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Angelika Ludwig
Auf der alten Seidenstraße zum Hindukusch
Tagebuch einer 11-monatigen Reise auf dem Hippie Trail
nach Indien und Nepal
Published by: epubli GmbH Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2017 Angelika Ludwig
ISBN
Angelika Ludwig
Auf der alten Seidenstraße
zum Hindukusch
Tagebuch einer 11-monatigen Reise auf dem Hippie Trail
nach Indien und Nepal
Inhalt
Vorwort
Türkei
Exkurs über die Türkei
Syrien
Exkurs über Syrien
Irak
Iran
Exkurs über den Irak
Exkurs über Persien
Afghanistan
Pakistan
Exkurs über Pakistan
Exkurs über Afghanistan
Pakistan
Indien
Exkurs über Indien
Nepal
Trekking Tour
Zurück in Kathmandu
Rückreise
Exkurs über Nepal
Delhi
Afghanistan
Anhang
Vorwort
Als ich diese Reise mit Bernd, meinem damaligen Lebenspartner, antrat, waren wir beide 27 Jahre alt. Wir fuhren am 1. Oktober 1971 los und wollten erst in einem Jahr wiederkommen. Diese Reise sollte uns über die Türkei, den Nahen Osten, Afghanistan, Pakistan und Indien nach Nepal führen. Sie entsprach ganz dem Zeitgefühl der damaligen jungen Generation. Wir waren nicht die Einzigen, die es in den Osten nach Indien zog. Nach der 68er Bewegung, die wir beide in Berlin mehr oder weniger miterlebt hatten, wollten wir erst einmal was von der Welt sehen, ehe wir mit der Berufstätigkeit begannen. Die orientalischen Reiche entlang der sogenannten Seidenstraße mit ihren alten Kulturen lockten uns gewaltig. Zwischen Studienende und Beginn der Berufstätigkeit wollten wir also erst einmal unseren Horizont erweitern, aber vor allem unsere Abenteuerlust befriedigen. Nicht von ungefähr zog es die Jugend in den Osten, wo sich durch Hinduismus und Buddhismus, durch Yoga und Meditation, aber auch durch bewusstseinsverändernde Drogen, wie Haschisch und Marihuana, eine ganz neue Lebensideologie auftat.
Wir hatten unser Studium abgeschlossen und gerade so viel gearbeitet, um die Kosten für ein Jahr, die wir auf etwa 5000 DM veranschlagten, zusammen zu sparen. Wir kauften also einen gebrauchten Mercedes Bus, den wir für unsere Zwecke ausbauen ließen und besorgten uns alle nötigen Visa für unsere Fahrt nach Indien. Damals stand uns noch der Landweg offen. Wir vermieteten unsere Wohnung in Berlin für die Zeit unserer Reise und fuhren am 1. Oktober 1971 voller Entdeckerfreude los. Ende August 1972 sollten wir wieder wohlbehalten zurückkommen.
Von Anfang an führten wir ein Tagebuch, das wir in regelmäßigen Abständen nach Hause schickten, damit unsere Lieben daheim auch an unserer Reise teilnehmen konnten. So sind die unmittelbaren Eindrücke von damals erhalten geblieben. Inzwischen sind 45 Jahre vergangen. Wir fuhren durch heute unpassierbare Länder wie Syrien, den Irak und Afghanistan, aber auch Persien und Pakistan sind für den Reisenden gefährlich geworden. Manche der Orte sind unwiderruflich zerstört, wie z.B. Aleppo, Basra oder Kabul. Wir konnten noch in Friedenszeiten umherreisen, mit den Menschen in Kontakt treten und die fremden Kulturen ohne Gefahr in uns aufnehmen.
Warum ich die alten Aufzeichnungen noch einmal bearbeiten und herausgeben möchte, ist der Wunsch, die Länder in einer friedlichen Zeit darzustellen, als man noch weit entfernt von kriegerischen Auseinandersetzungen war und damit den Menschen gerecht zu werden. Heute haben über 1 Million Menschen gerade aus diesen Ländern, aus Syrien, Irak, Afghanistan und Pakistan in Europa um politisches Asyl nachgesucht. Sie mussten vor Krieg und Terror fliehen und es ist noch kein Ende der bewaffneten Konflikte abzusehen.
