Tag 23 30 Nov./11
Alex war gerade bei mir in der Freiluftküche…Hat erzählt, dass er Probleme mit Jana hat…ich finde die Beiden sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten! Er möchte die Beziehung beenden! Ich kann das verstehen…Alex liebt die Freiheit…möchte Menschen treffen und Reisen…
Jana ist ganz anders…anscheinend klammert sie zu sehr! Alex ist ihr einziger Freund…wenn er nicht da ist, ist sie alleine…es gibt Menschen, denen das nix ausmacht…like me…Sie ist wohl anders…und wie er sagt, immer eifersüchtig…sogar als er sich zwanglos mit Amelie unterhalten hat…oder wenn er mit mir Schach spielt…das ging mir auch auf den Kecks…
Ich liebe die Zweisamkeiten mit dem Menschen den ich liebe…trotzdem muss jeder auch sein Ding durchziehen…
Bin ja gespannt, was der Abend so bringt! Alex wollte gleich zurückkommen und wir holen ‚Grünfutter′ und spielen etwas Schach…aber darauf kann ich mich nicht verlassen…
Noch zwei Tage Arbeit…bin dann auch froh, wenn es wieder weiter geht! Brauche eine Veränderung!
Aber so heiß wie die letzten Tage waren…unglaublich, das habe ich noch nie erlebt…aber wundervoll!
Tag 24 01 Dez./11
Gestern war Alex tatsächlich wieder gekommen, haben eine Runde Schach gespielt…verloren…und haben danach etwas ‚Grün-Zeug′ besorgt…für unglaubliche 50 Dollar ein paar sehr mittelmäßige Krümel! Aber die Tour war spannend…Alex hatte schon ein paar Bier intus, sprangen in seine alte Rostlaube und sind durch die tropische Nacht quer durch Katherine zum nächsten Campingplatz getuckert…Alex kennt dort ein italienisches Pärchen und irgendwie hatten sie eine Quelle…
War ein schöner Abend und ich war erst um 2 Uhr im Bett…musste dann wieder gegen 6 Uhr aufstehen…also eine kurze Nacht…fühlte mich auch den ganzen Tag etwas verkatert…
Sonst gibt es gar nicht viel zu schreiben…Habe meinen Rucksack gepackt…denn Morgen geht es zurück nach Darwin! Endlich wieder ein richtiges Bett…hoffe, ich komme in ein gutes Zimmer…
Morgen ist auch der letzte Tag auf der RAAF Base…war ein super erster Job…hier…Down Under!
Das Kapitel Katherine geht hiermit zu Ende. Ich auch. Ich meine, ich bin müde. Es war ein langer Tag. Es ist spät und die hohe Spannung im Hirn, die übermäßige Konzentration fordert ihren Tribut. Ein gemütlicher Blick aus dem Fenster zeugt von Finsternis, welche sich mit Palmen und Kakadus verknotet. Sie schwatzen und krächzen, als wollten sie mir etwas sagen, mich rufen. Ich meine in ihren Gesichtern etwas Forderndes zu erkennen. Doch begreife, verstehe ich sie nicht. Es erzürnt sie, fangen an fürchterlich zu schreien und entschwinden in die eisige Dunkelheit.
Kapitel 6: Back in Darwin
Blinzelnd schlage ich die Augen auf. Die Sonne erhellt die weiße Landschaft hinter der Scheibe. Blauer Himmel, wie schön! Aber mein Kopf fühlt sich schwer an. Mir ist schwindelig und meine Knie zittern leicht, da ich mich vom Stuhl erheben will, um in die Küche zu gehen. Im Fenster spiegelt sich mein Gesicht und die Tastatur hat ein interessantes Muster auf der linken Wange hinterlassen. Hab ich tatsächlich die Nacht in dieser unbequemen Position geschlafen? Nicht gut. Gar nicht gut. So einen Start in den Tag kann ich wirklich nicht gebrauchen! Ich muss fit sein. Mein Hirn muss vollkommen und völlig ausgeruht sein. Ich brauch jetzt ein anregendes Frühstück und wir wissen, wo ich das finden werde. Also schnell unter die Dusche und dann ab zum Stamm-Café. Um wieder in die richtige Spur zu kommen. Bitte, lest etwas im Tagebuch bis ich wieder bei mir bin.
