Aber es gab nichts Neues. Frank saß noch im selben Büro, machte die selbe langweilige Arbeit, hatte den selben Fahrradhelm auf dem Schreibtisch liegen und tüftelte an derselben Excel-Tabelle, wie schon vor vier Jahren herum, um nochmals ein paar Cent zu sparen. Ich hingegen hatte viel gesehen, viel gelernt, verdiente bereits ein Vielfaches von Franks Gehalt und stand erst am Anfang meiner Karriere.

Das erste Vorstellungsgespräch
„Die schlechteste Note in meinem Abschlusszeugnis ist ´ne 2,3. Den Job hab’ ich schon sicher in der Tasche.“
Ja, sicha!
Wenn Du mit solchen Gedanken schwanger gehst, kannst Du Dir das Benzingeld bis zu Deinem potentiellen Arbeitgeber gleich sparen und zu Hause bleiben.
Gute Noten sind besser als schlechte, das steht außer Frage. Jedoch zählen für Personalreferenten und fachliche Vorgesetzte andere Faktoren weitaus mehr.
Neben dem optischen Erscheinungsbild, das bei Dir hoffentlich makellos ist, da Du vorher nicht die Nacht durchgezecht hast, beim Friseur warst, einen passenden Anzug bzw. Kostüm gekauft und Dein schönstes Lächeln aufgesetzt hast, zählt natürlich, wie Du Dich im Vorstellungsgespräch gibst.
mitbringen und Dich auf jedes Vorstellungsgespräch tipptopp vorbereitet haben, denn ausgefragt wirst Du in jedem Fall. Zum einen, um zu sehen wie Du Dich fachlich auf dieses Gespräch vorbereitet hast und zum anderen, wie Du Dich in Stresssituationen verhältst. Denn, wenn Du schon beim Vorstellungsgespräch zeigst, dass Du auf andere herabblickst, oder so schüchtern bist, dass Du kaum ein Wort herausbekommst, wieso sollte Dich dann die Firma einstellen und Dich wichtige Meetings leiten lassen?
Typische Fragen, die auf Dich zukommen können, sind:
Fragen, die Du stellen solltest:
Beim ersten Vorstellungsgespräch sind i. d. R. der fachliche Vorgesetzte und der Personalreferent anwesend, bei denen Du Dich BEWERBEN solltest, also WERBE auch für Dich und zeige ihnen, warum sie DICH einstellen sollten.
Das zweite Vorstellungsgespräch
„Ich bin so ein geiler Überflieger, gleich mehrere Firmen laden mich zum zweiten Gespräch ein. Jetzt verhandle ich noch nach meinen Wünschen, und such mir dann die beste Firma aus, um dort anzufangen.“
Falsch!
Ein zweites Vorstellungsgespräch ist noch lange keine Garantie, dass sich eine Firma für Dich entschieden hat. Du bist zwar in die engere Auswahl gekommen, aber Du hast immer noch Konkurrenz, die sich ebenfalls um den Job reißt. Dich also nach der Einladung zum zweiten Gespräch schon in einer Festanstellung zu sehen, ist die falsche Einstellung.
Was also kannst Du tun, um so viel wie möglich richtig zu machen?
Sobald Dich die Sekretärin der Firma anruft, um Dich zum zweiten Gespräch einzuladen, frage sie, wer alles anwesend sein wird, welche Funktionen und Positionen die Kollegen haben und notiere es Dir, um vorbereitet zu sein. In der Regel wird nun nicht mehr nur Dein fachlicher Vorgesetzter und der Personalreferent anwesend sein, sondern auch noch Dein disziplinarischer Vorgesetzter, der die Befugnis hat, Dich einstellen zu dürfen. Vielleicht kommt auch noch ein Geschäftsführer und/oder ein Praktikant der Personalabteilung, der gerade eingearbeitet wird, mit dazu.
Somit kann es durchaus sein, dass Dir auch mal fünf Anzugträger, die enorme Autorität (außer der Praktikant) ausstrahlen, gegenübersitzen und Du Dich nun beweisen musst.
Du wirst Dich erneut, wie beim ersten Gespräch, vorstellen müssen. Es hilft nichts, dass Du alles über die Firma weißt, oder Dir aufgeschrieben hast, es aber dann nicht aussprichst. Du kannst nur für Dich werben, wenn Du sprichst. Und das ist das, was die Chefs von Dir sehen wollen. Also zeige Dich und Dein Wissen!
Fragen die nun auf Dich zukommen könnten:
„Einen gebildeten Menschen erkennt man an seinen Antworten, einen weisen Menschen erkennt man an den Fragen, die er stellt.“
(Sprichwort)
Fragen die Du jetzt stellen darfst:
Um hinter Deine Fassade zu blicken, kann es durchaus vorkommen, dass Dir unvorhergesehene Fangfragen gestellt werden, mit denen Du nicht gerechnet hast. Dabei ist das Wichtigste, ruhig und vor allem authentisch zu bleiben!

„Ich bin befördert worden, deshalb feiere ich heute ’ne Party im Riegele in Augsburg.“
„Tja, sooo kann´s halt auch laufen. Ich habe nach dem BWL-Studium nie meine erste Festanstellung bekommen“, antwortete mir der 40-jährige Taxifahrer, der mich zu meiner Party fuhr.
Die erste Festanstellung nach dem Studium ist so wichtig wie Zähneputzen vor dem ersten Date! Also fang nicht an zu weinen und zu resignieren, wenn eine Absage nach dem zweiten Vorstellungsgespräch im Maileingang liegt, denn Du hast hoffentlich mehrere Eisen im Feuer liegen, die Du nun nach und nach herausnehmen kannst.
Eine oder auch dutzende Absagen zu bekommen, musst Du sportlich sehen und die Erfahrungen aus den geführten Vorstellungsgesprächen nutzen, um Dich zu verbessern und sicherer in Deinem Auftreten zu werden. Falls Du gar nicht erst eingeladen werden solltest, kann es an der Gestaltung oder dem Inhalt Deiner Bewerbung liegen. Dann solltest Du noch mal zum Kapitel Die perfekte Bewerbung zurückblättern und Deinen Lebenslauf und/oder Dein Anschreiben überarbeiten.
Eine Möglichkeit, herauszufinden, warum Du nach einem Vorstellungsgespräch eine Absage bekommen hast, ist, dass Du in jener Firma anrufst, Dich mit dem fachlichen Vorgesetzten verbinden lässt und ihn um seine ehrliche Meinung bittest. Die Sekretärin oder der Personalreferent sind schlechte Auskunftgeber, denn sie werden Dir nur Standardantworten servieren.
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