Priester Donovan bekam immer das große Kotzen wenn er vor dem Petersdom stand und das Ausmaß dieses Gebäudekomplexes betrachtete. Er fragte sich, wie auch viele seiner aufgeklärten Brüder, wie viel Raum braucht der Satan um sich großartig und erhaben zu fühlen? Ob Synagogen, Moscheen oder andere Schurkentempel. In ihrem Größenwahn sind alle Teufel dieser Erde gleich.
Eine weitere Erkenntnis die diesen Größenwahn ergänzte, raubte ihm den Atem. Der gigantische Tunnel auf dieser von aktiven Vulkanen umzingelte, kaum jemandem bekannten Insel. Er kannte viele geheime Tunnel, Bunkerbauten, Burgen und Wehranlagen der Welt. Welchen kolossalen Zwist dem männlichen Wahn innewohnte, Burgen und Verkriechlöcher zu bauen, um ihre beschissenen Ärsche im Schutz zu wissen, gewaltiges Waffenarsenal aufzutürmen, um seinesgleichen in die Hölle zu jagen. Der männliche Größenwahn, sein Hass auf die eigene Seele ist unermesslich. Wenn es überhaupt einen Gottvater im Himmel gäbe, dann muss es sich wohl um einen ausgestoßenen irrsinnigen Geist handeln, der seine krankhaften Perversitäten durch den männlichen Wahnsinn ausleben lässt.
Eine andere Erklärung für den abscheulichen Plan der Japaner einen Tunnel in Rabaul zu bauen und jetzt durch seine Auftraggeber die Sprengladungen platzen zu lassen, konnte er in diesem Moment nicht begreifen. Das Ausmaß der Perversität des teuflischen Denkens, scheint beispiellos zu sein. Während eine konstruktive Gattung Mann-Mensch die Zivilisation immer von neu aufbaut, sogar großzügig für die heiligen Teufel bombastische Tempel errichtet, grübelt die andere Gattung Mann-Teufel wie sie sich gegenseitig ihre Tempel zerstören, um noch größere danach zu errichten.
Die ganze Kulturlandschaft der sogenannten Zivilisation besteht aus Ruinen vorausgegangener Schlachten der Wahnsinnigen. Wie ausgeschlagene, abgebrochene Zähne betrunkener Schläger erheben sich die Kulturgüter, doch niemand nimmt sie als Mahnung wahr. Er, Donovan wusste es besser. Es reichte ein einziger Teufel in der Kutte irgendeiner verfluchten Sekte, um den nach Ruhm süchtigen Männern das Hirn zu waschen. Diese Blödmänner glaubten an alles und jeden, der ihnen Ruhm und Reichtum auf Erden und Seelenheil im Himmel versprach.
- Wo das Wissen nicht Zuhause ist, zieht der Glaube ein
- Wo sich der Glaube einnistet, zahlt er keine Miete
- Dreist wie er ist, reißt er sich Haus und Hof unter den Nagel
- Arrogant wie er ist, weigert er sich vehement dem Wissen Zutritt zu gewähren
- Dumm wie er ist, weiß er nicht, dass das Zuhause des Wissens die Unendlichkeit des Universums ist
- Blind wie er ist, wünscht er sich alle wären blinder als er
- Sündig wie er ist, redet er jedem die Sünde ein
- Machtgierig wie er ist, möchte er alle beherrschen
- Habgierig wie er ist, versucht er alle über den Tisch zu ziehen
- Verlogen wie er ist, handelt er im Namen einer- oder mehrerer Gottheiten, dessen Existenz er nicht nachweisen kann
- Destruktiv wie er ist, verleitet er die Gläubigen Kriege gegen Ungläubige zu führen
- Verlassen kann er sich auf die Gutgläubigkeit der Unwissenden.
- Seinen Machtanspruch baut er auf die Vollmachten der Gutgläubigen
- Die Summe aller Vollmachten der unwissender Gläubigen ergibt das Wesen Gott
- Das Wesen Gott ist immer auf dem gleichen Wissensstand, wie die unwissenden Gutgläubigen.
- Angst ist die Wiege der Unwissenden durch den Glauben
eingeschläfert, der Wahrheit entzogen, von falscher göttlicher Gerechtigkeit betrogen,
vom Verwalter des Glaubens beraubt,
von halbwegs Wissenden ausgelacht,
von Weisen beweint,
von Andersgläubigen erschlagen,
von Ungläubigen zu Grabe getragen.
- Mein Name ist Glaube, jetzt wisst ihr was ich will.
Priester Donovan fiel die Erkenntnis wie Schuppen von den Augen, dass er soeben eine Verwandlung vom Saulus zum Paulus durchlebte.
