Monika Arlt
Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt
Symbolik im Kontext von Wohnen und Stadtgestalt
Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt — Symbolik im Kontext von Wohnen und Stadtgestalt
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Copyright: © 2013 Monika Arlt
ISBN 978-3-8442-5865-3
Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net
Titelgestaltung: Erik Kinting unter Verwendung einer Fotografie von Joachim Arlt
Imprint Imprint Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt — Symbolik im Kontext von Wohnen und Stadtgestalt published by: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de Copyright: © 2013 Monika Arlt ISBN 978-3-8442-5865-3 Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net Titelgestaltung: Erik Kinting unter Verwendung einer Fotografie von Joachim Arlt
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Symbole, Mythen und Rituale — ihre Bedeutung für die Gestaltung und das Wohnen in der Stadt
Symbole als Gefühlspartner und Identitätsstifter
Zur Begrifflichkeit der Symbole
Symbole und das Unbewusste
Zum Umgang mit Symbolen
Beispiel „Das Bauwerk“
Beispiel „Das Haus“
Beispiel „Die Wohnung“
Beispiel „Die Stadt, die Siedlung“
Beispiel „Das Wahrzeichen“
Beispiel „Die Kirche im Dorf und die Moschee in der Stadt“
Beispiel „Das Denkmal“
Beispiel „Der religiöse Gegenstand, Kreuz und Schleier“
Alltagsrituale
Mythen
Bewohnerinnen und Bewohner
Befindlichkeitsstörungen
Angst
(Angst)Persönlichkeiten
Achtsamkeit für die Gefühle
Identität und Authentizität
Identität herstellen, das Spiel mit der Identität
Kultureller Pluralismus
Muster und Grenzen
Zerstörerische Muster und Grenzkonflikte
Verträgliche Grenzsetzung, die Kraft der Grenzen
Wohnen in der Stadt
Zur Symbolik der Städte und der Stadtentwicklung in Deutschland
Urbanität
Urbanität braucht Baukultur
Urbanität braucht Mittelpunkte
Urbanität braucht Gestaltqualität
Braucht Urbanität Rekonstruktion?
Stadtbild — das Gesicht der Stadt
Das zwanghafte Gesicht der Stadt
Das depressive Gesicht der Stadt
Das schizoide Gesicht der Stadt
Das hysterische Gesicht der Stadt
Visuelle Bezugspunkte, Signalbauten, Schlüsselreize, Hotspots, symbolische Baukunst
Graffiti
Stadt als mythischer Ort
Mythen und Symbole der Stadt
Mythos Bauhaus
Mythos Berlin — Zur symbolischen Dimension von Bauten in Berlin
Die Gedächtniskirche
Die Mauer
Symbol Bornholmer Brücke
Palast der Republik
Der Schlossneubau
Fughafen Tempelhof
Die Siegessäule
Nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal als nationales Symbol
Symbol Moschee
Teilnahme und Teilhabe
Beteiligung nach dem Baugesetzbuch
Beteiligungskultur
Teilhabe bewerkstelligen
Köpi
Liebigstraße 14
Das Künstlerhaus Bethanien
Die Ufa-Fabrik
Bürgerplattformen
Bewohnbarkeit
Der Intuition auf die Sprünge helfen — Arbeit mit dem Unbewussten,
Kunst
Wirkung von Kunst
Kunst und Macht
Kunstmarkt
Das biografische Reservoir der Kunst
Alltagskreativität
Kreative Interventionen
Kulturelle Verantwortung — Die Akteure entdecken die symbolische Dimension der Stadt
Muster-Sprache
Zur Arbeit mit Bildern und Symbolen
Symbole für die zukunftsfähige Stadt
IBA — Internationale Bauausstellung
IBA 2010 in Sachsen-Anhalt
Lutherweg in Eisleben
Beispiel Staßfurt
Weltkulturerbesiedlungen in Berlin — Symbole für gute Verhältnisse, gutes Wohnen in guter, gebauter Umwelt
Wohnanlage Goldstein-Süd
Masdar City
Literatur
Machtstrategen und damit immer auch Diktatoren haben die Künstler ihrer Zeit angestellt, um sich durch deren Werke Ansehen zu verschaffen und sich einen dauerhaften Platz in der Geschichte zu sichern. Großprojekte aus allen Epochen der Geschichte geben Zeugnis davon.
