Wolfgang von Keitz
Inhalt Band 1
I. Gajumarth 17
Sijamek wird vom Dewen erlegt 22
Hoscheng und Gajumarth ziehen gegen den schwarzen Dewen 24
II. Hoscheng 27
Einsetzen des Festes der Feuer 29
III. Tahmurath 33
IV. Dschemschid 37
Geschichte von Mirdas, dem Araber, Dhohhaks Vater 44
Iblis Küchenmeister (des Teufels Küche) 48
Untergang Dschemschieds 51
V. Dhohhak 55
Dhohhak sieht den Feridun im Traum 58
Feriduns Geburt 63
Feridun fragt die Mutter nach seinem Stamm 67
Aventüre Dhohhaks mit Kawe, dem Schmied 69
Feridun zieht zum Kampf gegen Dhohhak 76
Feridun sieht Dschemschids Töchter 81
Aventüre Feriduns mit Dhohhaks Hausverwalter 84
Feridun bindet den Dhohhak 87
VI. Feridun 95
Feriduns Thronbesteigung 96
Feridun sendet Dschendil auf Brautschau für seine Söhne 99
Der Schah von Jemen gibt dem Gesandten Antwort 105
Feriduns Söhne beim Schah von Jemen 109
König Zipress zaubert gegen die Söhne Feriduns 110
Feridun prüft seine Söhne 113
Feridun teilt die Welt unter seinen Söhnen auf 118
Selm wider den Iredsch 119
Botschaft von Selm und Tur an Feridun 121
Feridun antwortet den Söhnen 124
Feridun bespricht sich mit Iredsch 126
Iredsch geht zu den Brüdern 129
Iredsch wird von den Brüdern getötet 131
Feridun erfährt Iredsch Ermordung 135
Iredsch Tochter wird geboren 138
Minotschihr wird geboren 139
Selm und Tur erfahren von Minotschihr 142
Der Söhne Botschaft an Feridun 145
Feriduns Antwort an seine Söhne 146
Feridun sendet Minotschihr zum Kampfe gegen Selm und Tur 152
Minotschihr greift Turs Heer an 157
Tur von Minotschihr erlegt 159
Siegesbericht Minotschihrs an Feridun 161
Karen nimmt die Alanenburg ein 163
Kaku, Dhohhaks Enkel 167
Selm flieht und wird von Minotschihr erlegt 169
Selms Haupt an Feridun gesendet 172
Feriduns Tod 175
I. Gajumarth

Gajumarth – Erster Schah Irans{3}
Sijamek – Gajumarths Sohn
Ahriman – „Zerstörer“, Widersacher des Schahs.
Dew – Dämon, im Gefolge Ahrimans.
Seros ch—Himmelsbote.
Hoscheng- Sijameks Sohn.
Wie hebt der wortkundige Landwirt{4} an:
Zuerst wer die Krone der Welt gewann?
Wer setzte sich auf das Diadem?
Weiß niemand mehr zu erzählen von dem?
Vielleicht hat’s vom Vater gehört der Sohn,
Und gibt dir der Reihe nach Kunde davon:
Wer erst den Namen der Herrschaft erkor,
Und all jenen Mächtigen schritt zuvor?
Der Forscher in dem Altertumsbuch,
Der von den Helden kund tut den Spruch,
Sagt so, dass der Kron‘ und des Thrones Art
Gajumarth gründet‘ und Herrscher ward.
Als auf zum Widder die Sonne{5} ging,
Glanzherrlichkeit die Welt umfing,
So aus dem Widder ergoss sich ihr Strahl,
Dass jung davon ward die Welt zumal.
Gajumarth ward Gebieter der Welt;
Zuerst im Gebirg wählt‘ er sein Zelt.
Seine Macht und Pracht vom Gebirge war;
Pardelfell{6} trug er und seine Schar.
Von ihm ging die Gesittung aus,
Zuvor war weder Gewand noch Schmaus.{7}
Die Welt regiert‘ er dreißig Jahr,
Auf dem Thron wie die Sonn‘ er war.
Er leuchtete vom Schahinschah{8}-Thron
Wie Vollmond von der Zypressenkron‘.
Alles Wild und Getier, das ihn sah,
Sich schart‘ es aus aller Welt ihm nah.
Sie standen vor seinem Thron gebückt,
So hoch war sein Glück emporgerückt.
Anbetend nahten sie seinem Ort,
Und nahmen ihr Gesetz von dort.
Ihm war ein Sohn an Schönheit reich,
An Tugend und Ruhmlust dem Vater gleich.
