Eingefügt sei, dass die Deutsche Bank trotz Bankdesaster 2009 und 2010 wieder enorme Zugewinne zu verzeichnen hatte: Ich glaube sagen zu können, dass dies mehr als ein Bekenntnis ist. Es ist Mehr-Wert.
Menschen fühlen zwar, dass so einiges in ihnen und in ihrem Leben nicht stimmt, aber sie wissen nicht, wo und wie sie den Hebel ansetzen können. Der Hebel wird bekannterweise von Oben für Unten angesetzt und da ist die Interessenslage eine andere, als diejenige, für die ich schreibe: Ich schreibe für alle menschlichen Wesen, also auch für diejenigen Oben. Aus meiner Betrachtungsebene mit Blick auf das menschliche Wesen spiegelt die Einteilung in Oben und Unten nur zwei Seiten derselben Medaille. Diese beiden Kategorien sind wirtschaftspolitisch vorgegeben und zunächst von mir als vorgegebene gesellschaftliche Verhältnisse aufzugreifen. Ich bemühe mich, ideologiefrei für das menschliche Wesen zu schreiben. Aber der Kapitalismus ist nicht ideologiefrei. Dafür kann ich nichts, sondern diejenigen, die sich mit ihm insofern prozentual identifizieren, um ihn zur Existenzsicherung des nackten Lebens oder überdurchschnittlicher Bereicherung zu benutzen.
Was dies für das menschliche Wesen in heutiger Zeit bedeutet, möchte ich hinsichtlich ausgewählter Ausschnitte in der Hoffnung beleuchten, dass sie einer Wertediskussion und Wertereflexion nützlich sein mögen. Die von mir entfaltete Sichtweise ist unabhängig von geltenden Macht- und Kapitalverhältnissen gewünscht, aber sie zeigt sie auf. Und man darf doch aufzeigen, was jedem auf die Füße fällt, was in Zeitungen, Medien und im eigenen Leben ablesbar ist – oder?
Folgedessen ist Moral und Ethik für ein menschliches Wesen die Quelle, aus der alles Folgende zusammengetragen wird. Auf diesem Weg entlang der Quelle versperren Tabus den Zugang zum menschlichen Wesen und entstellen es. Trennung bewirkt einen Körper hier und Geist und Seele da. Meine Bücher zur Heillosen Kultur sind im Sinne einer
Notoperation
zu verstehen, um das zerstückelte menschliche Wesen zumindest ansatzweise vor der Häckselmaschine des kapitalistischen Wettbewerbs zu retten und hervorlugen zu lassen. Statt es in Codes verstreut auf Datenbanken weiteren guten Ideen, wie man Geld und Kapital aus ihm schlagen und weiter zerpflücken kann, zuzuführen, in dem ich und andere Menschen schweigen.
Die Ursachen hätten viel früher benannt werden und die Behandlung hätte bereits viel früher einsetzen müssen. Nicht florierende und gewinnträchtig ersonnene Ganzheitlichkeit ist gefragt, sondern Heilung.
Anstelle handlicher „Halbtabuisierung“ oder analoger „Halbwahrheiten“ im Kapitalismus, a` la, „Wir üben ja schon Selbstkritik und kritisieren ja auch den Kapitalismus“, muss Auflösung dieser halbgaren Kapitalismusdebatte erfolgen. Pars pro toto Enttabuisierung aller möglichen Tabus anstelle des tatsächlich notwendig zu brechenden Tabus, nämlich, was das Wesen des Kapitalismus ist, hilft in der Gegenwart nicht mehr. Wird nicht offen gelegt, was geheim bleiben soll, werden Tabus ganz anderer Art gebrochen werden, die als spiegelbildlicher Prozess zum gleichen Ergebnis wie der Kern der Ideologie des Kapitalismus führen: Zerstörung durch Entartung des Menschen. Entsprechende Formen perverser Gewalt und Kommunikation in Leben und beruflichem Alltag sind bereits gelistet und tagtäglich mit Menschen schädigenden Folgen zu ergänzen. Terrorismus in vielen Formen ergänzt und rundet das Bild kapitalistischen Ordnungserhaltes ab. Dabei ist nicht nur derjenige als Terrorist zu verstehen, der Bomben wirft oder dies beabsichtigt und was kein Mensch will, sondern auch derjenige, der Regeln und Kontrollen ersinnt, die Intimität und generell Privatleben und/oder aus Gewinnstreben Millionen von Menschen Existenz und/oder Leben verunmöglicht.
Freiheit und Sicherheit werden auf diese Art und Weise aufgelöst. In so einer Ordnung kann das menschliche Wesen nur schwerlich das menschliche Wesen erkennen, weil Misstrauen und Verfolgungsgedanken erzeugt werden.
