Das Schicksal treibt schon ungewöhnliche Possen. Anders ist es nicht zu bewerten, dass Marias und Josefs Kinder allesamt etwas Besonderes waren. Jedes auf seine Weise, jedes mit unterschiedlichem Erfolg. Helmut, der zweitälteste, zeigte, obschon nicht halb mit der Auffassungsgabe Johanns gesegnet, außerordentliche schulische Leistungen. Gemeinsam mit Johann lernte er lesen und hatte fortan nur noch zwei Beschäftigungen: Lesen und Vortragen. Das meiste von dem, was er las, verstand er nicht, doch sein Ehrgeiz und sein überragendes Gedächtnis ließen ihn sich alles merken, um es später unter Beifall der Eltern, seiner Lehrer und Mitschüler Wort für Wort zu repetieren. Helmuts Wuchs zeigte deutlich, dass eine sportliche Karriere ihm nicht bevorstand. Er war dünn, schlaksig und neigte schon früh dazu, etwas gebückt zu gehen. Er setzte seine Füße beim Gehen mit der Fußspitze auf, was etwas eigentümlich aussah. Viele hielten ihn für hochnäsig, was er auch war. Ebenso wie die Begriffe arrogant, hinterlistig, durchtrieben, berechnend, heuchlerisch und opportunistisch auf ihn passten, obwohl sich dies nicht allen Menschen offenbarte. Helmut verstand es nämlich, im richtigen Augenblick als zuvorkommend, aufmerksam und mitfühlend zu gelten, ein Eindruck, den er bei denen, die ihn besser kannten, nicht lange aufrechterhalten konnte. Da aber die meisten Menschen das Gute im anderen suchen, widerfuhr ihm aufgrund seines wahren Charakters nur selten ein Schaden.
Harald hatte mit dem Erstgeborenen nur wenige physische Gemeinsamkeiten. Statt der Kraft zeichnete ihn die Gerissenheit im besonderen Maße aus. Auch er nutzte seine Gabe, um den Begriff Fairness zu seinen Gunsten zu dehnen. So ließ er Horst bei jeder Gelegenheit den Vortritt. Dies immer betonend schmeichelte er sich bei diesem ein. Und obwohl Horst kraft seiner Kraft sowieso alles haben konnte, was er wollte, rang ihm Harald eine Gegenleistung ab -nämlich ihn zu beschützen, wenn er für sich alle weiteren Rechte beanspruchte. Die Physiognomie Haralds entsprach nicht ganz seinem Charakter. Er war relativ klein, pummelig und pausbackig und trug schon früh eine Brille mit starken Gläsern. Insgesamt erweckte sein Äußeres ein wenig Mitleid, glaubte man leicht, einen friedlichen Trottel vor sich zu haben. Im Ganzen jedoch glich Harald weniger seinem Äußeren nach denn mit seiner Wirkung einer schönen Frau, die von nahezu jedem Mann hofiert, bedient und verteidigt wird, als wäre sie die Kombination eines Säuglings und des Staatspräsidenten. Harald machte seine Opfer natürlich anders gefügig als mit der Aussicht auf sexuelle Gefälligkeit. Er nutzte sein unschuldiges Äußeres und seine Verschlagenheit und schuf damit Abhängigkeiten. Da er selbst für einen Politiker zu hässlich war, zeichnete sich sein Lebensweg als der eines Kaufmanns ab. Die Süßigkeiten, die er mit Horsts Hilfe anderen aus den Händen zu argumentieren in der Lage war, veräußerte er postwendend denselben gegen andere Habseligkeiten oder kleine Barschaften. Er selbst war in jungen Jahren relativ anspruchslos, und so konnte er ein stetiges Wachstum seines Eigentums verzeichnen. Dies sollte sich bis in das Erwachsenenalter fortsetzen.
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