Als ich im Garten mal Krach machte während dieser Zeit, kam die Reaktion von Frau Schulze prompt und im Nu.
>Halten Sie sich gefälligst an die Mittagsruhe !< rief sie mir aus dem geöffneten Schlafzimmerfenster zu.
>Und Sie halten sich an die Nachtruhe !< war meine spontane Antwort dazu
und habe dabei zu mir selbst gedacht,
es zu ihr leider - oder Gott sei Dank - nicht gesagt:
>Du alte, fette, tramplige Kuh.<
Dir, mein Schatz, schlugen die Schulzes im Laufe der Jahre richtig aufs Gemüt, und auch mir gingen sie mächtig auf den Sack:
Dieses gottverdammte, beschissene, rücksichtslose Nachbarschaftspack !!!
WS 2007/2010
Als ich mal wieder manisch krank war, war mein geliebtes Eheweibchen mit vielen Problemen allein beladen,
und es hat sich dabei bewundernswert bei ihrer Bewältigung geschlagen.
Nach unserem Umzug von Charlottenburg nach Heiligensee hatten wir großen Verdruss, denn unsere neue Wohnungsbaugesellschaft, die GESOBAU, und das war wirklich nicht zum Lachen,
wollte sämtliche Siedlungshäuser der Mieter hinterrücks dem Erdboden gleichmachen. Als Ersatz sollten stattdessen neue Hochhäuser entstehen, die ein Vielfaches an Profit würden ergeben.
Über den geplanten Abriss war man überall empört, ob alt oder jung,
ein engagierter Mieter, Herr Volkmer, brachte diese Protestbewegung jedoch richtig
in Schwung.
Man muss sich vereint mit allen Kräften wehren, so lautete der allgemeine Befund, drum wurde ein Verein gegründet, der nannte sich 'Der Siedlerbund'.
Dem unnachgiebigen Vereinsvorsitzenden, Herrn V, haben wir den Erhalt unserer Häuser hauptsächlich zu verdanken,
durch sein fachliches Wissen, seine Hartnäckigkeit, Sturheit und unerschrockene Art, sich mit der GESOBAU anzulegen und aggressiv zu zanken.
Neben den vielen Aufgaben, die sich für sie im Haushalt ergaben,
war auch mein Weibchen stark engagiert, den anfangs wenig aussichtsreichen
Kampf gegen die GESOBAU mitzutragen.
Man organisierte Proteste, schaltete Politiker ein und auch die Presse, dadurch fand unsere Angelegenheit auch ein breites öffentliches Interesse.
Selbst dem damaligen Regierenden Bürgermeister Dietrich Stobbe blieb die Problematik nicht verborgen,
er wurde zu Versammlungen eingeladen und zeigte Verständnis für unsere Sorgen.
Nach fünfjährigem unermüdlichen Kampf wollten der Vorstand und die Direktoren der GESOBAU endlich entnervt ihre Ruh',
und sie stimmten letztlich sogar einem Verkauf der Häuser an die dort wohnenden Mieter unter bestimmten Voraussetzungen zu.
Die allgemeine Stimmung und politische Konstellation war für uns günstig und die Entschlossenheit der Mieter riesengroß,
doch der Sieg gegen die großen Bosse fiel den kleinen Leuten wahrhaftig nicht leicht in den Schoß.
Für uns war das natürlich ein großes Glück. Herrn Volkmer, Herrn Stobbe, meinem eifrigen Häschen und dem Himmel sei Dank;
der Dank geht auch an die tapferen Siedler und an all' die uns moralisch beigestandenen Leute,
denn von diesem glücklichen Umstand, nämlich dem Kauf des Hauses, profitieren wir noch heute.
WS 2007/102010
Ich möcht' der Schnaps in deiner Kehle sein,
es wär' so wunderbar, wenn du mich schüttest in dich rein,
aber gerne wäre ich auch das Bier, das in dem Kasten steht, hinter der Tür.
Ich möcht' der Wirt von deiner Kneipe sein,
denn wenn du blau bist, lädst du alle seine Gäste ein
und erzählst allen, wie sehr sozial du bist und schlau, und was du alles gelernt hast auf dem Bau.
Ich möcht' das Haar in deiner Suppe sein
und deinen Rachen kitzeln, bis du beginnst die Suppe auszuspei'n,
doch was ich dringend möchte, weiß ich ganz genau:
ich will die Scheidung von dir - als deine Frau.
