Statistik und Stochastik sind ein Muss
Aktuare entwerfen und kalkulieren Versicherungsprodukte. Dazu brauchen sie Kreativität und viel Sachverstand, denn sie müssen verschiedene Szenarien durchdenken und zukünftige Wahrscheinlichkeiten mit einkalkulieren. Beispiel Krankenversicherung: Wie wird sich das Gesundheitssystem in Zukunft verändern? Welche Leistungen kann die Versicherung erbringen, wenn der Anteil der älteren Kunden steigt? "Aktuare rechnen bisweilen weit in die Zukunft. Was passiert in 20 Jahren mit meinem Kunden? Wie sieht ein Unternehmen in 50 Jahren aus? Die Rechenmodelle sind sehr abstrakt", sagt Andersch.
Statistik und Stochastik sind ein Muss. Wer in diesem Beruf arbeiten möchte, braucht eine mathematische Ausbildung. Viele haben ein Mathematikstudium abgeschlossen.
Auch betriebswirtschaftliches Verständnis gehört zum Job. Aktuare müssen überdies den Versicherungsmarkt kennen, die vorhandenen Produkte auf dem Markt einschätzen können und wissen, was die Konkurrenz macht. Weil die Mathematiker zumeist an den Schnittstellen innerhalb eines Versicherungsunternehmens arbeiten und auch Kundenkontakt haben, benötigen sie außerdem Kommunikationsvermögen. Für einsilbige Mathefreaks taugt dieser Beruf nicht.
Die Ausbildung erfolgt berufsbegleitend an der Deutschen Aktuar-Akademie (DAA) und dauert drei Jahre. Während der Ausbildung lernen Mathematiker alles, was man für den Job bei einer Versicherung braucht: Wie kalkuliere ich einen Tarif? Welche stochastischen Modelle benötige ich?
Auf dem Stundenplan stehen Finanz- und Schadenversicherungsmathematik, Risikotheorie sowie Personenversicherungsmathematik und Versicherungswirtschaftslehre. Erst nach der Prüfung können die Matheexperten die Mitgliedschaft in einer nationalen Aktuarsvereinigung beantragen und den Titel Aktuar führen.
Jonglieren mit Zahlen
Jobs gibt es viele, Versicherungsmathematiker sind sehr gefragt. Zum einen gibt es ohnehin wenig Mathematiker, und an Rechenexperten, die auf Finanzen und Versicherungen spezialisiert sind, haben viele Arbeitgeber Bedarf. Außer bei Versicherungen arbeiten Aktuare bei Banken, Finanzaufsichten, Finanzberatungsunternehmen und Behörden. Das Einstiegsgehalt liegt bei 3.200 Euro brutto aufwärts.
Schattenseiten hat der Beruf laut Andersch kaum. Der Job ist allerdings fast eine reine Bürotätigkeit. Trotzdem kann es stressig sein, denn Zahlen müssen termingerecht abgeliefert werden. "Man jongliert mit hohen Zahlen, da darf man sich nicht verrechnen. Da trägt man Verantwortung. Andererseits stellt genau das die Herausforderung dar", sagt Andersch. "Es dreht sich eben alles um die Frage: Was wäre wenn?"
Gehalt: abhängig von der Erfahrung ab 3.200 Euro/brutto
Arbeitszeit: 38 bis 40 Stunden/Woche
Ausbildung: Studium der Mathematik, zusätzlich dreijährige Ausbildung zum Aktuar an der Deutschen Aktuar-Akademie
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Bademeister
Nicht nur Wächter am Beckenrand
Von wegen lockerer Job: Schwimmmeister sind Lehrer, Animateure, Kontrolleure und Sicherheitsbeauftragte. Ihr abwechslungsreicher Arbeitsalltag im Beruf der Woche.
VON MARKUS SCHLEUFE
"Nicht vom Beckenrand springen!" – diesen Satz dürfte Peter Harzheim in seinem Arbeitsleben wohl am häufigsten ausgesprochen haben. Harzheim arbeitet seit 35 Jahren als Bademeister und ist zudem Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister e. V. Hinter der Tätigkeit steckt weit mehr, als gemütliche Kontrollgänge oder mit Kindern zu schimpfen, die ins Becken springen. "Viele reduzieren unsere Arbeit auf diese bekannten Szenen", sagt Harzheim.
