Frank Buddrus - Kleiner Johann

Здесь есть возможность читать онлайн «Frank Buddrus - Kleiner Johann» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Kleiner Johann: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Kleiner Johann»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Johanns Mutter hieß Maria, sein Vater Josef. Dieser Umstand könnte als Zeichen göttlichen Beistands gedeutet werden. Der aber war nicht gegeben. Das wiederum war auch kein Wunder. Maria war eine faule, ungepflegte Frau, Josef ein fauler, ungepflegter Mann. Beide lernten sich auf einem Volksfest kennen. Im Suff, versteht sich. Da war sie siebzehn und er zweiundzwanzig Jahre alt. Sie arbeitete in einer Bäckerei, er auf einem Schrottplatz. Neben ihrer Faulheit und mangelnden Körperhygiene hatten sie eine Reihe von Gemeinsamkeiten, die sie aber nicht automatisch zum idealen Paar machten. Beide konnten nicht besonders gut lesen und noch weniger schreiben. Beide waren gut am Glas, vertrugen aber unterschiedlich viel. Maria kotzte mehr als sie trank, Josef trank mehr als er aß. Ihre Wohnungen waren klein und miefig. Sie besaßen beide nicht viel mehr als die Kleidung an ihrem Leib und etwas Tand und Kitsch, den sie aus ihren Jugendjahren mitgeschleppt hatten.

Kleiner Johann — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Kleiner Johann», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Maria bemerkte ihre Schwangerschaft bis zur letzten Woche nicht. Erst, als ihr Fruchtwasser die Beine herunter plätscherte, entdeckte sie Parallelen zu ihren früheren Geburten und marschierte zum Arzt. Der stellte mit Mühe das Herannahen des vierten Kindes fest, überwies sie ins Krankenhaus, wo es einige Tage dauern sollte, ehe die Mutterfreuden offiziell hätten werden können. Obwohl Johanns Herztöne eindeutig waren, die Messungen im Ultraschall seine Reife attestierten, die Fruchtblase geplatzt war, konnte niemand Johann so richtig ertasten, geschweige denn dazu bringen, ins Licht der Welt zu blicken. Alle Apparaturen, Tinkturen und Spritzen halfen nichts. Das Kind rührte sich nicht. Als der Bauch schließlich aufgeschlitzt wurde, fand man nichts. Köpfe kratzend nähte man Maria wieder zu und war schon dabei, einen Beitrag für das Magazin medizinischer Sonderbarkeiten zu entwerfen, da entdeckte eine OP-Schwester zwischen Marias Schenkeln den kleinen Racker. Lautlos und unbemerkt hatte er sich doch kurz vorm Kaiserschnitt ganz natürlich heraus geschlichen und wartete geduldig auf das Durchtrennen der Nabelschnur.

Für Maria war Kinderkriegen Routine geworden, für Josef Vaterglück ein Fremdwort. Als er seine Gattin aus dem Krankenhaus abholte, war er gut betrunken - ein Zustand, den die vierfache Mutter auch für sich herbeisehnte und kurzerhand erreichte. Zuhause angekommen plärrten drei Kinder. Der älteste unter ihnen, Horst, fragte nach seinem Brüderchen, worauf die anderen mehr oder weniger einstimmten. Den jedoch hatten die Eltern im Krankenhaus vergessen. Als Maria am nächsten Tag und ein wenig nüchterner dem Drängen der Kinder nachgab und ihren Johann zu sich holen wollte, konnte man ihn erneut nicht finden. Ohne besonderes Pflichtbewusstsein hatte man ihn auf der Säuglingsstation in ein Bettchen gelegt, auf dessen Schild noch der Name des Vormieters angebracht war. Und so hatten alle Kinder einen Namen, der nicht dem Marias entsprach. Über diese Tatsache nicht sichtlich beunruhigt wollte die Rabenmutter unverrichteter Dinge von dannen ziehen, da glich jene OP-Schwester vom Vortag die Akten ab und bemerkte den Irrtum. Johann entging so nur knapp dem Waisenhaus. Ob das schlechter für ihn gewesen wäre als das, was ihn in den Folgejahren in familiärer Obhut erwartete, darüber darf man durchaus diskutieren. Sicher war, dass durch die Verwechslung ein bürokratisches Durcheinander geschaffen wurde, welches durchaus noch von Bedeutung sein sollte. Als nämlich der Standesbeamte Günther Gerke den Namen der neuen Erdenbürger einsammelte, entging ihm Johann - was zur Folge hatte, dass die wesentlichen behördlichen Listen ohne diesen auskommen mussten. Als das Krankenhaus am Monatsende alle Neugeborenen aufreihte, war Johanns Name darunter und schaffte es in nachgeordnete Listen, in die Register der Schulbehörde, der örtlichen Spar- und Darlehensgenossenschaft, der Telefongesellschaft, des Militärs und des Verbands der werbetreibenden Konsumindustrie, die das Krankenhaus mit einer großzügigen Spende bedachte und auch den zuständigen Sachbearbeiter nicht vergaß, der bei der Gelegenheit neben den Geburtsdaten des Kindes üblicherweise auch noch die Einkommens- und Gesundheitsverhältnisse der Eltern offen legte. Letztere Information sorgte im Übrigen fast alleinig dafür, dass Johann von der Werbeindustrie ignoriert wurde.

