Kristina Schwartz
Harriet
Verschnürt verführt
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kristina Schwartz Harriet Verschnürt verführt Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung Für Andi S.
Prolog Prolog Hätte ich damals, als ich bei Sandra eingezogen war, nur ungefähr eine Vorstellung davon gehabt, was mich noch alles erwartet, hätte ich vermutlich auf der Stelle Reißaus genommen, wäre zurück in meine Wiener Wohnung geflüchtet, wäre dort in meine alte Verzweiflung und gewohnte Depression gekippt und alles wäre in bester Ordnung gewesen. Vielleicht hätte ich irgendwann wieder damit begonnen, nach einer neuen Beziehung zu suchen, hätte Ausschau gehalten, welche netten Singlefrauen im Internet nach ihresgleichen suchten. Meine Tage hätte ich mit langweiligem Patientenpalaver, meine Abende einsam aber angenehm im Badewasser unter Zuhilfenahme meiner geschickten Finger verbracht. Es gäbe Schlimmeres. – So dachte ich jedenfalls. Zu meinem Glück ahnte ich damals aber nichts davon. Ich war zufrieden und unheimlich glücklich, das Haus, das Bett und meine sexuellen Neigungen mit einer Frau zu teilen, die mir – wie ich damals fälschlicherweise annahm – ähnlicher war, als es eine eineiige Zwillingsschwester hätte sein können. Ich fühlte eine Liebe zu dieser Frau, so intensiv und stark, dass ich überzeugt war, keine Kraft der Welt würde uns je auseinander bringen können. Ich war mir sicher, dass mich ein Mann nie wieder interessieren würde, ich kein Verlangen mehr verspüren würde, einen harten, prallen Schwanz in mir zu spüren, in meinem Geschlecht, meinem Mund, meinem Anus. Dass mich die Vorstellung kalt ließe, wenn er mich mit kräftigen Armen auf eine Tischplatte warf, mich festhielt wie einen räudigen Köter, der noch immer im Wohnzimmer markierte, und mich brutal von hinten nahm, dass mir kaum genug Luft zum Atmen blieb. All dessen war ich mir absolut sicher. Doch dann passierte es. Das, was immer geschah, wenn ich mir einer Sache absolut sicher war. Es kam anders. War es Zufall oder Vorsehung oder Schicksal? Eines Tages, Sandra kümmerte sich gerade rührend um mich, tauchte er auf, und von einer Sekunde auf die andere, warf er mein Leben aus seiner so sicher scheinenden Bahn.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Impressum neobooks
Für Andi S.
Hätte ich damals, als ich bei Sandra eingezogen war, nur ungefähr eine Vorstellung davon gehabt, was mich noch alles erwartet, hätte ich vermutlich auf der Stelle Reißaus genommen, wäre zurück in meine Wiener Wohnung geflüchtet, wäre dort in meine alte Verzweiflung und gewohnte Depression gekippt und alles wäre in bester Ordnung gewesen. Vielleicht hätte ich irgendwann wieder damit begonnen, nach einer neuen Beziehung zu suchen, hätte Ausschau gehalten, welche netten Singlefrauen im Internet nach ihresgleichen suchten. Meine Tage hätte ich mit langweiligem Patientenpalaver, meine Abende einsam aber angenehm im Badewasser unter Zuhilfenahme meiner geschickten Finger verbracht. Es gäbe Schlimmeres. – So dachte ich jedenfalls.
Zu meinem Glück ahnte ich damals aber nichts davon. Ich war zufrieden und unheimlich glücklich, das Haus, das Bett und meine sexuellen Neigungen mit einer Frau zu teilen, die mir – wie ich damals fälschlicherweise annahm – ähnlicher war, als es eine eineiige Zwillingsschwester hätte sein können.
Ich fühlte eine Liebe zu dieser Frau, so intensiv und stark, dass ich überzeugt war, keine Kraft der Welt würde uns je auseinander bringen können. Ich war mir sicher, dass mich ein Mann nie wieder interessieren würde, ich kein Verlangen mehr verspüren würde, einen harten, prallen Schwanz in mir zu spüren, in meinem Geschlecht, meinem Mund, meinem Anus. Dass mich die Vorstellung kalt ließe, wenn er mich mit kräftigen Armen auf eine Tischplatte warf, mich festhielt wie einen räudigen Köter, der noch immer im Wohnzimmer markierte, und mich brutal von hinten nahm, dass mir kaum genug Luft zum Atmen blieb.