Sein Joballtag besteht vor allem aus Kontrollen. Nicht nur am Beckenrand, sondern vor allem an der komplizierten Bädertechnik. Mit korrekter Berufsbezeichnung werden Schwimmmeister nämlich geprüfte Meister für Bäderbetriebe genannt und sind maßgeblich für die Sicherheit in Schwimmbädern verantwortlich, vor allem für die technische. Darum beginnt für Peter Harzheim jeder Arbeitstag mit einem Kontrollrundgang, auf dem er die Pumpen und Motoren begutachtet. Auch die Lüftungsanlage wird überprüft. Anschließend misst er die Wassertemperatur und checkt den Zustand des Wassers. Ist genug Chlor enthalten? Wie steht es mit dem PH-Wert? Ist das Wasser sauer, neutral oder basisch? Und was zeigt der Redoxwert? Anhand dieses Wertes lässt sich die Sauerstoffaufnahme oder -abgabe im Wasser erkennen. In der Kombination geben die Tests Auskunft über die Qualität des Wassers.
"Sämtliche Hygiene- und Sicherheitsparameter müssen in Ordnung sein, bevor das Bad für die Badegäste freigegeben wird", sagt Harzheim. Dreimal am Tag wiederholt der Bademeister diesen Test.
Auch für Reparaturarbeiten und Büro- und Verwaltungsaufgaben ist der Schwimmmeister zuständig. Die erledigt er, während Schulklassen das Bad nutzen – denn die Kinder stehen ja unter der Beaufsichtigung ihrer Sportlehrer, sodass seine Anwesenheit nicht erforderlich ist. "In dieser Zeit erledigen wir auch Reparaturen von Pumpen, oder andere Sicherheits- und Überprüfungsarbeiten", sagt Harzheim. Während des regulären Badebetriebs hingegen muss der Schwimmmeister ständig zugegen sein, dann beschränkt sich die Arbeit überwiegend auf den Aufsichtsdienst.
Dann geben die Bademeister auch Schwimmunterricht oder arbeiten als Animateure für Aquajogging- oder Wirbelsäulengymnastik. Natürlich müssen Schwimmmeister auch für den Ernstfall gewappnet sein. Mindestens einmal im Jahr müssen die Bademeister zeigen, dass sie Rettungsmaßnahmen und Reanimationstechniken beherrschen. Sie gehören natürlich auch zur Ausbildung.
Wer den Beruf des Schwimmmeisters anstrebt, muss zuvor eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe abschließen. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre. Erst wer den Meisterkurs bestanden hat, darf als Schwimmmeister arbeiten.
Zum Ausbildungsstoff gehören neben Mathematik und Deutsch auch Physik, Biologie und Chemie. "Wir arbeiten viel mit Wasser, entsprechend müssen die angehenden Schwimmmeister auch über das Wasser und seine Eigenschaften Bescheid wissen", sagt Harzheim. Für die Ausbildung reicht übrigens ein Hauptschulabschluss aus.
Und wie steht es mit der Sportlichkeit? Müssen Schwimmmeister zwingend muskelbepackt und durchtrainiert sein? Harzheim verneint. "Völlig unsportlich dürfen Schwimmmeister aber auch nicht sein."
Die Berufsaussichten sind allerdings nicht rosig. Wegen der Sparmaßnahmen in den Kommunen werden viele Schwimmbäder geschlossen. Private Betriebe gibt es nur wenige. Trotz der mäßigen Berufsaussichten ist die Tätigkeit jedoch abwechslungsreich. Insbesondere die Arbeit mit Kindern schätzt Harzheim. "Wenn man einem Kind das Schwimmen beigebracht hat, ist das etwas Besonderes. Das verlernt das Kind sein Leben lang nicht."
Rettungseinsätze hat der Bademeister in seinen 35 Berufsjahren glücklicherweise nur wenige gehabt – mit glücklichem Ausgang. "Wir sind natürlich auch bestrebt, den Menschen möglichst früh das Schwimmen beizubringen, damit wir gar nicht eingreifen müssen", sagt er. Umso mehr beunruhigt ihn, dass es wieder mehr Nichtschwimmer gibt. "Viele Kinder lernen das Schwimmen nicht mehr. Vereinssport und Schulsportbäder treten immer mehr in den Hintergrund, stattdessen gibt es mehr Spaßbäder, in denen Planschen statt Schwimmen angesagt ist."
Gehalt: Einstiegsgehalt TVöD 5 für Gehilfen, das entspricht 1875 Euro/brutto; Einstiegsgehalt TVöD 7 für Schwimmmeister, das entspricht ca. 2000 Euro/Brutto
Arbeitszeit: 37 bis 40 Stunden
Ausbildung: staatlich anerkannte, duale Ausbildung, Dauer drei Jahre, Abschluss Fachangestellte/r für Bäderbetriebe (FAB), Weiterbildung zum/zur Meister/in für Bäderbetriebe möglich
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