Der Name der Schwester, die den kleinen Racker schon zum zweiten Mal nicht übersehen hatte, war Magdalena Wolfer, Ehefrau des Kriminaloberkommissars Heribert Wolfer. Sie hatte eine besondere Zuneigung für schwächliche Neugeborene, hatte sie doch selbst erst vor kurzem ein klitzekleines Töchterchen zur Welt gebracht, dessen linker Arm für immer unbrauchbar sein würde. Das Töchterchen hieß Annegret und machte seiner Mutter trotz der körperlichen Einschränkung sehr viel Freude. Viel mehr Freude als ihrem Mann, der mit der Geburt seiner Tochter nur seine statistische Pflicht erfüllt sah und ansonsten über die Kosten/Nutzen-Relation des heranwachsenden Mädchens philosophierte, dessen Behinderung zum Missfallen seiner Gattin stets mit einkalkulierend.

Johann erhielt eine provisorische Schlafgelegenheit neben dem elterlichen Bett. Dort wurde über ihn gestolpert, hin und wieder bekam er eine achtlos fallen gelassene Flasche an den Kopf. Gleiches geschah jeden Abend mit Kleidungsstücken, unter denen er schließlich doch immer recht glücklich dem Erstickungstod entrinnen konnte. Seine Brüder schenkten ihm in den ersten Wochen ein wenig Aufmerksamkeit und hielten auch ihre Mutter an, eine solche für das Neugeborene aufzubringen. Das und die Schmerzen in der Brust führten dazu, dass das Kind hin und wieder gestillt wurde. Schnell lernte Johann, dass er sich nicht auf die mütterliche Versorgung verlassen konnte und entwickelte die Fähigkeit, feste Nahrung aufzunehmen, die bei der Speisung der Brüder für ihn abfiel. Ebenso schnell gelang es ihm, trocken zu werden. Zum Windelwechsel bestand auch keine Chance, da er keine Windel angezogen bekam. Um den Zorn der Eltern und der größeren Geschwister für seine Unpässlichkeiten zu entgehen, erledigte er seine Geschäfte schon im Alter von neun Monaten selbst. Sein Überleben in den Säuglings- und Kindesjahren hat Johann der glücklichen Fügung zu verdanken, dass er bei seinen Brüdern immer Kleidung fand, aus denen diese herausgewachsen waren, immer Spielzeug hatte, für das sich niemand mehr interessierte und immer einen Teil des Essens ergattern oder zumindest die Reste - sofern es welche gab - für sich beanspruchen konnte. Er sah sich bei seinen Brüdern das Laufen und das Sprechen ab; er konnte alles, was sie auch konnten, mit einer Ausnahme: Er konnte nicht lügen.

Wäre er ein Bursche gewesen, an dem jemand Interesse gehabt hätte oder der irgendwann einmal aufgefallen wäre -die Unfähigkeit zu lügen hätte ihm der Züchtigung, die ihn meist nur zufällig ereilte, ein gehöriges Maß an „mehr“ eingebracht. Vater und Mutter waren mit ihrer Hand genauso schnell am Allerwertesten und im Gesicht ihrer Kinder wie sonst am Glas. Aber auch Horst konnte nicht von sich behaupten, Ausgeglichenheit gepachtet zu haben. Horst war von Geburt an kräftig gebaut. Zu jeder Zeit war er der größte und stärkste seiner Altersgenossen. Diese Eigenschaft nutzte er zu seinem Vorteil, indem er zulangte, wann immer es sich anbot. Im Alter von acht Jahren hatten seine Lehrer genug von den Beschwerden der Eltern seiner Klassenkameraden und stellten ihn vor die Wahl, die Schule zu verlassen oder einem Boxverein beizutreten. Davon versprachen sie sich die Kanalisierung seiner Aggressionen. Sie behielten Recht. Zum Leidwesen aller anderen boxenden Kinder seiner Altersklasse. Kein Monat Training war vonnöten, da siegte er schon in der Städtemeisterschaft. Der K.O. ist im Jugendboxen keine gewöhnliche und vor allen Dingen keine Sache, die von den Vereinen gerne gesehen wird, ist doch die Zukunft der Sportler noch lang, und sollte doch trotz malträtiertem Hirn noch der eine oder andere Schulabschluss möglich sein. Horst bereitete in diesen Gesichtspunkt einige Probleme. Vom Niederschlag konnten seine Gegner nur die Aufgabe oder das Mitleid des Ringrichters retten. Man entschloss, ihn entgegen einer anderen guten Gewohnheit gegen Ältere antreten zu lassen. Nach einigen Versuchen war die Gruppe gefunden, die ihm gewachsen war. Der Unterschied belief sich auf sage und schreibe 6 Jahre. Als Ausgleich dafür, dass er endlich auch einmal Schläge einstecken musste, wurden ihm aber Jahr für Jahr die Meisterschaftspokale aller Jahrgänge, die er übersprungen hatte, verliehen. So kam es, dass er im Alter von 10 Jahren bereits 11 Meisterschaften gewonnen hatte. Ein Rekord, der von ihm noch einige Zeit weitergetrieben wurde, bis die Altersklassen komplett den Gewichtsklassen wichen. Hier, so versteht es sich, schaffte er mühelos jeden Triumph und spielte sogar im landesweiten Vergleich eine führende Rolle. Horsts Eltern unterstützten ihn bei seiner Sportlerkarriere, soweit es ihnen möglich war. Sie besuchten seine Kämpfe, grölten mit den anderen in den Zuschauerrängen und ließen sich während der Schmeicheleien der Trainer und Box-Fans gerne auf einen Schluck einladen und dazu hinreißen, von ihrem Sprössling zu prahlen. Johann träumte nicht selten davon, dass seine Eltern mal von ihm prahlten. Leider konnte er sich, anders als seine Brüder, nicht richtig in Szene setzen. Sein größtes Talent, schneller als andere lernen zu können, schneller als andere Situationen zu begreifen, blieb unentdeckt. Genauso wie er selbst.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Kleiner Johann»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Kleiner Johann» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Kleiner Johann»

Обсуждение, отзывы о книге «Kleiner Johann» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x