All dessen war ich mir absolut sicher.
Doch dann passierte es. Das, was immer geschah, wenn ich mir einer Sache absolut sicher war. Es kam anders.
War es Zufall oder Vorsehung oder Schicksal? Eines Tages, Sandra kümmerte sich gerade rührend um mich, tauchte er auf, und von einer Sekunde auf die andere, warf er mein Leben aus seiner so sicher scheinenden Bahn.
Die kaum sichtbaren Härchen richteten sich an ihren Unterarmen auf, als sie versuchte, ihre Erregung im Zaum zu halten. Ein kalter Schauer überlief sie, während tief in ihr das Feuer der Begeisterung aufflammte. Sie ließ die Hand in ihren Schritt gleiten und gleich darauf entwich ihren intensiv geschminkten Lippen ein lustvolles Stöhnen. Dann blätterte sie eine Seite weiter.
Es war kein typisches One-Hand-Read, dieses Buch. Es war nicht einmal ein typisches, soll heißen, gedrucktes Buch. Und genau genommen dürfte sie es nicht einmal lesen, doch bis Joe nach Hause kam, würde sie ...
"Ich hoffe die SM-Praktiken meiner Großmutter langweilen dich nicht", riss eine angenehme Frauenstimme sie aus ihren Gedanken.
"Joe, ich dachte ..." Sandra war so verdutzt, dass sie ganz darauf vergaß, die Hand von ihrer Scham zu nehmen.
Joe drehte den Schreibtischsessel, in dem Sandra saß, zu sich.
"Wie ich sehe, hat meine Oma wohl gerade wieder eine neue Leserin gewonnen. Eine, die so begeistert ist, dass sie es kaum noch aushielt, auf mich zu warten."
Unendlich langsam, als wäre die Bewegung für ihr Gegenüber unsichtbar, zog Sandra ihre Hand zurück. Joe packte sie am Gelenk und steckte Mittel- und Zeigefinger in den Mund.
"Drei Hauben."
"Was?"
"Du schmeckst so gut, Sandra. Drei Hauben wären nicht zuviel."
Sandras Teint färbte sich so dunkel wie das Rot ihrer Lippen. Gleich darauf grinste sie verlegen.
"Hab' ich mir's gedacht, dass dich das Geschreibsel von Großmutter Johanna antörnt. Aber, es versteht sich natürlich von selbst, dass ich dich bestrafen muss."
Sandra ließ ihren Kopf hängen und nickte stumm.
"Und wofür werde ich dich bestrafen?" Joes Ton klang scharf. "Antworte!"
"Weil ich ein unanständiges Mädchen war und mit meinen Fingern ..."
Joe lachte laut auf. "Das hättest du wohl gern."
"Warum dann?"
"Weil du das Buch ohne Erlaubnis genommen hast."
"Aber, es lag doch breit auf deinem Nachtkastl."
Joe zog die Augenbrauen hoch, als hätte sie nicht richtig verstanden. "Hör ich da einen Widerspruch?"
Sandra sah sie groß an.
"Bei Dominanz und Unterwerfung gibt es keine demokratischen Entscheidungen."
Sandra erinnerte sich. Das waren ihre eigenen Worte gewesen, als sie Joe damals ... Aber das schien ihr schon so lange her.
"Jawohl, Herrin! Ich meine ... natürlich nein, Herrin."
"Braves Mädchen", sagte Joe und strich mit ihren schlanken Fingern durch Sandras Haar.
Diese schlug die Augen nieder. Der dezente Lidschatten gab ihrem mädchenhaften Gesicht etwas Erwachsenes.
"Großzügig, wie ich nun einmal bin ..."
Sandra dachte das Aufblitzen eines verschmitzten Lächelns in Joes Gesicht gesehen zu haben.
"... überlasse ich dir die Wahl der Bestrafung."
Sandra blinzelte durch die tiefschwarz getuschten Wimpern. Eine Kribbeln lief wie ein Heer von Ameisen über ihre Haut.
"Bis morgen Abend einundzwanzig Uhr wirst du mir mindestens zwei Vorschläge unterbreiten.- Noch Fragen?"
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