WS 2007/2010
>Du weißt doch immer alles besser.<
>Ja, das stimmt, weil ich genau weiß, dass du immer alles besser weißt.<
>Ich weiß gar nicht immer alles besser, ich sage nur, wie es ist.<
>Und wie ist es?<
>Das weißt du doch ganz genau, wenn du immer alles weißt.<
>Na gut, wenn du meinst, dann weiß ich eben alles besser.
Dann halte ich mich besser zurück, bevor wir noch anfangen, uns zu streiten.<
>Meinst du, ich will mit dir streiten? Warum unterstellst du mir das?
Du bist doch immer, der streiten will, weil du alles besser weißt.
Dabei weißt du gar nichts. Einen Dreck weißt du.
Weißt du, wie ich mich fühle? Weißt du es?
Beschissen fühle ich mich. Immer deine Bevormundung und deine Besserwisserei. Anstatt nett zu mir zu sein und mich in die Arme zu nehmen ,
aber anscheinend weißt du gar nicht mehr, wie das geht, obwohl du sonst alles weißt. Wann hast du mich zuletzt in die Arme genommen, oder gar geküsst?
Wie viele Jahre ist das her? Sag's mir.<
>Na nun übertreibe mal nicht so.<
>Wie viele Jahre? Sag' s mir, wenn du es weißt. Und wann hast du mich zuletzt richtig geliebt?
Ich sage, r i c h t i g geliebt, so mit Laster, Lust und Leidenschaft und allem möglichen Trallalla. Wann soll das gewesen sein? Weißt du' s?
Ich weiß es nicht, das muss in meinem vorigen Leben gewesen sein.<
>Jetzt wirst du aber unsachlich. Merkst du nicht selber, dass du maßlos übertreibst?<
>Na dann sag' s mir, wenn du es weißt. Aber du weißt es nicht,
weil du es längst vergessen hast. Du liebst mich nicht mehr. Das ist es. Du hast es verdrängt und weißt gar nicht mehr, was das ist - LIEBE. Schlag' mal nach im Lexikon unter L. Lies mal nach, was das ist, und wie das gemacht wird. Und dann komm' zu mir und zeig' mir, ob du kapiert hast, was da steht, du müder Muffel, du.
Wenn du mich anschaust, mich umarmst, mich küsst, meine Muschi streichelst -wie zuletzt vor 6 Monaten - jetzt ist's mir wieder eingefallen und dann zu mir in meine Liebeslaube kommst, groß und stark, und mir zeigst, wie sehr du mich noch liebst, dann werde ich in deinen Armen dahin schmelzen vor lauter Glück. Das ist Liebe. Jawohl, dahin schmelzen vor Lust und Glück.
Ich sehe dir an, du denkst wieder, ich übertreibe, aber das ist nicht übertrieben. Ich weiß genau, was ich fühle, denn ich bin schließlich eine Frau. Oder weißt du das auch besser?<
WS 052006
Mein lieber Schatz, ich muss dir heute endlich ein Geständnis machen, ich bin gespannt, ob du darüber weinen wirst oder vielleicht lachen.
Ich habe Plagiat betrieben........
Ich habe im Laufe der Zeit dein geäußertes Gedankengut, in Form von Vorwürfen, Zurechtweisungen, Ermahnungen, Flüchen, Liebesbezeugungen klammheimlich aufgeschrieben.
Manchmal hast du mich geliebt und manchmal regelrecht gehasst, all' deine Äußerungen sind authentisch, sprechen für sich selbst, ich habe sie nur thematisch geordnet und in Reime gefasst.
Ich ließ dieses Traktat zusammen mit ein paar anderen publizieren, ohne dich im Voraus darüber zu informieren.
Ich hoffe, das Werk wird den Lesern gefallen, und sie werden mich dafür huldigen,
bei dir möchte ich mich für mein illoyales, illegales Verhalten vielmals entschuldigen,
doch ich sage dir klipp und klar ganz offen ins Gesicht,
ohne die Anregungen, die ich durch dein Wirken und Walten erhalte,
gäbe es viele Gedichte nicht.
Im Vörspann des Enthüllungsbuches steht es folgendermaßen beschrieben: Würde meine mir angetraute teure Gattin Leonore nicht regelmäßig den Stoff für meine Geschichten bieten,
wäre ich kein selbstverliebter Poet geworden, sondern gehörte, wie eine Vielzahl lang gedienter, pensionierter Ehemänner, zu dem großen Haufen einfallsloser, nutzloser und langweiliger Nieten.
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