Alterserfahren, mit Falten und mit Furchen.
Ob jung, ob alt: Ist es die Haut?
Was zieht uns an? Was löst es aus? Ist es das Haar?
Voll und gelockt,
glatt oder kraus,
gewachsen lang, geschnitten kurz.
Schütter und licht - mal da gewesen.
Preisgebend Kopfkonturen,
die einst verborgen unter einer üppig Haarespracht.
Steil hochtoupiert, im Stil der frühen 60er Jahre.
Vielleicht mit Zöpfen oder Pferdeschwanz?
Kess hochgesteckt - den Nacken frei gegeben –
für sanfte Zärtlichkeiten?
Das Haar, in seiner Farbenvielfalt strahlt:
Goldblond – wie engelhafter Schmelz.
Geraniumrot – frivoler Zauberglanz.
Pechschwarz – nachtdunkle Phantasien.
Schlohweiß – mit altersklugem Charme.
Ob jung, ob alt: Ist es das Haar?
Was zieht uns an? Was löst es aus? Sind es die Hände?
Prankenhafte Fingerhalter – handwerkerstark.
Geschmeidige Gebilde – hebammenfiligran.
Fleischig, knochig, behaart.
Quadratisch breit, elliptisch schmal.
Reichlich beringt, oft schmucklos schön.
Und erst die Finger: Zehn forschende Eroberer.
Rastlose Gesellen, neugierig unterwegs:
formend, tastend, streichelnd.
Auf fremder Haut Gemälde zeichnend,
ganz ohne Farbe,
mit Phantasie und sanftem Daumendruck.
Von allen Händen gehen Reize aus.
Ob jung, ob alt: Sind es die Hände?
Was zieht uns an? Was löst es aus? Sind es die Augen?
Schaufenster zur Seele.
Stimmungsverräter.
Tränenerfüllte Botschafter von Freude,
Glück und Leid.
Großkullerig naiv,
exotisch,
asiatisch,
lustvoll geöffnet,
liebeshungrig verklärt,
hingebungsvoll geschlossen.
Leselupen zum Herzen - in allen Farben.
Reinstes Spektral-Spektakel – verführerisch schön.
Liebende Augen dürfen schauen,
was sonst kein andres Auge
jemals erblicken wird.
Intimste Freunde unsrer Sinne.
Erotomanische Begleiter.
Seher im Liebeswahn.
Ob jung, ob alt: Sind es die Augen?
Was zieht uns an? Was löst es aus?
Sind es die Lippen, Arme, Beine?
Etwa der Busen oder Po?
Ist es die Stimme?
Gar der Geruch?
Ob jung, ob alt: Es wird schon was Besondres sein.
Die erste Begegnung.
Was wird daraus?
Was löst sie aus?
Die Antwort ist:
>>Find‘s selber raus.<<
Einst trafen sich beim Maskenball ein Mann und eine hübsche Frau. Zur Zeit des Karnevals wird dieses wohl gewesen sein. Schnell gab’s den ersten Blickkontakt. Dann folgten logisch Taten, ganz instinktiv und mit Gefühl: Der erste Tanz, der erste Kuss, der erste Abschieds-Augenblick.
>>Und nun? War’s das? Geht da nicht mehr?<< So drängte er und wollte mehr. >>O nein, heut nicht!<<, die Antwort war. Und sie verschwand im Faschingstreiben, wie’s allgemein so üblich ist. Nur an den Kuss, lustvoll gespürt, blieb die Erinnerung zurück.
Ein Jährchen später, zur Zeit des Karnevals wird dieses wohl gewesen sein, gab es ein nächstes Wiedersehen. Schön kostümiert und gut maskiert. Der zweite Tanz, der zweite Kuss, das zweite schmerzhaft‘ Abschieds-Muss.
Und auch im dritten Jahre, konstant in bunten Masken und Kostümen, hieß es nach Tanz und Kuss untröstlich Abschied nehmen. Die Fragen und die Antwort stets dieselben blieben. Und sie verschwand im Faschingstreiben, wie’s allgemein so üblich ist. Nur an den Kuss, lustvoll gespürt, blieb die Erinnerung zurück.
Es war erneut im Karneval, als man sich wieder traf. Auch war’s der eingespielte Brauch, mit Tanz und Kuss und Abschieds-Ritual.
Doch dieses Mal lief alles etwas anders ab. Sein Halten, fester Griff und „Sie-nicht-gehen-lassen-wollen“, ließ keinen Abschied zu.
