Nicht beachtet worden ist in der Gesellschaft generell die Gefahr, Gefühle allgemeiner Verfolgung und Verweigerung von Hilfeleistungen wach zu rufen, aus denen wiederum Gefühle der Unfreiheit resultieren. Das Gefühl, dass es immer den kleinen Mann oder den Ärmsten trifft, scheint zunehmend mittels Zahlen und Folgen belegt zu werden. Der Terror der Bürokratie, der das Leben von Millionen von Menschen zur Marter werden lässt, scheint in Deutschland kein Thema zu sein. Zum Thema sollte jedoch werden, was Hartz-IV-Empfängern alles von der Unterstützung abgezogen wird, wenn sie sich etwas dazu verdienen oder sie erst aufbrauchen müssen, wenn sie noch über Sparbücher verfügen.
Ökonomistische Entscheidungen mit immensen Auswirkungen auf Menschenleben werden hingegen nicht gesetzlich hinreichend definiert. Wirtschaft kann diesbezüglich nicht kontrolliert und festgelegt werden. Infolgedessen auch nicht als menschenverachtend und in den sozialen Auswirkungen als psychoterroristisch eingestuft werden. Es müsste inzwischen in der Gesellschaft emotional und mental ein Konsens darüber bestehen, dass derartige wirtschaftliche Entscheidungen wie ad hoc- Entlassung en ebenfalls wie psychoterroristische Akte auf Menschen, die jahrelang ihrer Arbeit nachgingen, einwirken. Sie dienen keineswegs der Sicherung des Lebens von Millionen von Menschen im Sinne des Grundgesetzes und der internationalen Menschenrechte – und sie wirken dementsprechend wie eine Bombe auf Seele, Psyche und Lebensplanung der Betroffenen. Derartige wirtschaftliche Entscheidungen liegen gleichfalls auf dem Strang des weil es geht .
Festzuhalten ist, es gibt Millionen Opfer in Deutschland und zusätzlich rund um die Welt, die Opfer wirtschaftlicher Entscheidungen geworden sind, die auf Seele, Psyche und Körper der betroffenen Opfer in den Auswirkungen wie terroristische Angriffe wirken.
Weltenmacher sind Menschen, die Ursache und Wirkung anders erscheinen lassen, als sie sich tatsächlich ursächlich zueinander verhalten.
Ob bewusst oder unbewusst, muss geklärt werden und muss jeder auch für sich klären. Informationen, Tatsachen, Fakten oder was auch immer fehlen mag, werden nicht mitgeteilt; Geheimnisse werden bewahrt, die meist egoistischen Zwecken und Vorteilen dienen – ob in Familie, Politik oder Wirtschaft.
Halbheiten Analysen und Interpretationen zu unterziehen, bringt weder Wahrheit noch Sicherheit hervor, sondern das Gegenteil: Misstrauen. Die Inaugenscheinnahme von Hierarchien ist dabei wesentlich: Es macht wenig Sinn, Verantwortliche alleinig Oben oder Unten zu suchen. Noch weniger aufklärerisch ist es, Schuld und Fehlhaltung hin- und her zu schieben.
Dennoch ist der Faktor Macht und Einfluss wesentlich: Will man also grundsätzlich Veränderung zum Besseren in der Welt, scheint es mir angemessen, danach zu schauen, wer die Werte vorgibt und welche Interessen an ihrem Erhalt bestehen.
Was ist das Wichtigste in der gegenwärtigen Welt? Da gibt es leider nur einen unumstößlichen, hermetisch von allen Seiten gesicherten Wert, nach dem sich alles ausrichtet: Das Kapital und deren Vermehrung.
So wie die Verteidigung dieses Wertes innerhalb von 200 Jahren kapitalistischer Wirtschaftsordnung auf- und ausgebaut wurde, ist kein Mensch auf der Welt gesichert und geschützt. Der Mensch wurde immer ungeschützter, manipulierbarer und benutzbarer. Sukzessive wurden immer umfangreicher Seele und Natur des Menschen mit zunehmender Beschleunigung des Kapital- und Geldmachens mittels Lähmung und Ohnmacht entsichert. Gesellschaftsordnung und mit ihr im Schlepptau Versicherungen, versprachen und lösten oftmals nicht ein, was im Vorfeld ver- und besprochen worden war. Man hatte sich wohl versprochen? Oder hätte man wissen müssen, das Alchimisten, die sich in der Umwandlung von lebendigen und seelischen in totes und unwirksames Material pervers mittels Versprechen und Vertrag kommunikativ perfektionierten, sich mit dem Ziel aufgemacht hatten, nur die mit Geld und Kapital in der Sonne stehenden Menschen zu unterstützen und die anderen mittels Vertröstung in den existenziellen Sumpf zu verbannen?