Es ist notwendig, Entwicklungen im Kapitalismus zu beleuchten und deren Folgen im Leben von Menschen aufzuzeigen, damit Menschen wissen, in welchen Regionen tatsächlich Veränderungen existenziell zum Erhalt des menschlichen Wesens notwendig sind: Es ist existenziell wichtig, zu wissen, wie der Kapitalismus seinen Kern in Fleisch, Blut, Zellen und Gene von Menschen übergehen lässt.
Anstelle von Halbdemokratie nach dem Motto „Sagen Sie Ihre Meinung“ und „Jeder darf seine Meinung sagen“, dann sagen wir Ihnen, wie wir das sehen, etwa „Verlassen Sie doch die Bühne oder das Studio oder legen Sie Ihren Job nieder“ und „Sie sind ja höchst gefährlich, wenn Sie diese oder jene Meinung haben und müssen nun aber kontrolliert werden“ muss Gespräch und Reflexion über eine ungespaltene Werteordnung stattfinden. Die Wende des Kapitalismus der letzten Jahre assoziiert ein „Ende“ des Kapitalismus, die falsche Vorstellungen etabliert, die einem angemessenen Prozess der Reflexion von Werten im Wege stehen. Kein Stirb- und Werdeprozess ist mit Halbwahrheiten und Halbtabus zu bestreiten:
Endlichkeit alter Vorstellungen, Strukturen und Inhalte
ist Endlichkeit und nicht das Gegenteil, nämlich Unendlichkeit.
Diese Umbenennungen und Verkehrungen mittels Kommunikation lieben Verteidiger des Kapitalismus und sind aufzudecken. Dafür braucht man Offenheit, die eine Öffnung für das menschliche Wesen schafft. Dafür muss aufgezeigt werden, was von was kommt und wie was im Menschen wirkt. Dafür braucht man unter anderem die Kleinarbeit derjenigen, die jeden Tag mit Menschen und ihren Nöten, Sorgen, Leid und Problemen wie Konflikten arbeiten und sich mit psychischen Reaktionen und seelischen Problemen und ihren Folgen auskennen: Psychotherapeuten.
Und auch Ärzte wissen aus ihrem Berufsfeld heraus, was Menschen in dieser Wirtschaftsform schadet. Alle Berufsgruppen, die mit Menschen arbeiten, wie Sozialarbeiter, Kindergärtnerinnen und Krankenschwestern und viele andere mehr, könnten mit ihrem Wissen ganze Bibliotheken füllen und aufzeigen, was Menschen schadet. Aber an diesem Wissen bestand bis jetzt kein gesellschaftliches Interesse. Das ändert sich gefühlt gerade. Wenn die Irrtümer des Kapitalismus entdeckt, verstanden und bereinigt sind, kann vielleicht eine Wirtschaft entstehen, die dem menschlichen Wesen Rechnung trägt. Dann kann es leben. Dann kann der Mensch durch seine Seele leben, dann kann er ein Seelenleben leben.
Jetzt muss jeder einzelne Mensch selbst dafür sorgen, dass er sich selbst materiell erhält, obwohl es an materiellen Dingen in dieser Welt nicht mangelt. Überall gibt es Produkte, Waren, Essbares. Betrachtet werden müssen Mittel und Methoden, wie es einzelne Menschen schaffen, viel Geld zu sammeln, Einteilungen zu ersinnen, die verbürgen, dass alles so bleibt, wie es ist. Dabei gehen sie oftmals außerordentlich egoistisch vor.
Menschen in Deutschland mangelte es im internationalen Vergleich an anderem in den letzten Jahrzehnten, als an Materiellem. Jetzt mangelt es zusätzlich vielen Menschen am Materiellen. Immer mangelt es an etwas, was nicht von dieser Welt ist: die Seele kam nicht vor – es sei denn, als Verkaufsobjekt. Sie muss leben und Welt gestalten.
Auswirkungen fehlender Heilungsorientierung
Es ist eine andere Art von alltagstauglicher Weisheit gefragt, als die nachstehende: Man beschäftigt sich mit den Auswirkungen der als „unbekannt“ gemutmaßten Ursachen, die latent in Erwägung gezogen werden. Vielleicht entsteigt die Ursache dann eines schönen Tags eher zufällig aus den vielen, untersuchten Symptomen oder Symptommustern. Dann kann man weiterhin induktiv suchen, was die Ursache gewesen sein könnte, die nun ggf. gar nicht mehr da ist und nur noch schemenhaft und wiederum gemutmaßt in Betracht gezogen wird. Die Ätiologie bleibt dergestalt wie gewünscht im Nebel. An einigen Beispielen werden im Folgenden Symptome aus verschiedenen Bereichen unserer Kultur aufgezeigt, die als Indizien für eine Kultur ohne Heilungsziele zu verstehen sind, die, im günstigsten Fall, kurzfristig irritieren; langfristig und kontinuierlich angewandt, aber krank machen und letztendlich der Heilung als Gegenpol mit zerstörerischem Potenzial entgegen stehen:
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