„Ich können nicht sagen, müssen haben Geduld mit armen JaJa!“
Fletscher verdrehte die Augen, musste dabei jedoch grinsen.
„Alles klar?“ fragte Mats Runen in die Runde. Allgemeines Kopfnicken. „Dann kann es jetzt losgehen, wir sind alle fertig!“
JaJa gab das Zeichen zum Aufbruch. Dann öffnete er die Tür und zum ersten Mal trat Mats Runen, gefolgt von seinen beiden Kameraden, hinaus aus der Enge seines Zimmers. Hinaus in das technische Wunderwerk des Gen-Datenbank-Raumschiffs.
Dort wartete bereits ein anderer DaRummJa. Er wechselte einige unverständliche Worte mit JaJa. Dann deutete er an, dass man ihm folgen sollte. JaJa dagegen schlug eine andere Richtung ein.
Mats Runen hatte schon einige große Raumschiffe der Solaren Flotte kennengelernt, wurde jedoch fast erschlagen von den Dimensionen des Gen-Datenbank-Raumschiffes. Er hatte keine genaue Vorstellung, wie lange er in diesem kleinen viereckigen Raum wirklich verbracht hatte. Wie lange er in einem totenähnlichen Schlaf gelegen hatte und wie lange er überhaupt schon an Bord des riesigen Raumschiffs war. Aber dieses Raumschiff übertraf alle seine Vorstellungen.
Er hatte nach seinem Erwachen auch völlig das Zeitgefühl verloren. Verwirrt schaute er nun auf seine Uhr, welche ihm JaJa wiedergebracht hatte. Ob die eingestellte Zeit aktuell war, war ihm in diesem Moment egal. Er musste nach dem Rhythmus des Gen-Datenbank-Raumschiffs leben. Zu seinem Erstaunen hatte der Tag auf dem Gen-Datenbank-Raumschiff genau vierundzwanzig Stunden. Zwölf Stunden Nacht, zwölf Stunden Tag.
Als er die irdische Datumsanzeige aktivierte, kam die Erkenntnis. Seit den Ereignissen mit den Humanobots war tatsächlich über ein halbes Jahr irdischer Zeit vergangen. Zunächst traf es ihn wie ein Keulenschlag, doch schließlich fand er sich mit dieser Tatsache ab. Mit seinen Kameraden sprach er nicht darüber, über die Zeit von sechs Monaten, die ihnen in ihrem Leben jetzt fehlte.
Und nun, für ihn nach unendlich langer Zeit, hatte er erstmals sein kleines Zimmer verlassen. Befreit atmete er auf und er kam sich vor wie ein kleines Kind, welches zum ersten Mal die Welt bewusst erblickt und sich dabei an jeder Kleinigkeit erfreut. Seine Augen huschten hier hin und dort hin, versuchten tausend Eindrücke zu erfassen und zu verarbeiten.
Selbst auf diesen, eigentlich räumlich begrenzten Lebensraum des Raumschiffes, war die Welt voller Farben. Über allem lag dazu immer ein rötlicher Schimmer.
„Na ja, sind ja auch im Roten Universum!“ sagte Mats Runen leise mehr zu sich selbst.
„Was du sagen?“ fragte der sie führende DaRummJa. JaJa hatte sie bereits verlassen und die Führung der Menschen an ein Mitglied seines Volkes abgegeben.
„Nichts, gar nichts! Ist schon alles in Ordnung!“
Mats Runen genoss dieses rötlich warme Licht und die dazu eigenartig bunte Welt. In seinem kleinen Zimmer hatte er nur wenige Farbe gesehen. Dort war alles in ein nüchternes und steriles weißes Licht getaucht gewesen. Nur des Nachts löste wohltuende Dunkelheit diese triste Beleuchtung ab.
Und eng war es gewesen in seinem Zimmer. Jetzt war soviel Raum um ihn herum, alles war ihm fremd und schien doch so vertraut. Dabei war er sich schmerzlich bewusst, dass er sich nicht auf der Erde befand.
„Sieht eigentlich ganz passabel aus hier. Vielleicht könnte man hier gut leben.“ sagte plötzlich Fletscher, als hätte er die Gedanken von Mats Runen gelesen. „Aber dennoch, irgendwie fehlt mir das Blau unserer Heimat, Terra.“
„Hier großes Raumschiff und viel Technik, die machen unser Leben einfach. Doch wir können und wollen leben nicht mehr hier!“ entgegnete der DaRummJa, welcher die Gruppe anführte. „Unsere Heimat ein blühender roter Planet seien. Hier alles nur Abklatsch von Natur von Heimatplaneten der GEN-Techniker!“
„Nun, auf den ersten Blick wirkt alles so perfekt. Doch irgendwann würde mir dieses ständige rötliche Licht auf die Nerven gehen. Genau betrachtet, wirkt dieses rötliche Licht irgendwie kitschig!“ meinte Mats Runen.
