Mej Dark - Completely - Gesamtausgabe

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Neuerscheinung 2018 +++ Der junge Millionärssohn Percy sucht die ganz große Liebe mit Hilfe seiner besonderen Gabe. Für wen soll er sich nur entscheiden? Da gibt es zum Beispiel die wunderschöne Grace aus Manhattan und die mysteriöse Gaya. Was hat das alles mit einer alten Legende, einem Fluch und Vampirblut zu tun? Und wieso muss er unbedingt eine echte Hexe finden? Das ungewöhnliche Abenteuer bietet so manche mysteriöse Überraschung. Diese Gesamtausgabe enthält alle Teile der Reihe Completely. Das Buch wurde im Mai 2018 zum Monatsfavorit gewählt.

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Die kleine Dame wirkte von dieser Wende ganz aufgeregt.

„Das wird aber auch Zeit!“, stellte sie zufrieden fest. „Alle fürchten sich vor den beiden Gesellen. Ich werde deine Botschaft im ganzen Dorf verbreiten!“ Die letzten Worte verkündete sie mit Pathos in der Stimme, blickte mich an und kniff schelmisch ein Auge zu.

Begeistert von der Aufgabe fuchtelte sie wild gestikulierend mit ihren Armen in der Luft. Dabei fielen mehrere große Scheine, die sie im weiten Ärmel versteckt hatte, auf den Boden. Ihr Gesicht errötete. Schnell ergriff sie das Geld und eilte, ohne noch ein Wort zu verlieren durch den Ausgang davon.

Urgroßvater schüttelte den Kopf. „Frauen sind wie Schlangen! Sie schleichen sich leise an und beißen dann“, ermahnte er mich. „Es sei denn du kaufst ihnen Schmuck oder Handtaschen.“

„Ist ein Werwolffluch nicht irgendwie unglaubhaft?“, fragte ich naiv. „Wer nimmt heutzutage dergleichen noch ernst?“

„Wir sind auf heiligem Indianerland, vergiss das nicht! Hier in den Black Hills ticken die Uhren anders als im Rest der Welt.“

„Ich weiß, die Zeit erkennt man an der Sonne und selbst die sieht man nicht immer!“, wiederholte ich ironisch eine seiner Belehrungen.

Er achtete nicht mehr auf mich. Voller Eifer begann er etwas Unverständliches zu brabbeln, wild zu rasseln, ins Feuer zu spucken und geradezu tollwütig zu schreien. Das klang schon überzeugend. Der Bedrohte machte ernst mit seinem Vorhaben. Insgeheim war ich doch neugierig.

Ein kleiner mystischer Schauer ließ sogar meine Härchen auf den Armen aufrecht stehen. Vielleicht machte ja allein die Androhung des Fluchs den beiden Gesellen Angst. Wer wollte schon zu einem Lykan mutieren? Ein Zweifel blieb jedoch zurück. Ein gutes Haustürschloss und eine Pistole wären die bessere Vorsorge.

Nach rund einer Stunde stellte der Wilde seine wahnsinnige Toberei endlich ein. Mir tat schon der Kopf vom Lärm etwas weh. Die Rassel verstummte und er spuckte nicht mehr ziellos umher. Ich hatte von dem Grünzeug auch etliche Fladen abbekommen, egal wo ich mich versteckt hatte. Hoffentlich nützte die Arbeit etwas. Uropas muskulöser Körper war ganz verschwitzt und roch wie saure Büffelmilch.

„Was hast du da eben gerade gemacht?“ hakte ich nach.

„Den Fluch übermittelt. Er hat mich viel Kraft gekostet und ist sehr stark!“ Er wirkte nun ganz gefasst. Ja, er war ein Schamane.

„Ich will nun selbst ins Dorf. Mal sehen, ob ich noch Ravenhort erwische“, erklärte er, während er sich anzog. „Der heimtückische Bruder soll auch sein Fett abbekommen!“

„Ist es nicht etwas spät?“, warf ich ein.

„Schamanen kennen keine Furcht vor dem Dunkel! Wir sind keine gewöhnlichen Menschen.“

„Na dann!“, spottete ich.

Trotzdem, einmal mehr bewunderte ich meinen Gastgeber. Er zweifelte nicht an seiner Kraft. Vielleicht sollte ich ihn doch um Hilfe bei meiner Suche bitten. Er kannte sich mit der anderen Seite aus, mit allem, was eben nicht normal war. Vielleicht wusste er, wo und wie ich die schwarzhaarige Traumhexe finden konnte, die entweder die Allervollkommenste selbst war oder zumindest irgendetwas mit ihr zu tun hatte. Unwillkürlich rutschte mir wieder ein schmerzvolles „Ach“ aus dem Mund.

„Bist du krank?“, fragte der Aufbrechende. Er musterte mich kritisch. „Man könnte denken, du wärest verliebt.“

Ich lief glutrot an und stammelte so ein Zeug wie: „Wer sagt denn so etwas? Ich habe ganz andere Sorgen.“

Doch damit ritt ich mich immer tiefer hinein.

Urgroßvater lächelte verschmitzt, als wüsste er alles. „Die Kleine hat dich anscheinend verhext und deinen Kopf verdreht. Kam mir gleich merkwürdig vor, wie ihr euch angesehen habt. Sieh dich besser vor! Und lass dir bloss nicht von ihr den Ring andrehen, den sie auf dem Finger hatte.“

Die Ziege im Gatter meckerte erneut wie zur Bestätigung und steckte ihren schwarzen Kopf in den Raum. Die Augen blickten so intelligent wie die eines Menschen.

Ich lachte dümmlich – natürlich tat ich nur so einfältig.

„Verhext, ha, ha! Magischer Ring! Die ist doch noch ein Kind“, scherzte ich. „Ihr Provinzler glaubt einfach an jedes Märchen! Ach ja, bald schleichen vielleicht sogar Werwölfe hier herum! Da freuen sich schon die Jäger über diese besondere Beute. Vielleicht solltest du dir das mit dem Fluch noch einmal überlegen.“ Mein wissenschaftlich geschulter Verstand machte sich lustig. Gleichzeitig wollte ich so von dem heißen Thema ablenken.

Doch er nahm das ernst.

„Wir reden in Ruhe darüber, wenn ich zurückkomme!“, versprach er und machte sich zum Aufbruch bereit.

Seine Äußerungen waren mir peinlich. Er gab einer Dreizehnjährigen die Schuld an meiner Gefühlsmisere. Wie sollte ich ihm erklären, dass nicht Gaya mich verzaubert hatte, sondern eine andere? Nur dieser Vollkommenen gehörte mein Herz. Das mit dem von mir verschenkten Ring, wollte ich ihm jedoch verschweigen. Er musste nicht alles wissen.

Zum Glück konnte ich mir noch alles für das Gespräch zurechtlegen, da meinem Gastgeber im Moment anderes Wichtiger war. Urgroßvater verschwand mit Tomahawk und Speer bewaffnet durch die Felle. Die alte Tür knarrte und schlug laut wieder an den Rahmen. Abgesehen von der schwarzen Ziegenbock und den gackernden Hühnern war ich hier nun erstmals für längere Zeit allein. Das musste ausgenutzt werden.

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