David Landauer fühlte sich unwohl angesichts dessen, was er Ehrenfried da preisgab. Er wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen, aber jetzt musste er es ihm sagen. Windschild und Glasow veranstalteten seit 1934 ein wahres Kesseltreiben gegen ihn. Wann immer Landauer in die Werkstatt kam, begrüßten sie ihn nur noch mit Ausdrücken wie „Judenlümmel“ oder „Ostjude Abraham“. Landauer hatte genau darüber nachgedacht, wie angreifbar er geworden wäre, wenn er diese Dinge aus der Werkstatt Ehrenfried oder auch Cohn schon früher berichtet hätte. Immerhin brauchte er seinen Lohn, um seine drei Kinder zu ernähren, vor allem jetzt und in den kommenden Wochen vor der Abreise nach England. Außerdem hätten weder Ehrenfried noch Cohn verstanden, davon war Landauer überzeugt, worum es ihm wirklich ging. Vielleicht lag das auch daran, dass er sich nicht imstande fühlte, ganz genau zu erklären, was mit ihm gerade geschah. Trotzdem fühlte sich Landauer, als er da draußen seinen baldigen Abschied angekündigt hatte, erleichtert über sein Geständnis. Er wusste nur nicht genau, was es wirklich war, das ihm dieses Gefühl beschert hatte.
Für Ehrenfried kam Landauers Erklärung und Kündigung einfach nur als ärgerliche und zusätzliche Belastung daher. Genau das hatte ihm jetzt noch gefehlt! Jetzt, vor dem geschäftlichen Aufbruch, musste er einen neuen Zwischenmeister von einer anderen Firma mit viel Aufwand und Geheimnistuerei abwerben.
Ehrenfried wusste aus Erfahrung, was er für solch diskrete Aktionen benötigte: Zeit und Nerven, beides hatte er nicht. Obwohl die Abwerbung von guten Zwischenmeistern in der Branche gang und gäbe war, brachte so etwas fast immer lästige Fragen der Kollegen mit sich und schließlich neue Feindschaften und neues Misstrauen. Ehrenfried ging zurück in sein Büro und polterte die fette Perschke mit lauten Worten an, ob sie denn endlich den Text für die Stellenanzeige geschrieben hätte. Anschließend fuhr er ins Café Reimann. Ein bisschen horchen. Vielleicht war etwas in Erfahrung zu bringen über Zwischenmeister, die hoch qualifiziert waren und sich verändern wollten. „Aber bloß keinen von Graumann“, dachte er, „ich mache garantiert keine Reise von Posen nach Galizien.“
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