Auch die Rolle der Briten wird sehr offen dargestellt. Die Entscheidung, die Inseln kampflos zu verlassen, war auch im Vereinigten Königreich umstritten. So wurde es schließlich den Deutschen ermöglicht, britischen Kronbesitz an sich zu nehmen. Der einzige britische Grund und Boden, den die Deutschen im Zweiten Weltkrieg besetzen konnten. Die Entmilitarisierung der Inseln wurde den Deutschen aus taktischen Gründen nicht mitgeteilt. Einige Einwohner der Inseln mussten mit ihrem Leben dafür bezahlen, denn die deutsche Luftwaffe bombardierte die Häfen von Jersey und Guernsey in der Annahme, dass die dort vorhandenen Lastwagen Militärgüter transportierten. Hätten die Briten die Deutschen darüber informiert, dass ihre Truppen die Inseln bereits verlassen haben, wären diese Angriffe unterblieben. So die objektive und faire Aussage der Ausstellung. Auch die anfängliche Weigerung der Briten, im Winter 1944/45 Hilfstransporte des Roten Kreuzes zur Versorgung der hungernden Bevölkerung und der ebenso hungernden Besatzer auf die Inseln zu lassen, wird thematisiert. Selbstverständlich kamen die Briten dann nach der Kapitulation der Wehrmacht am 9. Mai 1945 als Befreier auf die Inseln und wurden mit großer Freude und Begeisterung von den Insulanern empfangen.
Das Museum trägt völlig zu Recht den Namen „Jersey War Tunnels“. Diese Tunnel wurden als „Hohlgangsanlage 8“ ab Sommer 1941 von tausenden Zwangsarbeitern und einigen Freiwilligen angelegt. Während insbesondere für die sowjetischen Zwangsarbeiter die Situation katastrophal war und viele von ihnen die Strapazen nicht überstanden, konnten sich die Freiwilligen über hohe Löhne und relativ gute Arbeitsbedingungen freuen. Verantwortlich für die Rekrutierung der Arbeiter war die sogenannte „Organisation Todt“. Geplant als militärische Anlage, wurde die Hohlgangsanlage 8 ab 1944 als voll funktionsfähiges Lazarett genutzt. Zwangsarbeit und zunehmende Unterdrückung der Bevölkerung, die Internierung und schließlich der Abtransport der jüdischen Bevölkerung in die Todeslager, all das ist hier viel besser nachvollziehbar und erfahrbar als zum Beispiel im Schulunterricht vermittelt werden kann.
Und wie war das noch einmal mit der menschlichen Seite? Mit den Beziehungen, die sich zwischen einigen Besatzern und einigen Insulanern, vornehmlich Insulanerinnen, entwickelten? Man kann vermuten, dass die anfangs ja äußerst vorteilhafte Versorgungslage in vielen Fällen ein gut nachvollziehbarer Grund für einige Insulanerinnen war, eine Beziehung mit einem Deutschen einzugehen. Hier und da wird es aber auch echte Liebe gewesen sein. Einen solchen Fall lernt man in der Ausstellung kennen. Die Sache endete dramatisch. Der deutsche Soldat desertierte und wurde zusammen mit seiner jungen einheimischen Freundin gefasst. Der Einsatz des „Bailiwicks“ führte dazu, dass die junge Frau freigelassen wurde, aber ihr Liebhaber nicht. Als Deserteur wurde er hingerichtet. Und nach dem Krieg? Die meisten der Beziehungen werden den Krieg nicht überlebt haben. Aber nicht alle Liebschaften blieben folgenlos. Eine dieser Folgen lerne ich auf der Fähre von Saint Malo nach Jersey persönlich kennen: Beth.
Eingang zum Museum „Jersey War Tunnel“
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