1 ...8 9 10 12 13 14 ...29 So, wie sich Welt und Menschen entwickeln und womit sie konfrontiert werden, sind Psychologie, Psychotherapie und Neurologie auf einem nie zuvor da gewesenen Aufwind, Hilfestellungen und wichtige Hinweise für unser Leben zu geben. Bei Problemen, wo Sie nicht weiterwissen, sollten Sie zum Hörer greifen und sich fachlichen Rat einholen oder Hilfe in Anspruch nehmen.
Es gehört heutzutage zum guten Ton, sich entsprechende Unterstützung von diversen Beratern und Fachleuten zu holen. Alles andere ist out. Frisör und Beichtstuhl N° 1 im Ruhrgebiet, der Tresen, ebenfalls.
Was die Ökonomie angeht, braucht es einen gesonderten Kurs, um ansatzweise nachzuvollziehen, was sich da unter unser aller Augen abspielt. Und natürlich werden Bürger konfrontiert: „Ja, warum kaufste‘ denn auch bei HM und KiK? Wenne da nich‘ kaufen würdest, dann bräuchte KIK schließlich nicht nach Bangladesch gehen, um billig produzieren zu lassen! Hasse‘ dass mal so gesehen?“ Tja, der arme KIK Konzern will es uns ja nur Recht machen.
KiK zahlt in Billigländern Hungerlöhne. Andererseits wird von KiK ein wohltätiger Verein gegründet, in denen Kinder unterstützt werden sollen: Help und Hope!
Auch Clemens Tönnies will es den Menschen Recht machen und zählt mit zu den reichsten Menschen in Deutschland mit einem aktuellen Vermögen von 1,2 Milliarden. Er gilt als der König der Schweine und verfügt über 10.000 Arbeiter weltweit, wie Anne KUNZE und Stefan WILLKE Anfang November 2015 unter gleichnamigen Titel ihrer Recherche berichten - und sie berichten über Geschäftspraktiken, die absolut personengeschützt für C. Tönnies dezentralisiert seinen Betrieb in Deutschland an der Grenze des guten Geschmacks funktionieren lassen. Man kann ihm nichts, Gesetze und Moral sei Dank. Nein, er hat eine weiße Weste, ob es die für ihn personell unbekannte Subfirma ist, die für seine rumänischen Arbeiter und Arbeiterinnen in Zweizimmerwohnungen sorgt, in der insgesamt acht Frauen leben und sich fast alles teilen. Es ist laut, muffig und Anstehen um sich im Bad zu waschen, versteht sich von selbst. Für die Zwei-Zimmer-Wohnung kassiert die Sub-Firma 1.600,00 Euro im Monat. Eine Arbeiterin, die in zwei Jahren 5 Wörter in Deutsch lernte, wird schwanger und spült die Verhältnisse in die Öffentlichkeit, weil sie das Neugeborene in eine Plastiktüte eintütet, dass Gott-sei-Dank gefunden wird und inzwischen überlebt habend adoptiert ist. Die Arbeiterin hatte Angst, nach Rumänin zurück geschickt zu werden. Das wäre eine Katastrophe für ihre Familie gewesen. Nun steht sie vor Gericht. Der Boss von Schalke 04, Clemens Tönnies gibt bereitwillig Auskunft. Gabriel flog mit einem Hubschrauber ein, um sich den Betrieb im weißen Schutzanzug anzusehen. Kann man mehr wollen, in Deutschland, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Unbegrenzt für Verarmung und Zuwachs von Millionären?
Eine schärfere Chuzpe kann man sich nicht ausdenken. Weiterhin besteht der Vorwurf der Kinderarbeit bei Zulieferfirmen und Hungerlöhnen bei den Mitarbeitern. Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld oder sonst etwas bekommen sie laut Mitteilungen von Mitarbeitern nicht. Selbst steckt man sich jährlich 1,2 Milliarden ein und schießt ein paar Euros in ein Projekt? Auch da erwacht nicht so etwas wie Scham in diesen Menschen? Dann sage ich, es ist etwas faul. Da fehlt etwas ganz elementar Menschliches. Das scheint abgestorben mit der Frage: Du oder Ich? Das ,Du‘ gibt es nicht mehr in Beziehungen. Es gibt nur noch ,ICH‘ im Business. Das ,Du‘ ist tot.
In diesem Bereich entwürdigt und entwertet der Mensch den Menschen:
„Es sollte doch alles besser werden: Die Discounter Aldi, Lidl und Kik hatten versprochen, die katastrophalen Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferbetrieben zu verbessern. Aber in den Textilfabriken in Bangladesch hat sich bis heute wenig getan.“ Dieser Text stammt aus einem Artikel mit dem Titel: „Hungerlöhne, Sexuelle Belästigungen, Drohungen“ vom 11.1.2012 von Karin Steinberger in der Süddeutschen Zeitung - wir schreiben nun Oktober 2015 und wie es scheint, hat sich immer noch nichts geändert!
