Paetzold arbeitet in der Vorhersageabteilung und erstellt Wettervorhersagen und Wetterwarnungen. Dazu wertet sie die Daten aus, die in den Wetterbeobachtungsstationen gesammelt werden, sie greift auf Computermodelle und Satellitenaufnahmen zurück und verlässt sich auch auf eigene Erfahrungen und die von Kollegen.
"Intuition spielt eine große Rolle bei der Wettervorhersage. Mit der Zeit entwickelt man einen sechsten Sinn für das Wetter", sagt Paetzold.
Allerdings tun Meteorologen weit mehr, als sich mit Vorhersagen zu beschäftigen. Das Berufsfeld ist vielfältig und reicht bis zur Entwicklung neuer Rechenmodelle, was eigentlich ein Job für Mathematiker und Informatiker wäre. Daneben gibt es verschiedene Spezialgebiete: Agrarmeteorologen beispielsweise beschäftigen sich mit dem Pflanzenwachstum im Zusammenhang mit dem Klima. Ihre Arbeit ist für die Landwirtschaft sehr wichtig, denn sie sagen voraus, wann welches Ungeziefer auftreten kann und welche Spritzmittel unter welchen Wetterbedingungen sinnvoll sind.
Medizinmeteorologen dagegen befassen sich mit dem Wetter in Zusammenhang mit Allergien. Sie beurteilen die Klimawerte in unterschiedlichen Regionen, beschäftigen sich mit regionaler Lufthygiene und Ozonaktivitäten. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind wiederum für den Tourismus in Kurorten sehr wichtig.
Hartes Studium, wenig freie Stellen
Die Meteorologie hat sich in den letzten 30 Jahren stark gewandelt. Heute bilden Computerberechnungen das Fundament zur Wettervorhersage. Außerdem wird das Wetter vermehrt durch Automaten beobachtet. "Früher haben das erfahrene Wetterbeobachter gemacht. Heute registrieren Maschinen die Daten", sagt Paetzold.
Für den Beruf ist ein Studium der Meteorologie nötig. Mathematik, Physik und Chemie gehören zum Lehrstoff. Das Studium hat es in sich, die Abbrecherquote ist hoch. Nur einige Dutzend Studenten schließen jede Jahr erfolgreich ab. Entsprechend gibt es in Deutschland nur einige hundert Meteorologen. Sie arbeiten unter anderem in den Niederlassungen des Deutschen Wetterdienstes, aber auch in privaten Unternehmen, die beispielsweise Klimagutachten erstellen.
Die Chancen auf einen Arbeitsplatz sind trotz der geringen Ausbildungszahlen auch nur mäßig. Freie Stellen gibt es für Meteorologen wenig. Hinzukommen unattraktive Arbeitszeiten. Abhängig von der Spezialisierung müssen Meteorologen im Schichtdienst, an Feiertagen und am Wochenende arbeiten.
Und schließlich brauche man in diesem Beruf noch ein dickes Fell, sagt Paetzold. Besonders hohe Wertschätzung gebe es für ihren Job nicht. "Jeder meint, das Wetter besser voraussagen zu können. Wenn wir Meteorologen dann danebenliegen, müssen wir mit bissigen Kommentaren leben."
Gehalt: variiert, abhängig vom Arbeitgeber, beim Deutschen Wetterdienst als Bundesbeamter Anfangsgehalt A13, teils aber auch Besoldung nach Bundes-Angestelltentarifvertrag (BAT)
Arbeitszeit: 38 bis 40 Stunden/Woche
Ausbildung: Studium der Meteorologie
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Motologen
Helfer bei Bewegungsstörungen
Motologen helfen Kindern bei motorischen Problemen. Sie achten nicht nur auf die Bewegung, sondern berücksichtigen auch die Psyche. Das fördert die Entwicklung.
VON MARKUS SCHLEUFE
Es ist laut in der Sporthalle. Einige Kinder liegen auf Rollbrettern und werden von Erwachsenen durch die Halle gezogen. Die Kinder johlen, haben Spaß. Was aussieht wie ein Spiel, soll die motorischen Fähigkeiten der Kinder fördern. Entwickelt werden Übungen wie diese von Motologen.