„Nein, nein, nein“, rief er laut. „Der Saulus ist ein Chamäleon das nach Bedarf mal Paulus, mal Saulus sein kann, in der Regel jedoch ein Saul-Paulus ist.“
Über diese Definition musste er so herzhaft lachen, dass es bis zum Strand hin zu hören war. Dieses befreiende Lachen löste das mulmige Gefühl in seiner Magengegend auf. Jetzt als neugeborener Zivilist Donovan wischte er sich die Lachtränen aus den Augen. „Wenn alle Saul-Paulusse nachempfinden könnten wie gut es mir tut, ein Ex Saul-Paulus zu sein,“ dachte er weiter.
Erleichtert streckte er mutig den Zeigefinger seiner linken Hand und berührte das Bild auf der rechten Buchseite. Die Seekarte löste sich Augenblicklich auf, dafür erschienen viele kleine Bildquadrate. Der erleuchtete Donovan berührte vor Freude weitere Bilder und musste erneut herzhaft Lachen. Dieses M.M. Weib schien wahrlich den Sinn für Humor nicht verlernt zu haben.
Als er sich etwas beruhigt hatte, betrachtete er die einzelnen Bilder genauer. Das erste Bild zeigte in der oberen linken Ecke einen dicht mit Tropenpflanzen bewachsenen Felsvorsprung. Es geschah etwas merkwürdiges, worauf er nicht vorbereitet war. Das Gebüsch teilte sich vor seinen Augen und eine mittelgroße Öffnung im Felsen wurde sichtbar. Nicht nur das, er empfand sich leibhaftig vor diesem Loch zu stehen, den Duft der Pflanzen zu riechen, die zahlreichen Insekten von der Nase wegzuscheuchen. Ehe er begreifen konnte wie ihm geschah, trat er mutig in den Tunnel ein.
Die elektrische Beleuchtung aus der Kriegszeit hing verrottet an der Decke. Als wenn von ihm selbst ein Licht ausstrahlte, erhellte es den Tunnel um ihn herum. Drinnen fühlte es sich feuchtwarm an, es stank sehr stark nach Altöl und Eisenrost. Donovan durchlief den Tunnel in rasender Geschwindigkeit ohne es recht wahrzunehmen. Plötzlich stand er vor einem geöffneten Tor aus Stahlplatten, getarnt aus felsigem Material. Ohne zu zögern spazierte er durch das Tor. Keine zehn Schritte weiter stand ein Pritschenwagen mit drei U-Boot Torpedos beladen. Eine endlose Reihe von ähnlichen Ladungen entdeckte er weiter im Tunnel. Allein diese Sprengkörper nacheinander gezündet, hätten den Berg zum Zittern bringen müssen. Er erinnerte sich an die Seekarte auf der sechsundzwanzig solcher Depots markiert waren. Donovan zweifelte keine Sekunde daran, welche zerstörerische Kraft unter der Erde rund um die Bucht von Rabaul auf den entscheidenden Moment wartete.
Es wunderte ihn nicht, weshalb diese Depots von den alliierten Mächten in den Tagen und Monaten unmittelbar nach dem Krieg unerwähnt blieben. Donovan kannte sich sehr gut aus in der Psyche dieser Saul-Paulusse. Es ist völlig unerheblich zu wem sie sich formell bekennen, welcher Flagge sie folgen, welchen Herren sie dienen. Sie sind alle untereinander austauschbar. Mögen sie sich wie große Helden feiern, sich als Befreier der Menschheit präsentieren, sich noch so viele wertlose Blechmedaillen an ihre Brust hängen, sie sind und bleiben professionelle Killer im Dienste des Bösen.
Der Teufel dagegen ist ein feiges Chamäleon. Er kleidet sich gern im Mäntelchen der Geistlichkeit, ein Mann des Gottes, einer der immer da ist wo die Tugend der verlogenen Moral den Bauch streichelt. Einer der das Heil predigt, aber Unheil anstiftet. Einer der weiß, dass es keinen Gott außer ihm geben darf. Zumindest keinen gütigen Gott, sonst hätte er ihn, den Teufel, gar nicht erschaffen.
Der Ex-Priester Donovan wanderte im Geiste von einem zum anderen dieser unheilbringenden Waffendepots. Ihm dämmerte es langsam, warum er vom fernen Irland nach Palau versetzt worden war. Er als Sprengstoffexperte des Opus Dei , gerissen, verschwiegen und ohne jegliche Skrupel. Die Organisation Opus Dei , eine untergeordnete Spezialeinheit seines Vereins, dessen Wirtschaftszweig jeden Auftrag des Luziferimperiums erledigt, gegen einen hohen Obolus, versteht sich.
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