Friedrich von Bonin - ZwischenWelten

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ZwischenWelten, der Roman, in dem Jakob Rheidt seine Erlebnisse erzählt. Aber wer ist dieser Jakob Rheidt, diese geheimnisumwitterte Gestalt? Unnahbar und vereinzelt geht er durch die Jahrhunderte, zuerst als Schreiber Wallensteins im 30-jährigen Krieg, danach als Ratgeber Friedrichs des Großen in den Kriegen gegen die Österreicher. Und schließlich wirkt er in unserer Zeit als Manager in der Pharmaindustrie. Sein Auftrag: Fördere den Hang der Menschen zur Selbstzerstörung. Doch dann verliebt er sich in eine Menschenfrau…
Der neue Roman von Friedrich von Bonin ist eine faszinierende Reise durch die Neuzeit bis in unsere Gegenwart und ein Appell an menschliche Ethik und Verantwortung.

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Vorspiel

Erstes Buch: Der Rat der Sieben

Zweites Buch: Wallenstein 1625

Zwischenbericht

Drittes Buch: Friedrich von Preußen 1738

Zweiter Zwischenbericht

Viertes Buch: Johanna Brückner Heute

Dritter Zwischenbericht

Fünftes Buch: Zorn

Epilog

Friedrich von Bonin

ZwischenWelten

Roman

©Friedrich von Bonin 2013

Epubli Verlag GmbH, Berlin

Das Buch

Ein Roman über menschliche Geld- und Ruhmsucht, gezeigt an drei Episoden aus der deutschen Geschichte der Neuzeit und an drei Gestalten mit gleichem Namen, Jakob Rheidt.

Im ersten Teil begegnet er uns als Vertrauter Wallensteins, mit dem zusammen er die Finanzierung des 30-jährigen Krieges perfektioniert, indem er die eroberten Länder systematisch zugunsten seiner Kriegskasse ausplündert.

Als Graf von Rheidt und Wellhausen berät er den Preußenkönig Friedrich den Großen, der ohne Anlass das österreichische Schlesien erobert und seinem Preußen einverleibt. Der siebenjährige Krieg zwischen Österreich und Preußen mit vielen Toten ist die Folge und danach eine europäische Wirtschaftskrise.

Der dritte Teil des Romanes schildert die verbotene Liebe Jakob Rheidts zur Journalistin Johanna Brückner. Sie verfasst für ihre Zeitung eine Artikelserie zu einer modernen Finanzkrise und begegnet Rheidt als Vorstandsmitglied einer großen Gesellschaft der Pharmaindustrie, die sich illegal mit der Entwicklung der Nanotechnik befasst. Als diese Versuche der Kontrolle entgleiten und die ersten Todesopfer fordern, wird Johanna der wahre Charakter des Jakob Rheidt offenbar.

Der Autor

Geboren 1946, aufgewachsen in Emlichheim, Grafschaft Bentheim, Niedersachsen. Gymnasium in Nordhorn, 1966 Abitur. Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen, 2. Juristische Staatsprüfung in Hamburg 1976. Von 1976 bis 2017 Rechtsanwalt, selbständig in Bremerhaven, wo er auch lebt. Seit 2017 freier Schriftsteller. Er ist verheiratet und hat keine Kinder.

Bisher sind folgende Romane erschienen:

„Rudolf Mittelbach hätte geschossen“ (2012)

„David, König der Israeliten“ (2012)

„Der Lauf der Zeit“ (2014)

„Moses, der Wanderer“ (2016)

„Die Wahrheit ist immer anders“ (2018)

„Judas Ischariot, Träumer, Täter, Täuscher“ (2019)

Foto Harry Zier wwwHarryFotografiede Inhalt Vorspiel 7 - фото 1

Foto: Harry Zier | www.HarryFotografie.de

Inhalt

Vorspiel…………………………………… 7

1.Buch: Rat der Sieben………….……… 18

2. Buch: Wallenstein……….…………... 29

Zwischenbericht………………………… 110

3. Buch: Friedrich von Preußen…….. 116

Zweiter Zwischenbericht…...………… 221

4. Buch: Johanna Brückner…………… 226

Dritter Zwischenbericht………….……. 275

5. Buch: Zorn…………………………….. 446

Epilog ……………………………………….462

Vorspiel

1.

Einmal während dieses Auftrags wollte ich teilnehmen, an ihrem Leben, an ihren Freuden, an ihren Qualen und Ängsten. Sein wie sie, obwohl das verboten war.

2.

Als Jakob Rheidt war ich zu ihnen geschickt worden. Nachdem ich mich eine Zeit als Kellner durchgeschlagen hatte, bewarb ich mich in Wasserburg, dieser großen Stadt am Strom mit den ausgedehnten Hafenanlagen am Nordende, bei der Sparkasse um eine Lehrstelle. Ihr Gebaren mit Geld wollte ich lernen, wie sie damit umgingen, mit denen, die ihnen ihr Vermögen anvertrauten und mit denen, denen sie Beträge in großer Höhe liehen. Drei Jahre lang arbeitete ich dort. Ich lernte, mit einem unleidlichen Ausbilder auszukommen, der mich ständig wegen der leichten Verwachsung an meinem linken Fuß aufzog, der mir jeden Tag mindestens dreimal erklärte, aus mir würde niemals ein ordentlicher Banker werden, ich würde es nie lernen. Allen seinen Unkenrufen zum Trotz konnte ich nach einem Jahr Kunden beraten in einer Weise, dass sie sich gut aufgehoben fühlten bei unserer Sparkasse und wir trotzdem an ihnen Geld verdienten. Nach der Hälfte des zweiten Lehrjahres hatte ich mindestens vier vermögende Stammkunden, die ausdrücklich nach mir verlangten, wenn sie in der Anlage von Geld beraten werden wollten.

