Nicole Sturm - Schmuggeln Sie dieses Buch

Joseph kann seine Beine zwar noch spüren, aber ohne seinen Rollstuhl wäre er so gesehen hilflos. Auch er hatte, als junger Mann, einen schweren Unfall. Seit diesem Tag hat er schwere Spasmen im linken Bein. Wie es der Zufall so will, hielt ihm eines Tages ein Freund einen Joint unter die Nase. Ein paar Minuten später schwächten sich seine Spasmen, zu seiner Verwunderung, stark ab. Heute ist Joseph achtzig Jahre alt, kifft immer noch und zeigt den Ärzten, die ihm „medizinisches“ Marihuana einreden wollen, einen Vogel. Das Gras hier ist billiger und besser! Cannabis ist für ihn sowohl Medizin, als auch Genussmittel. Er wird sehr freundlich und zuvorkommend in Coffeeshops behandelt, die Leute machen Platz für ihn und halten ihm, ohne nachzudenken, die Türe auf.

Eine Frau sprach mich an, ob ich ihrem dabei Freund helfen könnte, seinen Joint zu rauchen. Ich hatte ihn schon ein paar Mal gesehen, er ist vom Hals ab gelähmt und kann seinen elektrischen Rollstuhl, nur mit seinem Kinn bedienen. Er kann seine Arme nicht bewegen, was ein immenses Problem darstellt, wenn man einen Joint rauchen möchte, aber im Coffeeshop gibt es genug Arme und kein einziger würde sich weigern ihm einen Joint zu drehen oder ihn anzureichen und abzuaschen. Ich denke, Menschen mit einer körperlichen Behinderung, werden in Coffeeshops offener empfangen, als an manch anderen Orten, an denen man seine Freizeit verbringen kann.

Jemand mit einer geistigen Behinderung ist mir im Shop noch nicht begegnet, (fügen Sie hier einen schlechten Spruch, über den Vergleich von dummen und geistig behinderten Menschen, ein).

Ein Wagen hält neben dem Fenster.

Lukas dein Taxi.

Da es viele verschiedene Arten von Hanfpflanzen gibt, kann man auch viele verschiedene Sorten von Marihuana und Haschisch erwerben. Diese unterscheiden sich in Aussehen, Geruch, Geschmack und Wirkstoffgehalt. Einige Namen dieser Sorten leiten sich von den ursprünglichen Herkunftsländern ab, andere nach einer besonderen Eigenschaft der Pflanze, aber dem Erfinder steht es frei, seine Züchtung oder Entdeckung, so zu nennen wie er will. Es gibt zum Beispiel: Maroc, Afghan, Nepal, Orange Bud‚ Citral, Bubble Gum, Northern Lights, Amnesia und Silver Haze. Je nach Qualität setzen die Leute gerne ein Super oder Special vor, beziehungsweise hinter den Namen. Der Spitzenreiter der mir unter die Augen gekommen ist, hieß Super Jack Herer Special.

Für exotische, hochpotente und neue Züchtungen zahlen die Konsumenten gerne ein paar Euro mehr. Ob eine Sorte unter ihrem richtigen Namen verkauft wird, kann man selbst in einem Coffeeshop, nicht immer hundertprozentig garantieren, die Qualität von Cannabis erkennt man jedoch normalerweise am Preis. Eine teure Flasche Wein ist nicht teuer weil sie viel Alkohol enthält, der Preis von Marihuana und Haschisch steigert sich sehr wohl mit der Höhe des Wirkstoffgehaltes.

In den Niederlanden herrscht eine sogenannte „Hintertür Politik“, dies bedeutet Coffeeshops dürfen zwar Cannabis verkaufen, aber theoretisch gesehen nicht einkaufen. Der Anbau von größeren Mengen Hanf ist in den Niederlanden somit keine Frage eines großen Gartens. Bis die „Nicht geringe Menge“ den Coffeeshop erreicht hat, ist sie ein Grund für Gefängnisfraß und Gemeinschaftsduschen. Dies gilt vom Samen bis zum fertigen Produkt. Der Anbau der Pflanze macht Sie zu einem Drogenproduzenten und wenn Sie diese auch noch verkaufen möchten, umgeben Sie sich mit einen Schlag Menschen, die Ihnen nicht in einem Blumenhandel begegnet! Deutsche Gründlichkeit, für die Benennung eines Produktes, kann man da nicht prinzipiell voraussetzen.

Ein erfahrener Raucher erkennt allerdings verschiedene Sorten an Geschmack, Geruch, Intensivität und Aussehen. Die Haschischsorte Afghan ist, zum Beispiel, pechschwarz und weich, Hazesorten haben einen sehr eigenen Geschmack, der sich von allen anderen Züchtungen absetzt. Die Grassorte Cheese schmeckt nach altem italienischem Käse und Orange Bud hat eine fruchtige Note. Die Leute schwenken ihren Bong jedoch nicht, bevor sie das Köpfchen anzünden.

