In den hier vorliegenden Texten erwarten Sie Reflexionen zu Life-Work-Balance, und was uns diese Dreierkombination unserer wichtigsten Säulen heute zu erzählen haben. Reflexionen helfen, gesund und in Balance zu bleiben. Sie helfen, Standpunkte zu fixieren, aber auch aufzulösen und zu verändern. Sie helfen, Metaebenen zu bilden, inneren Halt und Wohlbefinden zu spenden. Vielen Menschen fehlt in unserer Welt beides. Literarisch einzuordnende Beschreibungen aus dem Alltag, Interviews mit Menschen und wie sie das Thema in ihrem Leben begreifen, lösen Schilderungen, wie sie die eigene Mitte fanden und finden, ab und machen Mut, Neues auszuprobieren. Aktuelle Themen werden beleuchtet.
In den letzten Monaten drohte Balance in Deutschland ebenso wie in anderen europäischen Ländern aufgrund der Politik zu den einströmenden Flüchtlingen verloren zu gehen. Und auch jetzt, Ende November ist es noch mehr als fraglich, wie es für die Flüchtlinge weitergeht - ebenso, wie für die Menschen in Deutschland insgesamt.
Zusätzlich verunsichern zig andere Themen Menschen in Deutschland und weltweit in anderen Ländern, was zuhalten ist von bestimmten Meinungen, Fakten, Handlungen und Werten und bestimmten Personen und politischen Standpunkten. Stichwort, Griechenland - erscheint nun schon wie ein alter Hut -, VW - Skandal breitet sich immer weiter aus - , Anschläge gegen Asylbewerber im Inland und Handlungen im Ausland gegen Flüchtlinge.
Aber jetzt kommen auch noch Terroranschläge in Europa dazu, die das Fass an Unsicherheit auf direkte Art und Weise für Europäer anstechen und von Stunde zu Stunde Menschen, Presse und Politiker innerlich hin und her reißen, taumeln, raten und suchen lassen. Paris. Bamako. Bombendrohung im Technologie Zentrum Dortmund. Weitere Leiche in Pariser Wohnung gefunden. Die Angst vor Terroranschlägen geht um. Brüssel. Ich denke, Trotz wird da wenig helfen: Wir lassen uns nicht einschüchtern und den Weihnachtsmarkt vermiesen - oder ähnliche Parolen.
Aber, das ist ja das Problem, also, dass wir uns nichts vermiesen lassen, heißt in anderer Hinsicht, wir wollen nicht Ernst nehmen und uns auch nicht damit auseinandersetzen, was wir serviert bekommen - die Tische waren schon von den nun Angegriffenen und Verantwortlichen reserviert worden. Und nun sind es die Angreifer gewesen, haben die Schuld? Mischt man sich in Kriege ein, bekommt man unliebsame Gäste. Damit sind nun nicht die Asylbewerber und Flüchtlinge gemeint - sie sind die Opfer, der Einsatz, um den man im internationalen Poker spielte. Es wird nicht viel nützen, zu sagen, greift zu, es ist genug für alle da: Die Ressentiments in der Gesellschaft, wenn Syrer oder Menschen aus anderen Staaten unter uns weilen, werden sehr deutlich gespürt und lassen Menschen vor Angst nicht schlafen. Aber das ist ja nicht nur so in Bezug auf Flüchtlinge. Es ist sowieso in Europa Gang und gebe, Menschen in Klassen einzuteilen - wer dazu gehört und wer nicht, liegt schnell auf der Hand. Das wissen wir doch alle! Gehören Sie überall dazu? Nein? Wollen Sie auch nicht? Sehen Sie! Wir hatten doch einen namenhaften Denker, den Philosophen Arthur Schopenhauer, der über ,Von dem, was einer vorstellt“ schrieb. Menschen möchten zu Menschen gehören. Anerkannt sein:
Der Mensch für sich allein vermag gar wenig und ist ein verlassender Robinson: nur in der Gemeinschaft mit den anderen ist und vermag er viel.
Dieses Verhältnisses wird er inne, sobald sein Bewusstsein sich irgend zu entwickeln anfängt, und alsbald entsteht in ihm das Bestreben, für ein taugliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu gelten, als für eines, das fähig ist, pro parte virli mitzuwirken, und dadurch berechtigt, der Vortheile der menschlichen Gemeinschaft theilhaft zu werden. (Arthur Schopenhauer, 2006, S. 63-64)
Nein, aber mit diesem einfachen Wissen wollen wir ja gar nicht leben! Wir sind ja kompliziert, gebildet, weit fortgeschritten! Und zwar so weit, dass wir es uns leisten können, in den bewusstseinsmässigen und emotional gesetzlich gesicherten Staatsaufzug der Regression in Europa einzusteigen und in die Steinzeit abzusinken? Jede noch so blöde Projektion mitmachen, ist klug? Hauptsache, der andere ist schuld? Gewalt der einfachen Leute ist verpönt! So auf der Straße und in der Kneipe. Jemanden was auf‘s Maul zu hauen wird belächelt - Menschen millionenfach auszubeuten, zu verfolgen und zu erschießen mit allen Milliardenbudgets, die weltweit durch brave Steuerzahler finanziert zur Verfügung stehen, dass ist natürlich vornehmen und gestattet. Ja, erwünscht! Dabei frühstücken wir doch weiter. Woher kommt diese bewundernswerte Sicherheit?
