Zusammenfassung in Stichworten
Kernprinzip:
Wahrnehmung des Lebens (Aufmerksamkeit), Analyse des Wahrgenommen (Bewertung), Anpassung an das Wahrgenommene = Vernunft = unbewusste seelische Reaktion = Reflex.
Leit-Bild:
Natur: die Windmühle (Verwertung). Tier: der Revierwarner. Mensch: der Buchhalter
Ur-Angst:
vor Hingabe an das Leben (Verlust der Aufmerksamkeit)
Grund-Problem:
Starke Vernunftsbetonung (Vorsicht sagt eher Nein als Ja) führt zu seelischer Verstopfung und Kargheit. Das Ausgeliefertsein an die Umstände verhindert Weitblick - ermöglicht aber Detailkenntnis.
Sagt immer: Vielleicht...
Mythologie:
Demeter und ihre Tochter Persephone: Persephone wird von Hades, dem Gott der Unterwelt geraubt. Demeter lässt die Erde verdorren, da sie ihre Tochter wiederhaben will. Zeus lässt sich überzeugen und erlaubt Demeter ein halbes Jahr mit Persephone zusammen zu sein. Danach muss Persephone wieder zurück zu Hades in die Unterwelt, bei dem es ihr –wider des Erwartens der Mutter- recht gut gefällt. Es erscheint die Doppelnatur Jungfrau/Dirne, eben die Unbeständigkeit jungfräulicher Vollkommenheit im Diesseits. Bei Demeter ist Persephone Jungfrau/Tochter, bei Hades ist sie Dirne/mütterliche Geliebte. Hier spiegelt sich die geheime, oft ungelebte und paradoxe Seite der Jungfrau, die ihr selbst oft nicht bewusst ist: daher auch die Angst vor Chaos und dem eigenen Inneren (symbolische Unterwelt).
Baustein 6:
Das 6. Lebensprinzip ist die 3. Stufe der Entstehung des Innerseelischen im 2. Quadranten. Es ermöglicht es der sich zeigenden Empfindung (im Sinne von Identität und Emotion), sich an die Bedingungen der Welt reflexartig anzupassen und möglichst unbeschadet zu bleiben.
7. Lebensprinzip / WAAGE / VENUS / FELD 7
Wir werden uns jetzt dem Waage-Prinzip oder auf der planetaren Ebene dem Prinzip der Venus, beziehungsweise auf der Felderebene dem 7. Feld zuwenden. Wenn wir das tun, dann machen wir nicht nur einen Schritt von einem Tierkreisprinzip in das nächste oder von einem Feld in das nächste, vom Feld 6 in Feld 7, sondern wir begeben uns auch in einen ganz neuen Quadranten. Das heißt in einen neuen Seins-Bereich bzw. einen neuen Lebensbereich, in eine neue Lebensform, die für den Menschen jetzt offensteht. Im Sinne des 7. Feldes, das den Beginn des dritten Quadranten symbolisiert, begeben wir uns in den geistigen Bereich. Der hinter uns liegende zweite Quadrant mit Krebs, Löwe und Jungfrau, beziehungsweise den Planeten Mond, Sonne und Jungfrau Merkur oder den Feldern 4, 5, 6 war der seelische Bereich. Jetzt im 7. Feld über dem Deszendenten, der dem Aszendenten gegenüberliegt, begeben wir uns in den geistigen Raum.
So hat das Waage-Prinzip zunächst mal sehr viel mit dem Geistigen an sich zu tun. Der geistige Gehalt oder der geistige Anteil, für den die Waage oder das Waage-Prinzip steht, wird häufig in der herkömmlichen Astrologie unterschätzt, beziehungsweise teilweise falsch eingeschätzt. Denn in der herkömmlichen Astrologie ist es oft so, dass das Waage-Prinzip mit Liebe gleichgesetzt wird. Wenn das überhaupt in diesem Sinne so stimmen könnte, dann kann es höchstens im Sinne einer geistigen Liebe, oder man könnte sogar sagen, im Sinne einer tatsächlich platonischen Liebe gemeint sein. Liebe, die gar körperliche oder seelische Züge hat, kann mit dem Waage-Prinzip niemals gemeint sein und in Verbindung gebracht werden. Schon allein deshalb, weil das Waage-Prinzip sich im dritten Quadranten, also dem geistigen Bereich, befindet.