Einige Leute kaufen, fast ausschließlich, ihre favorisierten Sorten, den anderen geht es letztendlich nur um die Qualität. Namen sind nur Schall und Rauch. Wo wir einmal dabei sind, können wir ein paar weitere Begriffe klären. Was ein Joint ist wissen Sie und dass ein Bong eine Wasserpfeife ist, hatte ich erwähnt, des Weiteren gibt es noch den Blunt. Ein Blunt ist eine selbstgedrehte Zigarre, die mit Marihuana anstatt mit Tabak gefüllt ist. Da man dafür bedeutend mehr Gras braucht, als für einen normalen Joint, sind Blunts, eher etwas für besondere Anlässe. Das Bluntdrehen ist wie das Jointdrehen, in gewisser Art, eine Kunstform. Joints und Blunts sind nicht automatisch gut, nur weil sie viel Gras beinhalten, sie müssen auch gut gedreht sein. Das Drehen kann für Außenstehende schon etwas von einem Ritual haben, vergleichbar mit einer chinesischen Teezeremonie. Wenn sie zu einem Blunt eingeladen werden, können sie sich willkommen fühlen!

Der letzte, fast aussterbende Begriff, ist die Tulpe. Dabei handelt es sich um eine von der Norm abweichende Art, einen blumenähnlichen Joint zu drehen. Mit dem Essen spielt man nicht, aber bei Cannabisüberfluss werden Kiffer gerne kreativ. Gott sei Dank gehen den Coffeeshops nie die Blättchen und die Bongs aus, aber dies ist eine Geschichte für ein anderes Buch.

Der Vielraucher raucht, wie Sie sich denken können, mehr Cannabis als der Durchschnittskonsument. Dies kann haarsträubende Zustände annehmen. Wie bei allen was die Menschheit seit Menschengedenken veranstaltet, gibt es auch beim Kiffen, ein paar Leute die es übertreiben. Drogenwracks sehen jedoch, in meinen Augen, anders aus!

Die Joints, die diese Leute drehen, ähneln schon eher den Steinzeitkeulenjoints aus dem Privat-Fernsehen. Der Vielraucher raucht nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen. Einer hat mir erzählt, er raucht einen Kopf bevor er ins Bett geht, dann reinigt er den Kopf und füllt ihn wieder auf, damit er am nächsten Morgen, direkt weiter rauchen kann. Derartiges Verhalten finde nicht nur ich übertrieben. Der Vielraucher wartet darauf, dass der Coffeeshop öffnet und raucht dabei einen Joint. Es gibt sogar Leute, die rauchen, während sie einen Joint rauchen, noch sogenannte Köpfchen durch einen Bong. Sie rauchen also während sie rauchen. Vielraucher haben alle eine feste Arbeit, Sie müssen bedenken, Cannabis gibt es nicht geschenkt. Cannabis macht nicht körperlich abhängig und die Steigerung des Konsums bei Langzeitkonsumenten, fließt zäh wie trocknender Honig.

Es gibt nicht wirklich viele Vielraucher, aber Wenigraucher sind noch etwas seltener. Vielraucher rauchen Köpfchen, in denen mehr Gras ist, als in den Joints der Wenigraucher. Von dem Joint eines Vielrauchers könnte ein Wenigraucher fast eine Woche lang kiffen. Der Vielraucher sitzt regelmäßig im Coffeeshop und ist nicht weniger redselig, als die anderen Besucher. Manchmal gönnen Kiffer sich den Spaß und rechnen aus wie viel Cannabis sie in ihrem Leben geraucht haben. Wenn man zehn Jahre lang jeden Tag fünf Gramm raucht, braucht man einen ziemlich breiten Taschenrechner um diesen Betrag in Drachmen umzurechnen.

Ein Vielraucher ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Er betrat den Coffeeshop, blieb neben unserem Tisch stehen und blickte verwirrt auf die Wasserpfeifen. In einem anderem Shop hätten sie ihm erzählt, Bong zu rauchen, würde als harte Drogen zählen. Wir erklärten ihm, dass wir noch niemals so einen Blödsinn gehört hatten, was ihm ein wohliges Lächeln ins Gesicht zauberte. Er kaufte sich das beste Marihuana, holte sich einen Bong und setzte sich zu uns. Jemand wies ihn darauf hin, dass er kein Wasser im Bong hatte, also kein Wasser in der Wasserpfeife. Überraschenderweise wollte er dies aber so. Er würde schon ewig und vier Cheech & Chong Filme lang kiffen und Wasser würde zu viel THC filtern. Grob gesagt ist THC, dass was der Alkohol im Bier ist. Er rauchte pur, also ohne Tabak und alle fünf Minuten einen weiteren Kopf. Breit wurde er, aber majestätisch anzusehen war es nicht.