Auch das brachte mir aber das Lob des Ausbilders nicht ein. „Sollten Sie ja wohl auch können, nach über zwei Jahren“, quetschte er aus dem Mundwinkel heraus und sah mich nicht an.

Überhaupt sah er mich nie an. Aufträge erteilte er mir, wenn überhaupt, abgewandten Gesichtes, meistens sogar ließ er mir meine Aufgaben über Dritte mitteilen, über die anderen Mitarbeiter unserer Abteilung etwa oder sogar über meine Lehrlingskollegen. Ahnte er etwas? Ich ließ es mich nicht anfechten und erledigte meine Arbeiten so gut ich konnte.

Ein halbes Jahr später bestand ich die Prüfung zum Bankkaufmann mit der Note „sehr gut“, widerstand aber dem Werben des Vorstandssprechers der Sparkasse, ich solle doch bleiben, die tarifliche Bezahlung sei doch beispielhaft, sie würden mir die Lehrgänge finanzieren, die ich für mein weiteres Fortkommen in der Bankenwelt brauchte. Ich wollte nicht das Geld der Bankkunden anlegen, ich wollte das Gefühl erleben, selbst ausreichend Geld zu haben.

3.

Ich habe wieder von ihr geträumt. Glauben Sie nicht, dass ich zu derlei Dingen nicht fähig bin, etwa, weil ich zu alt wäre, weil ich zu viel gesehen hätte, weil ich mittlerweile desillusioniert sein müsste. Natürlich trifft all das zu, aber ich habe wieder von ihr geträumt.

Ich weiß nicht, vor wie vielen Jahren ich ihr begegnet bin, wann ich zum ersten Mal dieses Gesicht gesehen habe, diese weich aufeinander liegenden Lippen, diese Augen, die dich anstrahlen, wenn sie lächelt. Ein Madonnengesicht, würde man in meinen Kreisen lästern, zu schön, um wahr zu sein, zu vollkommen, um noch schön zu sein, und was dergleichen abfällige Bemerkungen mehr sind. Aber ich bin kein Spötter. Ja, ich sehe schon die verblüfften Gesichter meiner Umgebung, wenn sie diesen Satz von mir hören, aber in dieser Frage: nein, ich bin kein Spötter.

Sie kam die Treppe hoch in meinem Traum, nachdem sie lange angekündigt war und ich mit einer Sehnsucht auf sie gewartet hatte, die mir selbst im Traum das Herz fast zerbrochen hätte, wenn ich denn eines in meiner Brust trüge. Und dann, nach dieser langen Wartezeit, kam sie herauf, immer noch mit diesem wiegenden Schritt, der künstlich wirken würde, wenn es nicht sie wäre. Eine Wendeltreppe war es, ich beobachtete sie schon, wie sie die erste Stufe betrat, unter mir, sie hatte mich noch nicht wahrgenommen.

Sie kam langsam, der Drehung der Treppe folgend, hinauf, gewahrte mich, als sie die Hälfte erreicht hatte und wieder sah ich diesen zu mir gerichteten Blick. Ich sah, wie das Gesicht sich belebte, wie die Augen zu strahlen begannen, wie sie zuerst den Blick noch einmal senkte, um ihn dann umso strahlender auf mich zu richten, den vollen Mund mit den weichen Lippen zu einem liebevollen Lächeln geformt. Sie kam auf mich zu, immer weiter die Treppe hinauf, und zerschmolz dann wie im Traum, als der Traum, der sie war, und ich wachte auf.

Lange blieb ich so, verfangen in der Erinnerung, keine Aufgabe, die ich mir für den folgenden Tag gesetzt hatte, konnte mich ablenken, sie war es, die ich in mir trug, als ich aufstand, sie war es, die mich begleitete, als ich in die Sparkasse ging und sie schützte mich auch vor allen Anfeindungen, die der Ausbilder, dem ich jetzt noch für kurze Zeit dienen musste, für mich bereit hielt. Sie war in mir, mir konnte nichts geschehen.

Ich sah sie zum ersten Mal in dem Restaurant, in dem ich vor dem Beginn meiner Lehre bei der Sparkasse als Kellner bediente. Sie war da mit einer Frau, wohl einer Freundin, und sie aßen an einem meiner Tische fürstlich. Ich sah sie und war sofort verliebt wie ein Mensch in meinem Alter in seine erste Liebe. Sie saß da, sprach mit ihrer wohlklingenden Altstimme, lachte und plauderte mit ihrer Freundin und lächelte mich an, als ich ihr die Speisekarte reichte mit der vollendeten Freundlichkeit, die ich bevorzugten Gästen zuteil werden ließ. Immer wieder suchte sie den Blickkontakt, als ich die Bestellung aufnahm, als ich ihr die Vorspeise servierte, den Wein dazu einschenkte, den Hauptgang servierte und danach das Dessert. Ich bediente nur sie, ihre Freundin und die Gäste an meinen anderen Tischen liefen nebenher, sie wurden zuvorkommend behandelt, keine Frage, aber bedient habe ich an diesem Abend nur sie, und sie hat es mir mit ihrem immer wiederkehrenden Lächeln gedankt.

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