Wichtig ist, wenn man versucht, sich dem zu nähern, was Waage eigentlich ist, dass man zunächst mal versteht, dass mit dem Beginn der Waage im Tierkreis die Hälfte des Tierkreises durchmessen ist. Das bedeutet, dass wir zum ersten Mal vom Ausgangspunkt ausgehend - das wäre also auf der Felderebene der Aszendent, oder auf der Zeichenebene das Zeichen Widder - dass wir jetzt zum ersten Mal, wenn wir bei der Waage sind, eine gerade, senkrechte Linie durch den Kreis ziehen können. Das ist immer erst nach 180 Grad möglich. Und daraufhin entsteht ein ganz wesentliches Phänomen, was vor allen Dingen im psychologischen Sinne eine große Bedeutung hat, beziehungsweise wofür das Waage-Prinzip steht: das Prinzip der Projektionen.
Waage, beziehungsweise das Waage-Prinzip, ermöglicht es dem Menschen, etwas, was in ihm gelagert ist, als einen unbewussten Vorgang nach außen zu verlagern. Eben zu projizieren. Das ist aber immer nur dann möglich – um es visuell zu sagen – wenn eine Waagerechte vorhanden ist. Diese Waagerechte entsteht erst jetzt, wenn Waage auf den Plan gerufen wird. Vorher hätten wir vom Ausgangspunkt Widder ausgehend, zum Beispiel zu Krebs oder zu Löwe oder zu Jungfrau, keine Waagerechte aufbauen können, sondern das wäre eine schräge Linie geworden, die sich dann entwickelt hätte. Erst durch das Prinzip der Waagerechten kann Projektion entstehen.
Es gibt ein ganz simples Beispiel, an dem man das erklären kann. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Diaprojektor, in dem Ihre Urlaubsbilder enthalten sind. Dann werden Sie diese Bilder auf eine Leinwand werfen. Diese Leinwand muss in einer Waagerechten gegenüber dem aussendenden Diaprojektor stehen. Das Bild, was dann entsteht, auf der anderen Seite an der Leinwand, kann nur dann entstehen, wenn die Leinwand sich in der Höhe, sprich also in der Waagerechten, zum Diaprojektor befindet. Insofern ist Projektion immer ein Senden von Bildern aus einem Sender heraus auf eine sogenannte Projektionsfläche. Diese Projektionsfläche ist nicht der Sender. Das ist immer das Gegenüber.
In dem Sinne kann man sagen, dass das Waage-Prinzip von seinem Kern her bedeutet, dass man allem, was nicht Ich ist, begegnet. Die Waage ist die Begegnung mit dem Nicht-Ich. In der realen Welt vor allen Dingen bezogen auf Menschen. Alle anderen Menschen, die nicht Ich sind, können einem, weil wir das Waage-Prinzip in uns tragen, von außen begegnen. Aber sie sind in dem Sinne letzten Endes immer nur Projektionsflächen unserer eigenen inneren Anlagen. Das betrifft auch ein heikles Thema: alles, was einem Menschen begegnet – und merken Sie sich bitte für die Zukunft, wenn von Begegnungen die Rede ist, dass das immer etwas mit dem Waage-Prinzip zu tun hat – dass alles, was einem Menschen begegnet, letztlich er selbst ist. Auch wenn es Fremdbegegnungen sind, ist auch das letztlich er selbst, im Sinne seiner projizierten Anlagen. Niemandem kann also irgendetwas zustoßen und niemandem kann irgendjemand oder irgendwas begegnen, was er nicht zuvor selbst bereits in sich hatte. Das trifft zu für die positiven, wie auch für die schlimmen Begegnungen und Erlebnisse und Ereignisse und Zustände, in denen man sich befindet.
Insofern erinnert uns das Waage-Prinzip an eine Eigenverantwortlichkeit, die wir haben. Denn die Tatsache, dass es das Waage-Prinzip und damit das Prinzip der Projektionen gibt, entbindet den Menschen nicht von einer Verantwortung für sein eigenes Leben, sondern die Waage sagt ihm: Du musst für dich verantwortlich sein und dir muss klar sein, dass alles, was dir begegnet, immer direkt als eine Art unbewusster Ereigniswunsch in dir gelegen hat.
Alles was uns umgibt, also unsere Umwelt, die wir anhand unseres jeweiligen inneren und äußeren Standortes wählen, ist ein unendlich großer Raum. Daher können wir sagen, es gibt in unserer Umwelt, also außerhalb von uns, im Bereich unseres sogenannten Nicht-Ichs, eine unglaubliche Menge von Motiven, auf die wir uns auf die Suche machen können. So ähnlich wie man sich einen Fotografen vorstellt, der auf Motivsuche geht, weil er etwas Bestimmtes fotografieren möchte. Das, worauf man im Außen aber immer trifft, ist man selbst. Man trifft auf sich selbst im anderen. Man hat vermeintlich ein Fremderlebnis mit etwas oder jemand anderem, aber letztlich spiegelt dieses andere immer uns selbst.
Читать дальше