Ich will keinen politischen Kommentar zur Lage im Nahen Osten schreiben, sondern möchte nur zeigen, wie wir das Leben dort erlebten und was sich in den 45 Jahren seit unserer Reise dort verändert hat. Damals war ein ganz normales Leben dort möglich, zumindest hofften die Menschen noch auf mehr Wohlstand und Freiheit und dachten nicht an Flucht. Warum soll es nicht in der Zukunft wieder möglich sein?
9. Oktober 1971 Türkei
Acht Tage nach unserer Abreise in Berlin kommen wir endlich in Istanbul an. Es ist schon spät abends und unser Wagen ist wie immer voll besetzt. Heute haben wir alle das gleiche Ziel: Die Blaue Moschee und dort das Lokal Pudding Shop. Der Alte mit dem Bund Stroh steigt schon am Eminönü aus, diesem großen Umschlagplatz, von dem aus die Fährschiffe über das Goldene Horn und den Bosporus übersetzen. Von hier aus ist es nicht mehr weit, trotzdem machen wir noch eine aufregende Rundfahrt durch die belebte Innenstadt ehe wir die Moschee erreichen.
Das Goldene Horn und der Stadtteil Galata
Wir staunen über die vielen Busse aus Westeuropa, die hier bereits rund um die Moschee stehen und die vielen Leute, die sich hier bereits mehr oder weniger häuslich niedergelassen haben und zusammensitzen, um sich auszutauschen. Unser Wagen erregt Aufsehen, zeigt aber auch gleichzeitig, was wir für Leute sind. Selten hat jemand einen so stabilen, soliden Wagen mit so guter Inneneinrichtung. Ein angenehmes Gefühl der Zusammengehörigkeit mit den anderen überkommt uns. Wir hören wichtige Neuigkeiten für unsere Reise. Der Schah von Persien soll anlässlich der 2000-Jahrfeier seines Landes bis zum 20. Oktober die Grenzen schließen. Da die meisten auf dem kürzesten Weg nach Afghanistan oder Indien wollen, bedeutet das: Warten! Für uns ist das egal. Wir wollen sowieso 2 – 3 Wochen in der Türkei bleiben.
Am schwarzen Brett im Pudding Shop sieht es so aus wie bei uns an der Uni. Eine Fülle von Angeboten und Gesuchen aller Art ist hier angebracht. Sonst ein ganz normales Esslokal, gar nicht mal so billig für uns.
Straße am Bosporus
Wir bleiben 2 Tage in Istanbul, sehen uns das an, was man sich normalerweise bei seinem ersten Aufenthalt ansieht: Die engen Gassen der Altstadt, den riesigen überdachten Basar, den ehemaligen Sultanspalast Topkapi am Bosporus und schließlich auch die berühmte Blaue Moschee oder Sultan Ahmet Moschee, wie sie von den Türken genannt wird. Hier kommt sofort ein Fremdenführer auf uns zu, dem wir einfach nicht nein sagen können, er tut uns auch leid und so lassen wir uns von ihm 20 türkische Lira abnehmen, obwohl er eigentlich nur das erzählt, was man ohnehin sehen kann. Über die Galatabrücke erreichen wir das vornehme, europäisch wirkende Viertel Galata auf der anderen Seite des Goldenen Horns mit seinen aus dem 19. Jahrhundert erhaltenen Holzhäusern. Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre als in der nervenaufreibenden Altstadt im Viertel Eminönü. Die engen Straßen des alten Istanbuls sind fast immer verstopft, so dass fortwährend ein großes Geschreie und Gehupe ertönt und die Händler, die es hier in immenser Anzahl gibt, überschreien sich förmlich im Anbieten ihrer Ware und ganz besonders, wenn sie uns sehen. Dann zeigen sie stolz ihre englischen oder deutschen Sprachkenntnisse, weil sie sich ein besonderes Geschäft versprechen und zerstören einem leider alle Ruhe und Beschaulichkeit, die für mich vor allem unentbehrlich ist, um die Schönheiten des orientalischen Lebens entdecken zu können. Leider ist es aber heute schon so, dass die beiden berühmten Moscheen, die Blaue Moschee und die Hagia Sophia, nur noch touristische Zentren sind und kein besserer Türke mehr gern in die Altstadt geht, weil es dort schmutzig und voller Fremder ist.
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