Mirjam Falge
Sommer im Hexengarten
Kräuterrezepte für Gesundheit, Schönheit und Genuss
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Mirjam Falge Sommer im Hexengarten Kräuterrezepte für Gesundheit, Schönheit und Genuss Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Endlich Sommer! Die Tage werden länger, die Natur grünt und blüht und, wer gerne gärtnert, hat jetzt genug zu tun, aber hoffentlich auch viel Freude an seinen grünen Lieblingen. Egal, ob im Garten, auf dem Balkon oder nur der Fensterbank: Einen Hexengarten braucht jetzt jede Kräuterhexe. Und selbst ohne Platz für eigenes Grün muss niemand ganz auf die sommerliche Vielfalt verzichten, denn es gibt für uns alle als großen Garten die Natur. Wer gerne Kräuter- und Heilpflanzenrezepte ausprobiert, für den ist jetzt genau die richtige Jahreszeit. In diesem kleinen Büchlein möchte ich eine Auswahl an Pflanzen und Rezepten vorstellen, die lecker schmecken oder sich für Gesundheit und Schönheit verwenden lassen. Dafür wechselt sich immer die Beschreibung einer Pflanze mit einem Rezept ab, für das man diese verwenden kann. Die Rezepte sind dabei immer als Grundrezepte angegeben, die sich einfach mit anderen Pflanzen variieren lassen. Einige Variationsideen finden sich im Anschluss an jedes Rezept und geben Anregungen, wie man selbst kreativ werden und die Rezepte abwandeln kann. Schließlich sind wir alle verschieden und unsere Lieblingsrezepte dürfen das auch sein.
Wann ist denn endlich Sommer? Wann ist denn endlich Sommer? Meteorologisch beginnt der Sommer jedes Jahr am 1. Juni, astronomisch mit der Sommersonnwende, deren Termin je nach Jahr auf den 20., 21. oder 22. Juni fällt. Aber manchmal zeigt sich das Wetter schon Mitte Mai derart sommerlich, dass man sich schon ins Freibad legen kann. In anderen Jahren dagegen hat sich das Aprilwetter auch Anfang Juni noch nicht verabschiedet. Mit dem gefühlten Sommerbeginn haben diese Daten also nicht unbedingt etwas zu tun. Für unser Empfinden stimmt wohl am ehesten die Einteilung einer dritten Definition, wann welche Jahreszeit beginnt, nämlich die der phänologischen Jahreszeit. Die Phänologie (vom altgriechischen phaino – ich erscheine ) ist die Wissenschaft von den jährlich wiederkehrenden Erscheinungen in der Natur. Dazu gehören die Entwicklungsstadien von Pflanzen, sprich, wann welche Pflanzen Blätter bekommen, blühen oder Früchte tragen, und Verhaltensweisen von Tieren wie der Vogelzug. Phänologisch wird das Jahr nicht nur in vier, sondern sogar in zehn Jahreszeiten eingeteilt. Dabei bestehen Frühling, Sommer und Herbst je aus drei „Jahreszeiten“, während der Winter weiterhin nur eine bleibt. Für den phänologischen Sommer brauchen wir eigentlich nur eine so genannte Zeigerpflanze: den Holunder. Mit dem Beginn seiner Blüte fängt der Frühsommer an und, wenn seine Früchte reif werden, kommt der Herbst. Nach dieser Definition von Sommer wollen wir uns hier richten. Es macht auf jeden Fall Spaß, zu beobachten, wie verschieden der Sommerbeginn von Jahr zu Jahr ausfällt. Mit ein bisschen Übung kann man dann auch an Hand bestimmter Pflanzen erkennen, welche anderen gleichzeitig blühen oder Früchte tragen sollten. Genau einteilen lässt sich der phänologische Sommer mit folgenden Pflanzen: Frühsommer: Holunder und Robinie blühen und die Nasen der von Heuschnupfen Geplagten laufen, da die Blüte der Gräser jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Hochsommer: Die Sommer-Linde blüht und im Garten können Johannisbeeren und Süßkirschen geerntet werden. Spätsommer: Die Vogelbeeren an der Eberesche färben sich orange und die Frühäpfel sind erntereif. Jetzt werden nach und nach alle Getreidefelder gemäht und die Blüte des Heidekrautes kündet vom nahen Ende des Sommers. Wenn sich die Holunderbeeren schwarz färben, dann ist der Sommer – zumindest phänologisch gesehen – vorüber. Aber davon soll hier nicht die Rede sein, denn es geht schließlich um den Sommer im Hexengarten.