„Es hat sich etwas getan, aber bei weitem nicht genug. Noch immer werden unbezahlte Überstunden verlangt, gearbeitet wird an sieben Tagen die Woche bis zu 16 Stunden täglich, Nachtarbeit ist Alltag. Urlaub? Kennt keiner. Mutterschutz? Kennen die meisten nicht. Wer krank ist, wird schikaniert, die meisten Fabriken werden bei Bränden zu tödlichen Fallen. Wie am 5. Dezember 2011, als zwei Menschen starben. Es war eine Zulieferfirma von Zara, Gap und Tommy Hilfiger. Frauen werden schlechter bezahlt und sexuell belästigt. Wer in eine Gewerkschaft eintritt, dem wird offen gedroht - mit Kündigung oder Schlägen. Und der Lohn liegt noch immer zwischen 27 und 51 Euro im Monat.“ (Ebda.)
Nebenbei bemerkt warb Verona POOTH für KiK mit dem Slogan, Qualität „kommt von quälen", wie die Fairness Stiftung schreibt. Ob weltweit sehr teuer zu verkaufende oder sehr preiswerte Kleidung: viele Firmen lassen in Billigarbeitsländern nähen und Anderweitiges produzieren, was gleichfalls enorme gesundheitliche Risiken beinhalten kann wie zum Beispiel Lungenerkrankungen bei Arbeitern, die Jeanshosen sandstrahlen.
Menschen werden betrachtet wie Sklaven, mit denen man machen kann, was man will und solange man will. Dies ist so, weil es gesetzlich weltweit so machbar ist. Ethik und Moral versagen hier vollständig. Wofür braucht man noch Presse, Medien, Philosophie, internationale Menschenrechte, Jura und Gerichte? Menschen fliegen hier millionenfach auf die eine oder andere Art und Weise aus ihrem Leben heraus: Durch Tod, Krankheit, Unfall, Vergewaltigung, Schikane, Gewalt, Bedrohung, Not und Armut, Hungerlöhne, Kinderarbeit. Diese Menschen haben nie eine Chance bekommen.
Wie ist ein solches Geschäftsleben heutzutage weltweit möglich?
Das Verhalten von Managern zeigt klar auf, wie Menschen heutzutage gesehen werden - wenn sie kein Kapital haben. Menschen mit Geld prägen diese Welt. Sie bestimmen, wo verdient wird. In Europa kann nicht so preiswert wie in Billig-Produktionsländern produziert werden. Also verlieren in Europa Menschen ihre Arbeitsplätze, und in den Billig-Produktionsländern arbeiten Menschen für ein paar Cent am Tag bis zu 17 Stunden am Tag, oder umgerechnet für circa 50 Euro im Monat.
Wer oder was versagt hier?
Kein Affe würde einen Affen so behandeln, wie der Mensch Menschen. Geschäftsführer und Besitzer dieser Konzerne werden andererseits weltweit anerkannt - man regt sich über Winterkorn auf, der nun angeklagt ist wegen Betrugs, weil Autos wegen manipulierter Abgaswerte auffielen? Geschäftsführer oder Manager von Konzernen, die gegen die Menschlichkeit und Menschenrechte verstoßen, werden nicht gefeuert? Wo ist da die Einhaltung ethischer Richtlinien?
Wo steckt hier die Moral und wo steckt hier ein Gesetz, das für Menschen einträte?
Bangladesch ist ein armes Land, in dem Menschen extrem schlecht von ausländischen Firmen für viele Stunden Arbeit am Tag entlohnt werden. 7 Millionen Kinder sind in den Firmen ,unsichtbar‘ beschäftigt, die unter den schlimmsten Arbeitsbedingungen nicht klagen, weil das wenige Geld sie und ihre Familien rettet. Werden bessere Arbeitsbedingungen erkämpft, zieht der Trupp der Best-Location-Producer, soll heißen, international tätige Konzerne, die sich nur für die billigsten Standorte und nicht die Lebensbedingungen der Bevölkerung interessieren, in andere Ländern weiter. Neuerdings ist Afrika als Billig-Produktionsland von Interesse. Die Bekleidungsindustrie stellt klar, sheep- oder high-price-label wären an dieser Stelle zunächst nur unerheblich zu differenzieren, meinte jemand aus der Geschäftsführung bei KIK. Ich bin da anderer Meinung und zitiere gern 3-Sat:
„H&M ist ganz sicherlich eins von den großen Unternehmen, die auch unglaublich viel Macht und Einfluss haben. Wenn die wirklich was ändern würden, würden sich auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen von 100 Tausenden Menschen ändern", so Julia Thimm. Die Arbeitgeber vor Ort und westliche Firmen müssten zusammen arbeiten, um die Situation der Angestellten in Bangladesch zu verbessern. H&M ist für die Anhebung des Mindestlohns und für die Einhaltung von Standards.“ (In: Der Preis des Kapitalismus. Schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung.Literaturverzeichnis: Kinderarbeit und Kapitalismus)
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