Der Mensch ist das einzige Wesen, das seine eigene Gattung angreift und tötet. Seine Taten greifen um sich und mehren sich in vielen Formen. Menschen leiden unter Menschen - und weniger unter wilden Tieren. Es tut mir leid für unsere Welt, für uns als menschliche Gattung, aber ein Slogan, gelesen auf einer Messe für Kriegswaffen, auf der auch die Rheinmetall AG ihren Stand hatte, kann da auch nicht mehr überraschen und lässt fragen, wohin es eigentlich gehen soll - und wer, und wie und was wir sind? Sind wir Maximierer oder Killer der Menschheit und Weltgeschichte? Der Slogan der Rheinmetall AG: „LOW COST TO KILL“, wirft Fragen auf, die Ziele unseres Denkens, Handelns und Lebens fokussieren.
Gibt es solche Sprüche in der Waffenindustrie, gibt es sie überall.
Da dieser Werbeslogan so sehr trifft, wird er im vorliegenden Buch nicht zufällig in seinen verschiedenen Aspekten immer mal wieder aufgegriffen. Damit tritt er einen Siegeszug der Präsenz an, die ich hier im Sinne der Aufklärung und nicht des Beifalls und Unterstützung des Inhaltes verstanden wissen möchte. Deshalb setze ich diese Bemerkung auch nicht in eine Fußnote - denn dort könnte sie überlesen werden von den Eiligen, die, die nicht viel Zeit haben, um sie auch noch zu lesen.
Sicherheiten schwinden täglich - trotz Waffen.
Paris 13/11/15 ereignete sich, als das vorliegende Buch fast fertiggestellt war. 129 Menschen starben - bis jetzt. Fast doppelt so viele liegen noch verletzt in Pariser Krankenhäusern. Mit relativ wenig Aufwand und Kosten war das Leben der Toten von Terroristen ausgelöscht worden und das der Verletzten wurde unwiderruflich gezeichnet bis ins Grab. Russische automatische Schnellfeuergewehre von Kalaschnikow ursprünglich entwickelt 1947 (AK 47), modernisiert AK 74 (wie einfallsreich), wurden zig Hunderttausendmale in alle Welt verkauft. Diese Gewehre wurden von den Terroristen benutzt. Es hätten auch deutsche Waffen sein können. Ich unterstelle, Rheinmetall AG meinte nicht diese Zielgruppe als Käufer für ihre Waffen. In Mexiko landeten derartige Waffen aus deutscher Produktion von Heckler & Koch genau in den Händen von Drogenhändlern. Aber derartige oder ähnliche Gruppen wird Rheinmetall und andere Waffenhersteller im Auge haben um Waffen zu verkaufen. Natürlich nicht offiziell. Sie, ebenso wenig wie andere Waffenhersteller, verkaufen ja keine weißen Wachs- oder güldene Papierengel für Weihnachten. Und auch keine selbst gebackenen Weihnachtsplätzen für den Frieden unter dem Tannenbaum an der christlichen Krippe. Sie sind nicht die Heiligen Drei Könige, die wohltätig und liebevoll Gaben verschenken. Sie leben vom Krieg. Sie bringen Kugeln in Gewehrläufen, Panzer und anderes Kriegsgeschirr und hängen es gleich Lametta an den globalen Kapitalismusbaum. Aber sie backen keine Waffeln! Verschicken keine wohlwollenden Einladungen.
Mein Beileid gehört diesen aktuell vorwiegend jungen Opfern. Aber nicht nur von Paris. Allen Opfern weltweit, egal aus welchen niedrigen Instinkten und moralischen Schräglagen Gewalt im Einzelfall geboren ist.
Und dann kommt ein Buch aus Frankreich daher: Erschlagt die Armen!Aber bereits vor den Anschlägen, betont die Autorin. Sie schreibe auch nur über Bengalen, bekennt sie ausdrücklich. Sonst nichts. Und wir spüren, sie senkt den Kopf während sie dies sagt oder schreibt. Wir wissen, es stimmt so nicht. Sie schreibt auch über uns. Sie schreibt auch über andere Flüchtlinge. Offenbar scheint jeder Angst zu haben, eine Meinung zu haben. Differenziert, verkriecht sich, wer kann und hält für Einiges die Backe hin und an anderer Stelle zieht er sie weg. So leben wir! Das sind wir.
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