Inwiefern überlassen wir den Weltenmacher an oberster Spitze (Wirtschaft und Politik) mit ihrer Schmetterlingszucht , dem Schleier wissenschaftlich akzeptierter Zufälligkeiten, für die niemand Verantwortung übernimmt, unsere Gegenwart und Zukunft? Nur, weil es geht? Der Spalt zwischen Oben und Unten wird auf diese Weise vertieft statt geschlossen. Welche Bedeutung haben dann Demokratie, Wahlfreiheit und Menschenrechte?
Welche Bedeutung hat der Mensch? Welche Bedeutung haben Seele, Leib und Leben? Die Anforderung an die psychische Verarbeitung in Menschen eines derart durch kapitalistische Wirtschaft und Geschichte gestalteten Lebens provoziert emotionale Erfahrungen in Menschen, die traumatisch genannt werden können.
Da ich ein Restvertrauen in unsere demokratische Grundordnung behalten habe und ich täglich von Menschen lesen oder sie im Fernsehen sehen und hören kann, denen es so geht wie mir, sprich, die über Informationen, Fakten, Erfahrungen und Konsequenzen nicht mehr hinwegsteigen können, veröffentliche ich meine Bücher zur Heillosen Kultur , in der Hoffnung, das Verhältnis, wie der Mensch zum Menschen steht, mit in eine positivere Richtung verändern zu können: dazu sind Ungleichbehandlungen im System zu betrachten, und gleichfalls Orientierungen an Mensch und Seele, die in unserer Gesellschaft zu kurz kommen.
Wort- und Gefühlfindungen
Manche Sachverhalte lassen sich nicht oder kaum in Worte fassen. Und das liegt nicht an Wortfindungsstörungen oder dem Mangel an Ausdrucksmöglichkeit.
Es liegt an emotional-physischen Reaktionen auf Informationen in unserer Kultur – Kultur verstanden als die Gesamtheit aller geistigen, künstlerischen, sozialpolitischen und psychoökonomischen Lebensäußerungen. Sie verschlagen einem buchstäblich die Sprache. Man fühlt sich hilflos, denkt: „Das gibt’s doch gar nicht ...“ Man fragt sich, in was für einer Welt man gelandet ist …
Stellt sich so eine Reaktion ein, sind Menschen noch im Kontakt mit Instinkten und Gefühlen. Gott sei Dank. Denn wir brauchen Gefühle in Deutschland, um Probleme zu lösen und Missstände zu beseitigen.
Die in unserer Kultur erzeugte Hilflosigkeit ging und geht auch nicht an mir vorbei und löste im Sommer 2005 einen Impuls in mir aus, der wie eine Fliege an ungeschützt offen stehendem Kuchen an Neuigkeiten klebte: Ich las Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, sah entsprechende Sendungen im Fernsehen. Das Schreiben dieses Buches ist ein Weg aus der Hilf- und Sprachlosigkeit heraus. Ich hatte meinen angefeuchteten Finger in die Luft gehalten und mich gefragt, woher der Wind plötzlich in Deutschland weht... Etwas veränderte sich rasant und ich wollte gerne wissen, was...
So kam es, dass ich las und schrieb ohne Konzept noch Hypothese, folgte einfach nur meinen Gefühlen, mich mit den Vorgängen in unserer Gesellschaft schleunigst beschäftigen zu müssen. Am Anfang wusste ich noch nicht einmal, dass ich anfing, ein Buch zu schreiben! Ich dachte, es wäre einfach nur ein „Frust raus schreiben.“ Für mich ganz allein. Freunde ermunterten mich, weiter zu schreiben. Als es fertig war, hörte ich auch die Frage, ob ich mich unglücklich machen wolle? Ich war im Zweifel, ob ich missverstanden werden könnte, was mir am Herzen, im Sinne des Menschen und für Menschen allgemein, lag.
Unmissverständliches Ziel des vorliegenden Buches ist es, menschliches Wesen, Selbstwert und Heilungsprinzip an die Spitze der Kultur schreiben zu wollen oder einen Beitrag dazu zu leisten. Nach zwei Monaten Bedenk- und Reflexionszeit fand ich, dass Band 1 so, wie er ist, sich für mich richtig anfühlt.
Die obige, an Wissenschaft orientierte Einordnung nahm ich jetzt nachträglich vor. Das eine oder andere habe ich darüber hinaus noch ergänzt, wie jetzt diese Zeilen. Wenn generell Menschen aus der Wirtschaft oder der Politik sich nicht gesehen oder verstanden fühlen sollten, liegt es an der moralisch, ethischen Spaltung in der Kultur, die ich hier nun anhand von Nachrichten in den Medien reflektiere, und die unterschiedliche persönliche Identifizierungen hinsichtlich der Ziele provozieren.
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