Sijamek{9} hieß er und strahlte von Glanz,
Gajumarths Herz lebt‘ in ihm ganz.
Er sah mit Lust ihn im Weltenraum,
Der wurzelecht{10} war ein fruchtbarer Baum.
Er weint‘ um sein Leben in zärtlicher Lust,
Ihn zehrte die Furcht vor seinem Verlust.
So ist diese Welt bestellt und beschafft:
Ein Vater in seinem Sohn hat die Kraft.
Also verging geraume Zeit,
Hell strahlte des Schahs Glücksherrlichkeit.
Kein Feind lebt‘ ihm auf der Erdenflur,
Als heimlich ein arger Ahriman{11} nur.
Feindseliges Neides{12} der Ahrimanluchs
Sijamek ‒ Gajumarths Sohn
Macht‘ Anschläge, bis ihm die Schwinge wuchs.
Ihm wuchs ein Sohn wie ein starker Wolf,
Der hatte viel Mut und ein großes Gefolg.
Er schart‘ ein Heer und stellt‘ ihm nach,
Thron und Krone sucht‘ er vom Schach.
Schwarz war die Welt vor des Dew{13}Sohns Blick
Über des Schahs und Sijameks Glück.
Er sprach mit jedem von seinem Plan,
Und füllte die Welt mit Getöse an.
Wer tut dem Gajumarth dieses kund,
Dass ein Feind seinem Thron entstund?
Der heilige Serosch{14} kam schnell,
Gleich wildem Tier, in Pardelfell,
Und sagt‘ ihm heimlich alles an,
Was der Feind und sein Vater sann.
Sijamek wird vom Dewen erlegt
Als zu Sijameks Ohren kam,
Was der unreine Dew‘ unternahm,
Hoch schwoll des Schahsohns Herz empor,
Er sammelt‘ ein Heer, und hielt offen sein Ohr.
Er hüllte den Leib in Pardelfell rauch,
Denn Panzer war noch nicht Krieges Brauch.
Kampfeslustig ihm rückt‘ er dem Dewen nah.
Als Heer dem Heer ins Antlitz sah.
Da kam Sijamek waffenbloß,
Und band an mit dem Ahrimanspross.
Der schwarze Unhold zuckt‘ eine Krall‘.
Und brachte des Fürsten Gestalt zu Fall.
Des Schahsohns Leib warf er an den Grund,
Und macht‘ ihn mit Klauen die Weichen wund.
Vom grimmen Feind war des Lebens beraubt
Sijamek, und das Volk ohne Haupt.
Als des Sohns Tod erfuhr der Schah,
Schwarz ward vor Leid die Welt ihm da.
Vom Throne stieg er kreischende,
Mit Nägeln den Leib zerfleischende;
Zwei Augen voll Blut und das Herz voll Leid;
Getrübt für ihn war die Lebenszeit.
Die Krieger weinten Mann für Mann,
Ihr Herz in dem Trauerfeuer brann.
Ein Wehruf stieg vom Heer empor,
Sie reihten sich vor des Herrschers Tor,
All ihr Gewande blutgefärbt,
Von Blut Aug‘ und Wange rot gefärbt.
Tier und Vogel und Wild gedrang
Ging wehklagend den Berg entlang.
Sie gingen mit Gestöhn und Geschnaub,
Vom Hof des Schahs erhob sich der Staub.
So trauernd saßen sie ein Jahr,
Da stellte sich Botschaft vom Höchsten dar.
Der heil‘ge Serosch den Gruß ihm bot:
„Klage nicht länger, und fasse Mut!
Rüst‘ und zieh‘, ich geb‘ Urlaub,
Aus jenen Rotten mach‘ einen Staub!
Feg‘ all der unsaubern Dewen Wust
Weg aus dem Land, und Rach‘ aus der Brust!“
Der Fürst sein Haupt hob himmelan,
Den Bösen wünscht‘ er Böses an.
Bei jenem höchsten Namen er rief
Seinen Herrn an mit Wimperngetrief.
Drauf war er auf Rache Sijameks bedacht,
Und rast‘ und ruhte nicht Tag und Nacht.
Hoscheng und Gajumarth ziehn gegen den
schwarzen Dewen
Sijamek der Held hinterließ einen Sohn,
Der war eine Stütz‘ an des Ahnen Thron.
Hoscheng{15}, so war der Edle genannt,
Der schien ganz Sinn zu sein und Verstand.
Ein Pfand des Vaters dem Ahnen er blieb,
Der hegt‘ am Busen ihn hold und lieb.
An Statt eines Sohnes hielt er ihn,
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