falten plastisch hervor. Er schwieg. Ich wusste, dass ich ihn in seiner Erzählung nicht unterbrechen durfte. Gleich fuhr er auch fort. „Also sagte ich der Frau, wie sie abnehmen solle und überhaupt in Bewegung kommen würde. Damit würde sie ihre Probleme lösen. Das viel anspruchsvollere Thema mit ihrem Mann wollte ich dann in der zweiten Sitzung angehen. Ich gab ihr einen zweiten Termin. Aber sie kam nicht.“ Er machte wieder eine Pause. „Auch die nächsten Wochen und Monate meldete sie sich nicht. Irgendwann vergaß ich sie im Strom der immer wieder neuen Patienten und ihrer größeren und kleineren Probleme. Bis eines Tages dieselbe Frau erneut in meine Praxis kam. Ich erkannte sie zunächst nicht. Und dann erzählte sie mir die Geschichte, was sie mit ihrem Mann angestellt hatte, weil ich ihr das so empfohlen hätte.“
Feuerstreifen
Fragestunde
Frankfurt
Burgjoss
Lisa
Tim
Karl
Pulsfrequenz
Kaviarspaghetti
Amnesieverlust
Mordauftrag
Morgenstund
Landrat
Zerwürfnis
Verhör
Qualen
Seelenkater
Glück
Gelnhausen
Testament
Präludium
Sonntag
Frankfurt Marathon
Reset
Übergang
Kein Epilog
„Leon, ich muss dir eine verrückte Geschichte erzählen. Ja, sie ist wirklich verrückt. Ich bin schuld an einem Verbrechen.“
Meine Augen weiteten sich. Er registrierte es und zuckte hilflos, gar nicht seine Art, die Schultern. „Und ganz paradox: in Ausübung meines Asklepios-Eids.“
Dann spannte er aber seine Schultern und fuhr auf seine souveräne und so einzigartige Art fort. „Also, hör zu und mach etwas draus. Eines Tages kam eine Klientin zu mir und trug mir ihr Leid vor. Ihr Mann behandle sie sehr schlimm. Er schlage und vergewaltige sie. Sie wisse nicht mehr ein und aus. Über die Jahre sei sie innerlich fast zerbrochen, habe sich aufgegeben. Aus Kompensation habe sie sich Kummerspeck angefressen, fast 20 Kilogramm. Jetzt leide sie doppelt.“
Das Sonnenlicht fiel schräg auf sein lebensgegerbtes Gesicht und hob die tiefen Falten plastisch hervor. Er schwieg. Ich wusste, dass ich ihn in seiner Erzählung nicht unterbrechen durfte. Gleich fuhr er auch fort. „Also sagte ich der Frau, wie sie abnehmen solle und überhaupt in Bewegung kommen würde. Damit würde sie ihre Probleme lösen. Das viel anspruchsvollere Thema mit ihrem Mann wollte ich dann in der zweiten Sitzung angehen. Ich gab ihr einen zweiten Termin. Aber sie kam nicht.“
Er machte wieder eine Pause. „Auch die nächsten Wochen und Monate meldete sie sich nicht. Irgendwann vergaß ich sie im Strom der immer wieder neuen Patienten und ihrer größeren und kleineren Probleme. Bis eines Tages dieselbe Frau erneut in meine Praxis kam. Ich erkannte sie zunächst nicht. Und dann erzählte sie mir die Geschichte, was sie mit ihrem Mann angestellt hatte, weil ich ihr das so empfohlen hätte.“
Er schlug noch einmal zu. Und wieder. Der Lederriemen zischte auf meinen Rücken und hinterließ eine Brandspur. Ich wimmerte leise in mich hinein und zählte die Schläge, um mich abzulenken und den Schmerz zu verdrängen. Wimmern statt schreien. Früher hatte ich geschrien. Die körperlichen Schmerzen. Die seelischen Qualen. Je lauter ich schrie, umso stärker schlug er zu. Also lernte ich, leiser zu schreien. Je stiller ich schrie, umso weniger heftig prügelte er auf mich ein. Konnte man still schreien?
Inständig hoffte ich, dass er sich so sehr verausgaben und ihm dann die Kraft oder Lust fehlen würde, mich danach auch noch zu vergewaltigen. Lieber ein brennender Rücken als seinen stinkenden Atem in meiner Nase und seinen ekelerregenden Körper auf meinem.
Beim letzten Mal hatte ich etwas Neues ausprobiert, seinen Schlägen irgendwie zu entkommen. Es war eine Mischung aus Verzweiflung, Hilflosigkeit und Scham, die mich zu dieser verrückten Idee geführt hatte. Ich erinnerte mich daran, dass ich als Jugendliche mit Freunden das Ohnmachtspiel entdeckt hatte. Als 12-Jährige war ich mehr mit den Jungs aus meiner Klasse unterwegs, die mich immer noch akzeptierten, obwohl ich ein Mädchen war. Aber schlank und rank, noch keinerlei Brustansätze zu sehen und eine ganz Wilde, war ich ihnen lieber als manch männlicher, aber merkwürdigerweise recht zart besaiteter Altersgenosse. Schließlich schreckte ich auch vor keiner Mutprobe zurück und war in vielen Spielen den Jungs ebenbürtig oder sogar überlegen. Wir tollten und liefen herum, und ganz oft war ich die Schnellste und Wendigste.
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