Tag 25 02 Dez./11
Soo…es ist Freitag und bin jetzt wieder in Darwin! Muss erst mal richtig begreifen, dass ich drei Wochen in Katherine war und ebenso lang auf der RAAF Base gearbeitet hatte…echt cool, dass ich so erste Erfahrungen auf dem roten Kontinent machen konnte! Und nette Menschen kennen lernen durfte wie Alex, Jody und Peter und natürlich Amelie, die morgen nach Bali fliegt, für eine Woche, um ihren Freund zu treffen…
Zum Abschied gab es Pizza! Wurde spendiert und das fand ich echt nett…war sehr lecker! Wirklich ein super erster Job! Und auch schöne drei Wochen in Katherine! Jetzt hier in Darwin merke ich, dass ich unbedingt weiter muss…wieder was Neues erleben…spätestens nächste Woche will ich weiterreisen…
Eigentlich hat mir die Zeit im Zelt ganz gut gefallen…aber man braucht schon ein Auto, allein um seine Sachen sicher zu verstauen…
Schön, dass ich ein bisschen Geld habe…so kann ich in Ruhe nach etwas Neuem suchen…schon krass, dass ich jetzt 25 Tage in Australien bin!
Tag 26 03 Dez./11
War soeben im Reisebüro und habe einen Flug nach Adelaide gebucht…fliege am Donnerstag mitten in der Nacht und werde dort am frühen Morgen landen! Habe 320 Dollar bezahlt und freue mich schon auf die neue Erfahrung…vom Norden in den Süden…wäre ja lieber mit dem Zug oder so gefahren, aber zu teuer…in Süd-Australien beginnt der Sommer und es gibt viel zu ernten! Muss dann schnell wieder Geld verdienen…damit ich mir bald ein Auto kaufen kann…das wäre cool!
Wow!!! Sitze gerade in der Cullen Bay und warte auf den Sonnenuntergang…was für eine schöne Sonne! Aber das schönste: zwei Delfine sind nur ein paar Meter vom Strand aufgetaucht und haben geschnorchelt…wunderbar…was ein schöner Augenblick!
Hab gerade mit Katharina telefoniert…über eine Stunde…wie die Zeit vergangen ist! Und es war schön! War schön ihre Stimme zu hören und Neuigkeiten aus der alten Welt…
Ja…die Katharina…eine andere Zeit…eine andere Welt…wir gäben ein gutes Paar ab…aber das soll wohl nicht sein…
Ich lese selbst gerade diese letzten Zeilen von Malcolm und werde nachdenklich. Bin längst in meinem Stamm-Café angekommen und hab mich an einen kleinen Tisch in der hinteren Ecke gesetzt. Die Idee war, dass ich hier ungestört weiter am Buch arbeiten könnte. Etwas im Tagebuch und Blog stöbern und selbst auf einem Block komponieren. Doch Melancholie überwältigt mich und krebst sich in jede Gehirnwindung.
Muss den letzten Satz nochmal lesen: „Ja…die Katharina…eine andere Zeit…eine andere Welt…wir gäben ein gutes Paar ab…aber das soll wohl nicht sein…“.
Es arbeitet in mir. Es wirkt. Es stört. Hier in der Ecke kann ich alle anderen Tische und Gäste beobachten. Dort drüben, gleich neben der Tür sitzt ein alter Mann. Dünn wie ein Faden, gebrechlich, drei graue Haare auf dem Kopf und tiefe Falten zieren die eingefallenen Wangen. Er sieht einsam aus, einfach so. Gab es eine Katharina in seinem Leben? In einer anderen Zeit? In einer anderen Welt?
Gleich am Nebentisch kreischt der Kontrast bunt in meine wässrigen Augen. Ein junges Paar, bestimmt noch schulpflichtig, teilen sich eine große Tasse Cappuccino und schmunzeln sich beim nippen am nebensächlichen Getränk verliebt zu.
„…aber das soll wohl nicht sein…“.
Wieso? Wieso soll es nicht sein? Weil er, Malcolm, auf die andere Seite der Welt reiste? Onegin…?
Ich komme nicht mehr aus dem Grübeln heraus. Lieber Leser, entschuldigt mich für einen Moment. Die Geschichte des jungen Mannes aber, die geht weiter.
Diese Hummeln…
Bin also wieder in Darwin…nach drei Wochen Katherine und ersten tollen und wichtigen Erfahrungen in und über Australien und dessen Bewohner. Hab jetzt etwas Geld verdienen können und das Leben kann weiter gehen…nur in welche Richtung zeigt die Kompassnadel? Hab den Weg für eine kurze Zeit aus den Augen verloren…was soll ich als nächstes machen?
Читать дальше