Peter J. Gnad - Bin in Afghanistan

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Michael Felsberg und sein Freund Mirwais wollen in den Edelsteinhandel einsteigen, die Zeit ist reif. Sie fliegen nach Afghanistan, Mirwais öffnet seine alten Kanäle, er ist ein Mujahed, ein ehemaliger Freiheitskämpfer gegen die Russen. Aber von Anfang an steht das Unterfangen unter einem schlechten Stern, sie stolpern von einer Falle in die nächste. Schnell sind sie im «Kriegszustand» mit verschiedensten Warlords, sie sind mehr auf der Flucht, als auf der Suche nach Geschäften. Für Michael wird nochmals alles anders, als er sich zu allem «Glück», auch noch in eine Afghanin verliebt. Eine endlose Bredouille. Aber dann kommt die «rettende Idee». Ein letztes Abenteuer bahnt sich an, das finale Abenteuer – Alles oder Nichts. Was wird es werden ?

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Peter J. Gnad- 1950 geboren, aufgewachsen in Graz, Österreich. Lebte in den USA und Deutschland. Journalist, Autor, Fotograf, Musiker, Regisseur, Film, Fernsehen.

Bücher:

"Querverkehrt"

"Echtes Gulasch"

"Bin in Afghanistan"

"Kreiss-Lauf".

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Impressum:

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin

ISBN: 978-3-8442-2085-8

Copyright by Peter J. Gnad © 2012

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, ohne Zustimmung des Verlages und des Autors,ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

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Kapitel I

Er konnte den Mann riechen, bevor er ihn sah oder hörte, erkannte den penetranten, strengen Geruch sofort wieder. Er war ihnen im Dorf begegnet, als sie einige Nahrungsmittel einkaufen hatten wollen. Der Mann wollte sich als lokaler Führer anbieten, aber sie hatten abgelehnt, sie brauchten hier keinen Führer, keinen Ortskundigen, sie wollten ja nur für eine Nacht bleiben, ihre Reise morgen fortsetzen.

Der Mann war ihm gleich verdächtig erschienen, hatte einen bestimmten Glanz in seinen Augen gehabt, als er sie, vermeintlich unbemerkt, beobachtete. Außerdem hatte er dabei auch noch ihr Gepäck verdächtig lange und eingehend gemustert, sie mehrfach umkreist.

Die fast mondlose Nacht schien undurchdringlich, nur ganz schwache Schatten waren gegen den schwarzblauen Himmel erkennbar, als der Mann einen Prügel zum Schlag erhob, auf den Kopf seines potenziellen Opfers zielte.

Als der Prügel hoch über ihm in der Luft zu verweilen schien, trat Felsberg mit aller Kraft zu, der Körper im Halbdunkel schien in der Mitte zusammenzuklappen. Ein zweiter Tritt gegen den Kopf des Mannes beendete die akute Bedrohung. Mit einem unterdrückten Schrei der Überraschung stürzte der Mann hintenüber, fiel den Abhang hinunter, gab anschließend keinen Laut mehr von sich.

"Mika, Mika…" zischte eine Stimme links von ihm aus dem Dunkel."Bist du… okay ??"

"Jaaa" sagte Felsberg "Du bist mir ja ein toller Wächter… Um ein Haar hätte der Matsch aus meiner Birne gemacht…"

Mirwais, sein Begleiter kletterte vorsichtig zu dem Gestürzten hinunter. Er hatte eine Pistole in der Hand, blickte angestrengt in die Dunkelheit, schließlich war es gut möglich, dass der Mann nicht allein war, einen etwaigen Komplizen bei sich gehabt hatte. Aber alles blieb ruhig, nichts regte sich.

Mirwais kam den Berg wieder hochgeklettert, keuchte heftig, als er Felsberg berichtete.

"Al Hamdulillah, diese Ratte ist so tot, wie Stein !"

"Mmmmh… mir wäre es lieber gewesen, er lebte, dann hätten wir ihn noch etwas befragen können…"

"Ah, dieser Hund… es ist besser für ihn schon tot zu sein, sonst hätte ich ihm den Weg gewiesen… der Shaitan soll ihn unendlich quälen !"

Felsberg lauschte angestrengt in das undurchdringliche Dunkel, das sie umgab. Mirwais ging weg, kam umgehend mit seinem Schlafsack und seinem Gepäck zurück, verpackte alles, machte sich zum Aufbruch bereit.

"Was ist denn jetzt los, wohin willst du ?"

"Wir müssen weg hier, sonst haben wir morgen das ganze Dorf auf unserer Fährte…"

"Und wo willst du jetzt hin, mitten in der Nacht… wir werden uns alle Knochen brechen !"

"Keine Sorge, ich kenne eine Höhle hier… ist nicht weit… nur einige wenige Kilometer !"

"Das kenne ich schon… nur ein paar Kilometer… und dann machen wir fast eine "Hadj", von Mekka nach Medina…"

Murrend machte sich Felsberg daran, seinen Schlafsack zusammenzurollen, auf seinen Rucksack zu binden. Kurz darauf befanden sie sich bereits in einer Felsenrinne, stiegen langsam aber unaufhaltsam den Berg hinan.

