3. Eine Gebrauchsanweisung für das göttliche Mittel
Der Feldhauptmann Naeman bekam einst ein klares Gotteswort durch den Propheten Elisa, durch das er aus allem Maraelend herauskommen und vom Aussatz genesen sollte. Aber er verschmähte anfangs dieses Mittel. Er beschaute es mit kritischen Augen und verachtete es (2. Kön. 5, 10-12).
So hätte auch Mose im Blick auf das von Gott gewiesene Mittel zweifeln und sprechen können: »Wie sollte dieser einfache Baum, dieses Wüstenholz, solchen Wassermengen, für Hunderttausende bestimmt, die Bitterkeit nehmen können?« Ja, wenn der Blick Moses nur an dem Baum haften geblieben wäre, so hätte er wohl ungläubig den Kopf schütteln können. Aber Mose achtete nicht auf die Geringfügigkeit des Mittels, sondern auf die Verheißung, die Gottes Wort auf dieses Mittel legte.
Der Unglaube hat ganz recht gehabt, wenn er sagt: »Was für ein armseliges Ding ist solch ein Baum in der Wüste! Wie soll der das Marawasser süß machen?«
Aber der Glaube spricht: »Das geringste Mittel, von Gott angeordnet, wird zum Heilmittel, das Wunder wirkt.« Der Glaube fragt gar nichts nach der Unscheinbarkeit der göttlichen Mittel. Er hat es mit Gott zu tun, der sich gerade des Unscheinbaren zu bedienen pflegt, damit seine Hand und seine Wundermacht erkannt und geehrt wird.
Lasst uns von Mose lernen, wie man das göttliche Mittel recht anwendet! Als Mose die Weisung von Gott empfangen hatte, jenen Baum zu nehmen, zweifelte er keinen Augenblick, dass nun die Hilfe da sei: »Er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn« (Hebr. 11, 27). In gläubigem Vertrauen gegen das empfangene Gotteswort legte er jenen Baum in das bittere Wasser hinein. Sogleich durfte er auch die herrliche Erfahrung machen, dass die Bitterkeit wich. Erst galt es, im Glauben, der nicht schaut, dem Wort Gottes zu trauen. Dann folgte das Schmecken und Fühlen der göttlichen Hilfe.
Hier haben wir die rechte Gebrauchsanweisung für das göttliche Heilmittel. Wie Mose den Wüstenbaum im Gehorsam gegen das Wort Gottes nahm und in das Marawasser hineinlegte, so wollen wir die uns geltenden und uns gegebenen Verheißungen und Hinweise Gottes in all unsere schwierigen Verhältnisse und Nöte, in unser Marawasser hineinlegen und sich da auswirken lassen. Dann werden auch wir erfahren dürfen, dass die Bitterkeit weicht und Maraplätze sich in köstliche Segensstätten verwandeln.
Wenn einst die letzte Marastation kommt, sei es, dass die bitteren Todeswasser uns bis an die Seele gehen, sei es, dass die Trübsale der letzten Zeit der Gemeinde Jesu ein Marawasser werden, wie sie noch keines zu schmecken bekam, dann wollen wir uns der ersten Marastation in Israels Wüstenzug erinnern und auf dem göttlichen Weg — wie Mose — die Not der Marastationen überwinden.
»Aber die Hände Moses wurden schwer; darum nahmen sie einen Stein und legten ihn unter ihn, dass er sich darauf setzte. Aaron aber und Hur stützten ihm seine Hände, auf jeglicher Seite einer. Also blieben seine Hände fest, bis die Sonne unterging«(2. Mose 17, 12).
Israels Kampf mit Amalek war kein gewöhnlicher Kampf. Der Herr gab Amalek nicht wie andere Feinde ohne weiteres in Israels Hände. Der Kampf mit Amalek gestaltete sich zu einem ausgedehnten Gebetsringen. Darum ist er uns ein kostbares Vorbild für unsere Kämpfe mit Lieblingssünden und Lebensnöten, die auch nur durch anhaltendes Gebet siegreich durchgeführt werden können.
Der äußere Verlauf des Kampfes ist uns bekannt: Mose übertrug dem Josua die Führung des Streites, während er selbst mit Aaron und Hur auf die Spitze des Hügels stieg und dort betende Hände emporhob: »Wenn Mose seine Hand empor hielt, siegte Israel; wenn er aber seine Hand niederließ, siegte Amalek« (2. Mose 17, 11).