„Heimatwelt von DaRummJa seien wunderschön. Seien roter Planet, aber auch andere wundervolle Farben sein. In Natur und Leben täglich. Früher wir konnten sehen sechzehn Millionen Farben. Seit wir verändert, wir sehen nur noch rot!“
„Oh ja, da kann ich euch DaRummJa gut verstehen. Wenn ich mir so vorstelle, was diese GEN-Techniker alles anstellen und dies unter dem Deckmantel der Wissenschaft, dann sehe ich auch nur noch rot!“
„Hihi!“ machte der DaRummJa. „Seien guter Vergleich. Wenn DaRummJa seien wütend, dann sagen auch 'sehen grün'!“
Die Stimmung in der Gruppe war gut und sie kamen zügig voran. Sie schritten durch schmale Gassen einer Wohnsiedlung. Diese lag etwas abseits der großen Magistrale, welche sich durch das gesamte Gen-Datenbank-Raumschiff zog.
Einmal mussten sie diese Magistrale kreuzen. Dies geschah unter größter Vorsicht. Die Magistrale war trotz der fortgeschrittenen Zeit, der Nachtzyklus hatte bereits begonnen, sehr belebt. Die wachsende Anzahl von GEN-Technikern, denen sie begegneten und den zahllosen Hilfsvölkern, bereitete Mats Runen etwas Unbehagen. Er schloss noch enger zur Gruppe auf, während er vorher neugierig alles betrachtet hatte und stets hinter der Gruppe zurück geblieben war.
Nachdem sie jedoch die Magistrale überquert hatten und sie fast ganz allein durch die engen Nebenstraßen der Wohnsiedlung gelaufen waren, fragte Sowad Jednich neugierig:
„Dieses Gen-Datenbank-Raumschiff muss doch gewaltige Ausmaße haben, dass man derartige Anlagen und Siedlungen errichten kann, oder?“
„Das ist richtig!“ sagte plötzlich die Stimme von JaJa DaRummJa hinter ihnen. Mats Runen freute sich, dass ihr neuer Freund unbeschadet wieder bei ihnen war.
„Wo kommst du so plötzlich her?“ fragte er.
„Ich haben getroffen weitere Vorbereitungen für Fluchtweg und Sicherheitsvorkehrungen einige!“ meinte JaJa, gab dem anderen DaRummJa ein kurzes Zeichen, worauf sich dieser zurück zog und schließlich zwischen zwei Gebäuden verschwand. „Die Gen-Datenbank-Raumschiffe wurden vor tausenden von Jahren im Orbit der Heimatwelt Palmyra gebaut. Haben Länge von euren Maßen von einhundert Kilometern. Höhe variiert zwischen acht und zwölf Kilometern.“
„Wow!“ machte Fletscher und hatte den Eindruck, als sei die Sprache von JaJa besser geworden. „Das sind ja richtige fliegende Städte. Und wie viele dieser Grillen, Hilfsvölker und andere Spezies leben hier an Bord?“
„Platz seien allein für zweihunderttausend Palmyrer oder GEN-Techniker. Doch seien nicht mehr so viele. GEN-Techniker-Population ebenfalls schrumpft. Andere Hilfsvölker sich mehren und Platz einnehmen. Anzahl der Hilfsvölker ich nicht wissen.“
„Dann werden die GEN-Techniker also auch einmal aussterben, falls sie nicht das Elixier des ewigen Lebens finden. Und dann besteht die Aussicht, dass die DaRummJa, die Aivatoc oder ein anderes Hilfsvolk die Macht hier übernehmen werden.“
„Korrekt erkannt, Freund Mats Runen. Aber Aivatoc ein kriegerisches Volk geworden, können nicht beherrschen so große Technik von Raumschiff.“
„Seid ihr denn dazu in der Lage?“
„Ja! DaRummJa sehr wissbegierig und schlau. Haben viel von GEN-Technikern gelernt. Diese ahnen nicht, wie schlau wir seien. Haben auch schon viele Schlüsselstellen an Bord eingenommen, da sie nicht mehr können von den GEN-Technikern besetzt werden. Doch unser Volk sehr klein geworden sein. Wir seien zu wenige und können nicht Herrschaft über Raumschiff vollständig übernehmen. Deshalb wir wollen Raumschiff verlassen und Heimat DaRummJa schauen!“
„Na, da komme ich ja aus dem Staunen nicht mehr heraus. Vielleicht seid ihr schon längst die heimlichen Herren auf dem Gen-Datenbank-Raumschiff?“
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