Felsberg musste mehrmals rasten, seine schlechte Kondition machte sich gnadenlos bemerkbar, zu viele Zigaretten und durchgemachte Nächte, zu viel mutwillige Verschwendung seiner Kräfte.

Mirwais lachte ihn oft genug aus, deshalb, kletterte selbst wie eine Bergziege, musste immer wieder auf ihn warten. Er saß ganz ruhig lächelnd da, kein Schnaufen in seinem Atem, dafür aber ein spöttisches Blinken in seinen Augen.

"Ah, Mika jan, du solltest aufhören zu rauchen, das ist ungesund !"

Woraufhin sich Felsberg zu ihm setzte und trotz seines pfeifenden Atems, sofort eine Zigarette anzündete. Der darauf folgende Hustenanfall ließ ihn den Glimmstängel aber schnell wieder wegwerfen. Mirwais lachte hemmungslos !

Als sie endlich, nach fast zwei Stunden auf der Höhe des Bergrückens ankamen, war Felsberg triefend nass vor Schweiß, ließ sich kraftlos auf die Erde fallen, versuchte seine Atmung zu beruhigen.

"Morgen… Morgen höre ich mit dem Rauchen auf, ich schwör's…"

"Aaaaah… aber das hatten wir doch schon mal, weißt du noch…als wir den ersten Berg erstiegen haben auf unserem Weg… in der Nähe des Koh-e-Baba… auf dem Weg zurück… da hast du auch gesagt, du hörst auf !"

"Jajaaa… Mensch… ich bin auch nur ein Mensch… mit Schwächen !"

Als sie sich auf der anderen Seite an den Abstieg machten, hatten sie Glück, die schmale Mondsichel kam wieder hinter den Wolken hervor, beleuchtete wenigstens notdürftig ihren Weg. Felsberg hatte richtig weiche Knie, als sie endlich die von Mirwais angekündigte Höhle erreichten. Er hätte den Eingang nie gefunden. Er lag in einer Lücke, den ein herabgestürzter einzelner Felsen, der genau vor der Felswand zu liegen gekommen war, gelassen hatte, eine perfekte Tarnung.

Erst als Mirwais sich durch die Engstelle gequetscht hatte und bereits darin verschwunden war, sah er den Durchlass, folgte dem Freund.

Die Höhle war sehr geräumig, bildete eine hohe Kuppel, endete in einem weiteren Schlund, in dem außer tiefster Finsternis absolut nichts mehr zu erkennen war, trotz des Scheins der Fackel, einem entzündeten Ast. Felsberg nahm einen Stein und warf ihn in die Tiefe. Es dauerte mehrere Sekunden, bevor ein leises Klicken den Aufprall des Steins anzeigte. Er blickte zu Mirwais, deutete auf das schwarze Loch.

"Hhmmm, da sollte man besser nicht hineinfallen !"

"Nein", antwortete Mirwais, "aber es gibt einen Weg hinunter, und noch einen Ausgang."

Kurz darauf hatte Mirwais ein Feuer entfacht, die Flammen verbreiteten ihr Licht und Felsberg war schnell näher herangerückt an die Wärmequelle. Schließlich waren sie etwa dreitausend Meter über dem Meeresspiegel, hier oben wurde es nie richtig warm, erst recht nicht in der Nacht.

Felsberg hatte verwundert festgestellt, dass sich die Höhle nicht mit Rauch füllte, sondern vielmehr völlig frei blieb. Woraufhin Mirwais nach oben gedeutet hatte, in die Kuppel.

"Diese Höhle verzweigt sich mehrmals, da oben ist eine Spalte, da zieht der Rauch ab !"

"Aber irgendwo muss er dann auch wieder raus kommen !"

"Ja, ich weiß auch wo… wir haben so immer feststellen können, ob die Höhle besetzt war oder nicht, damals im Krieg !"

Da war es wieder, dieses… "damals im Krieg!".

Felsberg hatte es schon so oft gehört, seit sie sich, vor einigen Wochen zusammen auf den Weg gemacht hatten. Er war schon etwas müde geworden, ständig und immer wieder Horrorgeschichten erzählt zu bekommen. Es war wie im Fernsehen, wenn es genug war, drehte man es einfach ab.

Dabei hatte alles so harmlos begonnen, mit einem Scherz am Rande. Man war in einem Straßencafé gesessen, im frühlingshaften München, Leopoldstraße, gleich bei der Universität. Mirwais, ein Taxifahrer, war zu ihnen an den Tisch gekommen, in einer Fahrpause. Man kannte einander von einer nächtlichen Fahrt, bei der sie gemeinsam einen Kampf ausgefochten hatten, gegen eine vermeintliche Übermacht von vier Gegnern. Die hatten aber nicht mit Mirwais gerechnet. Der war nämlich ein ehemaliger, afghanischer Mujahed gewesen und die Kämpfer, die es sogar geschafft hatten, die Russen aus dem Land zu vertreiben, die Mujaheddin, galten nicht zu unrecht als unbesiegbar.

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