Da Moses Kraft ermattet, bringen seine Begleiter einen Stein, auf den er sich setzen kann. Sie stützen seine Hände von beiden Seiten, dass er sie bis zum Sonnenuntergang gen Himmel gerichtet lassen kann und Israels Vorwärtsdringen zum endgültigen Siege führt. Wir bleiben zunächst stehen bei dem Bild des auf und ab wogenden Kampfes. Israel siegte nicht fortwährend. Israel wich manchmal zurück. Warum? Solange Israel die empor gehaltenen Hände Moses sah, wusste es: Der Herr hört Moses Gebet um unsern Sieg. Sah Israel aber die Hände sinken, so dachte es: Jetzt steht keine Gebetsmacht mehr hinter unserem Kampf. Israel wusste ganz genau: Die Wucht des Kampfes liegt nicht in unserer Macht, nicht in unsern Waffen, sondern im Gebet des Gottesmannes droben auf dem Berg. Dorthin waren immer wieder die Augen der Kämpfer gerichtet. Wir wollen mit ihnen in unserem Text schauen:
1. Die mutig und gläubig empor gehaltenen Hände
In 1. Tim. 2, 8 heißt es: »So will ich nun, dass die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel.« Mose hat so gehandelt. Kurz vor dem Kampf mit Amalek hatte sich im Volk eine Verschwörung gegen ihn gebildet. Man hätte Mose beinahe gesteinigt (2. Mose 17, 3 u. 4). Mose aber erhebt seine Hände »ohne Zorn«. Das vorangehende Zanken der Kinder Israel hat er von Herzen vergeben, und nun schreit er für die, welche ihm kurz zuvor wehgetan haben.
Mose betete auch »ohne Zweifel«, in unerschütterlichem Vertrauen. Er war mit seinem Gott im reinen.
Manch einer hebt auch wohl seine Hände zu Gott empor; aber es klebt unrechtes Gut daran! Tu das erst hinweg, dann wird auch dein Gebet kräftig werden.
2. Die müde werdenden Hände des Mose
»Aber die Hände Moses wurden schwer.« Mose betete, solange er konnte. Sein müder Körper hielt es aber zuletzt nicht mehr aus.
Kennt ihr solche Zustände, wo ihr beten wollt und des Leibes Schwäche und Elend hindert euch? Das können sehr demütigende Erfahrungen sein. Der württembergische Erweckungsprediger Ludwig Hofacker (1798—1828) ging durch solche Nöte. Er schrieb, er könne nicht mehr zusammenhängend beten, nicht mehr bis fünf zählen. Wenn ihr, die ihr gesunde Körperkraft habt, ahnen würdet, wie man in Zeiten der Schwäche sich danach sehnt, auch nur eine Stunde die volle Leibes- und Nervenkraft zu besitzen, um anhaltend beten zu können! Wie dankbar würdet ihr für eure Gesundheit sein, und wie eifrig würdet ihr beten!
3. Die von beiden Seiten unterstützten Hände
Aaron und Hur nahmen einen Stein, dass Mose sich darauf setzen konnte. Es ist für manchen Beter, der mit Leibesschwachheit zu tun hat, eine Erleichterung, wenn er sitzend oder liegend zum Herrn betet. Auch da wollen wir für jeden Schrifthinweis dankbar sein. Mose hat, als er matt und müde wurde, auf einem Stein sitzend weitergebetet.
Ferner: Aaron und Hur stützten seine Hände. Gesegnet seien die Helferdienste Aarons und Hurs! Für Beter, die in Leibesschwachheit niedersanken, ist nichts wohltuender als solche Gebetshilfe von rechts und links. Ja, wenn ein Beter zu schwach wird, selbst anhaltend zu beten, bekommt er manchmal neue Kraft zum Beten, wenn Besucher sich mit ihm im Gebet vereinigen.
Tut doch Kranken, soweit ihr es vermögt, diesen Dienst! Besucht sie und betet mit ihnen! Betet aber nicht so hart und stürmisch, dass ihr ihnen wehtut, sondern lasst euch zartfühlend leiten, so wird es euch und ihnen zum Segen sein!
4. Die bis zum Sonnenuntergang empor gehaltenen Hände
»Also blieben seine Hände fest, bis die Sonne unterging.« Das ist jetzt ein schöner Anblick, diese bis zum Sonnenuntergang treu empor gehaltenen Gebetshände. Sie sind uns ein Vorbild für das anhaltende Schreien. Ach, es werden viele Gebetshände erhoben, aber so wenige halten zäh fest »bis zum Sonnenuntergang«! Warum ist so wenig Sieg da im Leben des Volkes Gottes? Weil dieses zäh anhaltende Gebet so selten ist. Mochten Mose die Arme und Hände auch schmerzen, was fragte er danach? Der Sieg musste erfochten werden, und Mose hielt durch. Lasst uns das üben! Jesus betete die ganze Nacht hindurch. Wie viele von uns aber halten nie auch nur einige Stunden im Gebet an!
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