Auch das Adelsgeschlecht der Medici in Florenz waren solche Machtstrategen. Nachdem aber im Jahr1494 die Medici von der Zunftregierung der Stadt besiegt und vertrieben worden waren, Florenz zur Republik geworden war, bekam Michelangelo 1501 den Auftrag den David , das größte Symbol der Stadt, zu schaffen. Der David wurde zum Wahrzeichen für den neuen Geist der Unabhängigkeit und zu einer Kampfansage an die Medici. David in seiner Nacktheit, Makellosigkeit und Schönheit, der bereit ist, den Riesen Goliath zu besiegen. David als Verkörperung dieses neuen Geistes.
Die Umwelt lässt die Menschen nicht kalt. Schon ein einziges Objekt, ein Kunstwerk, ein Gebäude kann die Gefühle für die Umwelt verändern. Wer nichts fühlt, fühlt Leere, Langeweile, Verdruss.
Die East Side Gallery in Berlin, das mit 1,3 Kilometern längste noch erhaltene Mauerstück, hat einen weiteren Durchbruch für einen Hotelneubau am Uferstreifen erhalten und für eine Brücke über die Spree. Tausende Menschen haben dagegen protestiert. Das Rest-Mauerstück ist genauso zu einem Symbol geworden, wie der David in Florenz, wie der Eiffelturm in Paris, wie das Vogelnest in Peking, wie das Brandenburger Tor in Berlin.
Die East Side Gallery ist heute ein Ort für das Leben nach einer langen Phase, in der die Mauer zusammen mit dem Todesstreifen ein Ort der Teilung, Trennung und des Todes war. Der Mauerstreifen ist aufgeladen mit Gefühlen, die ihre Fans auch als Wir-Gefühl erleben, als etwas Gemeinsames, das über die Normalität des aktuellen Objekts hinausreicht und die Menschen miteinander verbindet. Für ihre Fans ist die East Side Gallery ein bedeutender Ort. Und die Fans gibt es nicht nur in Berlin.
Für eine Stadt ist es eine Notwendigkeit, ihre bedeutenden Orte als Bedeutungsträger zu erhalten und zu schützen.
Symbole sind Botschaften, die für Sinnhorizonte stehen. Städte als Manifestationen der Kultur eines Landes haben eine Vielzahl von bedeutenden Orten … Orten mit symbolischer Qualität, zu denen Menschen sich hingezogen fühlen. Es sind durch Erwartungen „animierte“ Orte, und wenn die Erwartungen eintreten, stellt sich in einem „Moment der Wahrheit“ emotionales Verstehen ein. Die symbolische Dimension der Stadt reicht hinein in das Unbewusste ihrer Bewohner und Besucher.
Stadtplaner und Architekten können sich das Wissen darüber zunutze machen. Sie können symbolische Einsicht erlangen und sich symbolische Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen. Anders als bei Machtstrategen und Diktatoren, deren Hybris sich immer wieder in „gebautem Narzissmus“‚ offenbart, kann es ihnen nur darum gehen, Identität zu stiften.
Bei den verschiedenen Wissensgebieten, die sie miteinander zu verbinden haben, ist das Wissen über das, was Menschen wollen, brauchen und erwarten, nur selten genügend ausgebildet. Planungen, „Ordnungsgefüge“, die der Bewohnbarkeit zu dienen haben, haben den Menschen nicht als „Beute“ zu überwältigen, sondern in angemessener Maßstäblichkeit und Verhältnismäßigkeit zu beteiligen. Wo es um die Zukunft, um die Bewohnbarkeit der Stadt geht, ist Gemeinsinn, die Gemeinschaft der Gefühle gefragt, und die speist sich nicht aus dem Gewöhnlichen, sondern aus dem Besonderen, dem, was Bedeutung generiert und Verbindung bewirkt. In der Verbindung von Erwartungen mit dem architektonischen Handwerkszeug können das Zeit- und das Lebensgefühl vieler Menschen Gestalt annehmen.
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