Möchte unbedingt arbeiten, erhält kein grünes Licht von der ARGE
Dieser Fall ist mir besonders ans Herz gewachsen. Herr L. sollte sich auf eine bei der ARGE aufgegebene Stellenanzeige bei uns bewerben. Das hat er pflichtbewusst per E-Mail getan und darauf hingewiesen, dass er keinen PKW besitze und nur dann einen von der ARGE finanziert bekäme, sofern er einen Arbeitsvertrag vorlegen könne. Er meinte auch, dass er gut für diesen Job geeignet wäre, da er vor 25 Jahren einmal in einem ähnlichen Bereich tätig war — zwar im Innendienst, aber er hätte Vorkenntnisse und könnte sich den Beruf vorstellen. Nachdem wir den Lebenslauf gelesen hatten, stellte sich uns die Frage, warum Herr L. bisher noch nicht vermittelt werden konnte. Auf Nachfrage hin meinte er, er habe seine ganzen Zeugnisse bei einem Wohnungsbrand verloren und wäre eine Zeit lang wohnungslos und selbstständig gewesen und dies könnte manch einen potenziellen Arbeitgeber abschrecken. Nun, die Selbstständigkeit schreckt normalerweise weniger ab. Herr L. ist zu einem persönlichen Termin erschienen und machte einen sehr motivierten Eindruck. Sein nächster Termin beim ARGE-Sachbearbeiter verlief laut seinen Angaben nicht sehr erfolgreich. Er sollte keinen PKW von der ARGE finanziert bekommen, um zur Arbeit zu gelangen — er hätte diesen auch zur Ausübung der Tätigkeit benötigt. Des Weiteren meinte sein Sachbearbeiter, dass er eine Fachkraft wäre und an den Arbeitgeber kein Eingliederungszuschuss gezahlt werden könnte. So ging dann die Kommunikation zweieinhalb Monate hin und her bis es mir zu blöd wurde, denn ich hatte immer mehr das Gefühl, dass sich Herr L. gar nicht vom Hartz-IV lösen wollte. Somit haben wir ihm ein Zustellgebiet von drei Stunden im Mini-Job angeboten, mit einem festen Lohn unter Nutzung eines Firmen-Pkws. Herr L. willigte nach mehrmaligem Hinterfragen ein und hat sich seine erste Tour abgeholt. Am nächsten Tag erhielten wir mittags von ihm eine Nachricht, dass er für die Sortierung fünf Stunden benötigt habe (eine geübte Kraft benötigt hier 20-30 Minuten, Anfänger 40-60 Minuten) und für die Zustellung sechs Stunden unterwegs gewesen wäre (drei Stunden benötigt man). Die Arbeit wäre nichts für ihn und wir könnten den PKW bei ihm zu Hause abholen kommen. Wir haben ihm mitgeteilt, dass er den PKW selbst wieder zur Firma zu bringen habe, denn das sei nicht unsere Aufgabe. Kurze Zeit später haben wir eine E-Mail erhalten, dass er Schmerzen habe und Medikamente und Spritzen bekomme und deshalb keinen PKW fahren dürfe. Letztendlich haben wir den Wagen dann selbst wieder abgeholt und er hatte noch 80 % der Sendungen im Auto stehen. Da fragt man sich, was hat er in den sechs Stunden gemacht? Herr L. hat definitiv Trennungsangst von der ARGE und meine Vermutung war die ganze Zeit richtig. Wir hatten auch taggleich von der ARGE eine Genehmigung zum Eingliederungszuschuss erhalten. Ein Monat und 30 % vom Gehalt, da es sich um so eine gute Kraft handelt. Einen weiteren Kommentar verkneife ich mir an dieser Stelle.
Ein weiterer Fall des Sozialmadentums ist es, sich auf eine Stelle zu bewerben, in der Hoffnung, dass der potenzielle Arbeitgeber sich nicht meldet. Auf eine Stellenanzeige erhalten die meisten Arbeitgeber eine Menge Anrufe und schriftliche Bewerbungen, unabhängig davon, ob es sich um eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung handelt oder einen Mini-Job. Hier mal ein kleiner Auszug davon, was einen erwarten kann, wenn man den Bewerbungen nachgeht:
1. Schriftliche Bewerbung, Bewerber ist jedoch weder telefonisch noch per E-Mail zu erreichen.
2. Bewerber ist auf einer Rufnummer zu erreichen, hat jedoch ein kaputtes Bein, da er Diabetiker ist (hat sich aber als Zusteller beworben, obwohl er die Voraussetzungen für solch einen Job gar nicht mitbringt).
3. Frau freut sich arbeiten zu können und ihr Mann verbietet ihr nach zwei Tagen weiterzuarbeiten. Begründung: Abriss der Motoraufhängung durch Einsatz des Pkws für 2 Tage und 50 km zur Arbeit.
Sie können davon ausgehen, dass bei 20 Bewerbungen auf einen Mini-Job, im Durchschnitt höchstens 1-2 Bewerber wirklich geeignet sind der Arbeit überhaupt nachzugehen. Bei einer Vollzeitanstellung im Dienstleistungsbereich sieht es nicht besser aus. Die meisten Vermittlungsvorschläge, die man von der Arbeitsagentur oder der ARGE erhält, sind nicht zu gebrauchen.
Zurück zum Ursprung, der Entstehung und Entwicklung der sozialen Made
Der Ursprung liegt bereits darin, dass es soziale Leistungen vom Staat, also uns Arbeitnehmern gibt. Die Leistungen sind keineswegs zu gering, dafür dass keine Gegenleistung, wie Arbeit, erbracht werden muss. Die Entstehung beginnt in der Regel bereits in einem jungen Alter. Entweder wurde es bereits von den Eltern vorgelebt oder die Eltern konnten ihren Kindern nicht das Richtige mit auf den Weg geben. Oft ist es auch der niedere Bildungsstand, der einen in diese Schleife bringt und dort festhält. Die Entwicklung ist abgeschlossen. Aber auch die sogenannten "Ämter" helfen dabei ihre Kundschaft in gewisser Art und Weise zu halten. Irgendwie muss ich doch auch mein eigenes Dasein rechtfertigen. Und auch ein Mitarbeiter bei der ARGE möchte ja nicht seinen heiß geliebten Job verlieren.
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