"Motologie ist die Lehre der menschlichen Bewegung. Motologen beschäftigen sich mit dem Zusammenspiel von Bewegung und Psyche", erklärt Stefan Schache, Doktor im Fachbereich Sport und Sportwissenschaften der Universität Osnabrück. Es geht um die Frage, wie sich motorische, soziale und psychische Prozesse gegenseitig beeinflussen. Denn Bewegung ist nicht einfach Bewegung. Die Teile des menschlichen Körpers stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander. Wenn ein Mensch den Arm hebt, wird die Bewegung auch vom Hirn gesteuert. Auch die Psyche hat einen Einfluss auf die Bewegungsfähigkeit. Darum werden in der Therapie auch Wahrnehmungsspiele und psychomotorische Spiele eingesetzt.
"Man versucht, über Bewegung psychische Befindlichkeiten zu beeinflussen. Kinder lernen so, die eigenen Grenzen in der Bewegung zu kennen und zu erweitern. Dadurch bauen sie Selbstbewusstsein auf", sagt Schache.
Früher wurde Motologie vor allem in der Kinder- und Jugendpsychiatrie angewandt; heute werden auch Erwachsene – etwa Senioren und Pflegebedürftige – damit behandelt. "Das ist stark im Kommen", sagt Schache. Auch zur Stressbewältigung wird Motologie eingesetzt.
Oft als Sportlehrer an Schulen
Bisher war die Ausbildung zum Motologen oder zur Motologin nur durch ein Master-Studium an der Philipps-Universität Marburg möglich. Ab 2012 wird an der Fachhochschule Emden erstmals ein Bachelor-Studiengang angeboten. Auf dem Stundenplan der Studenten stehen Psychologie, Medizin, Heil- und Sportpädagogik. Was versteht man unter Gesundheit? Welche Übungen sind wann sinnvoll? "Man muss vieles einfach in der Praxis erleben, um es zu verstehen", sagt Schache. Viele angehende Motologen haben zuvor ein Sportstudium absolviert.
Und wo arbeiten Motologen? "Viele sind als Sportlehrer in Schulen tätig, andere arbeiten in therapeutischen Einrichtungen, Krankenhäusern oder Seniorenheimen", sagt Schache. Jobs in der Forschung finden die Bewegungsexperten an Universitäten, Fachhochschulen und Akademien. Die meisten sind fest angestellt, nur wenige arbeiten selbstständig.
Verdienst: Monatlich zwischen 2.200 und 4.300 Euro brutto, abhängig von der Qualifikation
Ausbildung: Aufbaustudium Motologie
Arbeitszeit: variiert
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Paarberater
Coaching für die Liebe
Wenn es in der Beziehung kriselt, können Paarberater helfen. Sie leiten als unbefangene Dritte die Partner an, ihre Probleme zu analysieren und eine Lösung zu finden.
VON MARKUS SCHLEUFE
Trennen oder zusammenraufen? Diese Frage stellt sich Paaren, wenn es in der Partnerschaft nicht mehr funktioniert. Aber oft sind beide nicht in der Lage, die Probleme objektiv zu benennen. Ein Mediator muss her. Dies ist der Job für einen Paarberater.
"Bei uns geht es nicht darum, wer Schuld hat", sagt Bernd Nickel. Er ist psychologischer Berater und hat sich auf Partnerschaften spezialisiert. Zu Beginn jeder Beratung klärt er mit dem Paar den Auftrag: Was ist das Problem, welches Ziel soll erreicht werden und was soll innerhalb der Beratung passieren? Der oberste Grundsatz für den Vermittler ist dabei, neutral zu bleiben – Parteilichkeit für einen von beiden ist verboten. "Wir werten und bewerten nicht, wir sind gegenüber dem Paar, seinem Problem und seiner angestrebten Lösung absolut neutral."
Die häufigsten Beziehungsprobleme sind ständiger Streit oder ständige Kritik, Seitensprünge, unterschiedliche Sexualbedürfnisse oder mangelnde Harmonie innerhalb der Beziehung. Probleme, die selbst die größte Liebe zermürben können. Meist haben sich die Konflikte emotional hochgeschaukelt. Das Paar befindet sich in einer Spirale negativer Gefühle. Ein destruktives Verhaltensmuster schleicht sich ein, in dem beide wie gefangen scheinen und kaum Spielraum für neue Wege finden.
Selbstanalyse unter Anleitung eines Unbefangenen
Dann helfe zunächst Abstand, Verlangsamung und Besinnung. Der erste Schritt dazu ist der Gang zum Paarberater. Der unbefangene Dritte gibt beiden Partnern die Möglichkeit, in Ruhe auf die Situation zu schauen.
Klingt einfach, ist es aber nicht immer. "Keine Paarberatung ist wie die andere. Jedes Gespräch ist so individuell wie die Menschen, die zur Beratung kommen", sagt Nickel.
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