>>Lass los, sonst siehst Du mich nicht wieder.<<
>>Warum, warum? Nur dieses eine Mal! Heißt doch „Einmal ist keinmal“ meine Zauberformel. Zier Dich nicht so! Lass Deine Maske und die Hüllen endlich fallen.<<
>>Nein, weit gefehlt. So geht das nicht. Einmal ist mehr als keinmal. Und willst Du wirklich mich? Für immer? Ewiglich? Bist etwa scharf nur auf den feschen Körper, versteckt in der gewagten Faschingsrobe? Einmal? Einmal und danach keinmal wieder?<<
Während er noch grübelte, verlegen dreinschaute und das Gewissen ihn zu plagen schien, nahm sie ihre Maske ab. Er blickte in ein Antlitz, wie er vorher noch nie eines gesehen hatte. Unbeschreiblich anders. Und sie sprach:
>>Ich bin nicht die, von der Du glaubst, dass sie es ist und annimmst, es zu sein. Die blieb zu Hause – klug und weise. Heute bin ich es - ausnahmsweise. Ich bin‘s wahrhaftig, Dein Gewissen. Wirst nunmehr Antwort finden müssen, auf meine Fragen. Dann wird es Antwort auch auf Deine Fragen geben. Vielleicht sogar noch mehr: Selbst das ersehnte Wiedersehen könnte folgen, ohne Gewissensbisse, in einem Jahr, wohl in der Zeit des Karnevals.<<
Und sie verschwand im Faschingstreiben, wie’s allgemein so üblich ist. Nur an den Kuss, lustvoll gespürt, blieb die Erinnerung zurück.
Tag für Tag dieselbe Frage:
>>Liebst Du mich… noch?<<
>>Zweifelst Du etwa?
Was fragst Du… noch?<<
>>So lass es mich wissen, immer wieder,
Tag für Tag aufs Neu.<<
>>Wie Recht Du hast, Geliebte,
ich sollte es Dir öfter sagen.<<
Drum schreib ich’s heute
schwarz auf weiß,
zum Nachlesen
von Zeit zu Zeit.
Du tust so gut,
bist Liebesflut,
wenn Deine Hand in meiner ruht.
Wenn Dein Knie sanft mein Knie berührt,
bin ich betört,
berauscht, entrückt.
Du bist mein unfassbares Glück
und machst mich stets aufs Neu‘ verrückt.
Du tust so gut,
und machst mir Mut,
wenn meine Hand in Deiner ruht.
Wenn meine Haut auf Deiner träumt,
erregt vibriert,
luftflirrend transpiriert,
und wir uns atmen.
Kommt hin.
Macht Sinn.
Lässt manches offen,
doch alles zu.
In Konkurrenz stehn Lieb und Trieb.
Ohne Tabu.
Du tust so gut,
erregst mein Blut,
wenn meine Wange weich und warm
auf Deinem Schenkel ruht.
Wenn unsre glücksbetrunknen Herzen fliegen,
wie schwer ist wohl ein Herz mit Schmerz?
Und wie viel leichter wiegt es ohne?
Das Prüfen unsres Herzgewichts macht wenig Sinn,
denn unsre Lieb‘ ist längst schon ausgewogen.
Für uns stellt sich vielmehr die Frage:
Wie leben wir die Ewigkeit?
Nacht für Nacht und alle Tage.
Wir tun uns gut,
spenden uns Glut,
wenn Dein Kopf still an meiner Schulter ruht.
Wenn Dein und Mein innig verschmelzen,
und unsre Lippen sich berühren,
ist lustvolle Vereinigung
ganz ohne Halbwertzeit zu spüren.
Ich fühl Dich zart
und Du mich hart.
Ein Näher als im Jetzt wird's niemals geben.
Wenn unsere Verlangen Wahrheit werden
und unsere Versprechen uneingeschränkt gelingen,
sich unsre beiden Körper bedingungslos bezwingen,
die Seelen sich aufzehren und verschlingen
im Sog der Leidenschaften.
Dann liegt die Zukunft längst schon hinter uns.
Die „sexte“ Dimension ergriff Besitz von unsren Herzen.
Wir zwei sind Sehnsucht.
Wir träumen uns.
Das tut so gut.
Unendlich gut.
Will immer wieder mehr davon.
Am Anfang stehn sich gegenüber:
Frau und Mann.
Sie fragen sich:
>>Was fangen wir wohl miteinander an?<<
Die beiden schaun sich vorsichtig in ihre Augen,
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