Der Holunder Der Holunder Sambucus nigra Mit dem Aufblühen des Holunders beginnt auf der phänologischen Jahreszeitenuhr der Frühsommer. Der Holunder darf natürlich in keinem Hexengarten fehlen, denn früher wurde fast alles von ihm als Heilmittel verwendet: Blüten, Blätter, Rinde, Beeren und Wurzeln. Er war der Frau Holle heilig und in ihm wohnte der gute Geist des Hofes. Zahlreiche Mythen und Bräuche ranken sich um ihn. Vor ihm soll man ehrfürchtig niederknien, wenn man ihn am Wegesrand trifft. Ein Hollerstock wurde verwendet, um Maß für den Sarg zu nehmen und fällen man darf ihn nicht einfach so, wenn man kein Unglück heraufbeschwören will. Nur Witwen und Waisen dürfen sein Holz zum Heizen nehmen. Seit Urzeiten schnitzt man Flöten aus seinen Zweigen. Sie lassen sich leicht aushöhlen, da sie im Inneren nicht aus festem Holz, sondern aus Mark bestehen. Auch heute noch ist der Holunder eine geschätzte Heilpflanze und, seit der „Hugo“ allgemein bekannt und beliebt geworden ist, weiß fast jeder, wie Holunderblütensirup schmeckt. Einen solchen Sirup kann man auch einfach selber machen, wenn man einen blühenden Hollerbusch kennt. Wer keinen im Garten hat, wird bestimmt in der näheren Umgebung fündig.
Sirup kochen Sirup kochen Inzwischen gibt es Holunderblütensirup häufig zu kaufen, aber er lässt sich auch mit wenig Aufwand selbst machen. Man braucht dafür: 5-10 Holunderblütendolden 1 l Wasser 1 kg Zucker Saft einer Zitrone oder 1 EL Zitronensäure Die Holunderblüten gibt man in einen Topf oder eine Schüssel, bedeckt sie mit kaltem Wasser und lässt sie über Nacht so ziehen. Dann gießt man das Holunderwasser durch ein Sieb, um die Blüten herauszufiltern, und kocht es mit dem gleichen Gewicht an Zucker auf. Mit etwas Zitronensaft oder -säure kommt der Geschmack noch besser heraus. Der Sirup wird heiß in saubere Flaschen gefüllt und hält sich so ungefähr ein Jahr. Zum Trinken verdünnt man ihn je nach Geschmack mit Wasser etwa im Verhältnis 1:7. Außerdem passt er auch gut in Sekt, Vinaigrette oder andere Salatsoße (statt Zucker oder Honig). Wer gerne Hugo mag, kann auch gleich einen Hugo-Sirup herstellen, indem die Minze zusammen mit den Hollerblüten in Wasser eingelegt wird. Variationen: Statt Holunder eignen sich auch viele andere Kräuter wie Waldmeister, Rosen-, Klee- oder Gänseblümchenblüten, Minze, Melisse und Lavendel. Auch Früchte und Beeren ergeben leckeren Sirup. Dazu kocht man sie in etwas Wasser weich und presst den Saft durch ein Tuch. So bekommt man einen klaren Sirup. Alternativ kann man für einen Sirup mit Fruchtfleisch die gekochten Früchte mit dem Wasser pürieren. Auch hier gilt das Verhältnis 1:1 von Saft zu Zucker. Besonders erfrischend für heiße Sommertage ist ein Eisteesirup. Hierfür brüht man einen starken Tee und gibt Zitronen- oder Limettensaft dazu und kocht aus diesem Tee einen Sirup. Mit kühlem Wasser verdünnt ergibt das einen natürlichen Eistee.
Die Minze Die Minze Mentha spp. Um Minze zu ziehen, braucht man keinen Garten. Auch ein Topf oder Balkonkasten reicht völlig aus, um sich im Sommer immer mit frischen Minzblättern zu versorgen, denn Minzen sind recht anspruchslos und vielseitig einsetzbar. Die Geschichte um die Entstehung der Minze ist nicht so ganz jugendfrei. Die schöne Nymphe Minthe und Hades, der Herr der Unterwelt, verliebten sich ineinander, doch Persephone, der Gattin des Hades, blieb dies nicht verborgen. Aus Eifersucht riss sie ihre Rivalin in Stücke und verstreute diese im Gebirge, wo aus ihnen Kräuter wuchsen. Als Hades seine Geliebte darin erkannte, verlieh er ihr mit einer letzten zärtlichen Berührung ihren besonderen Wohlgeruch und den ausdauernden Wuchs.
Читать дальше