Gabriela Hofer - Die geerbte Leiche

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Felicitas ist sehr beschäftigt mit ihrem Job als Tierärztin. Ihre Arbeit läuft gut, ihr Liebesleben nicht.
Als ihre Hunde eine Leiche aufspüren, wird sie schon wieder in einen Mordfall hineingezogen. Dieses Mal erhält sie Unterstützung von ihrer Grossmutter und deren Kakadu.
Felicitas und ihre Freunde müssen sich erneut unter Beweis stellen – stets mit der Hilfe ihrer tierischen Gefährten.

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Copyright: © 2017 Gabriela Hofer

Herstellung und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www. epubli.de

Printed in Germany

Rosemund Dooley

Petra Walcher zog fröstelnd die Strickjacke fester um ihren Körper. Es war empfindlich kühl - na ja - April eben. Der macht bekanntlich, was er will. Vor zwei Tagen strahlte die Sonne vom Himmel, und nun dieses trübe nasskalte Wetter. Der Bahnhofskiosk bot leider nicht genügend Schutz. Petras Blick wanderte gedankenverloren zum Gleis rüber. Gerade war die S26 nach Bauma eingefahren. Diese Situation holte sie aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Schnell ordnete sie die letzten noch herumliegenden Zeitschriften ein. Bereit für die Kundschaft. Es kam allerdings nur einer: Ein junger Mann. Er kaufte ein Sportheft, bedankte sich und ging. Petra seufzte. Noch einmal glitt ihr Blick zum Perron und überrascht von dem, was sie dort sah, blieb ihr der Mund offen. Auf dem sonst verlassenen Perron stand die seltsamste Person, die Petra je gesehen hatte. Petra blinzelte, schloss die Augen, dachte, sie hätte dies nur geträumt. Doch nein: Die alte Frau dort war real. Sie hätte besser ins letzte Jahrhundert gepasst. Sie sah aus wie eine süsse kleine rundliche Oma um 1900. Der lange, bis auf den Boden reichende braune Rock war aus gutem, festem Stoff. Die weisse gestärkte und mit Rüschen verzierte Bluse war fleckenlos. Eine wunderschöne Kamee-Brosche zierte das oberste Knopfloch. Um die Schultern trug sie ein langes gehäkeltes Dreiecktuch. Ihre Haare strahlten mit der weissen Bluse um die Wette. Sie waren zu einem festen Knoten zusammengefasst. Den Abschluss bildete ein mit falschen Früchten geschmückter Strohhut. Er sass keck auf dieser Haarpracht. Nun griff die Oma mit einer energischen Geste nach dem Koffer an ihrer Seite. Auch der schien schon einige Jahre auf dem Buckel zu haben. Mit der anderen Hand griff sie nach einem Transportkäfig. Der war allerdings neueren Datums. Was darin war, konnte Petra nicht sehen, denn die Öffnung zeigte zur Seite des Perrons. Petra tippte auf Katze oder Hund. Ups: Nun kam die Frau doch tatsächlich zu ihr an den Kiosk. Mit ihren festen altmodischen Schuhen trippelte sie mit kleinen Schritten heran. Petra lächelte sie an: "Hallo, was hätten sie gerne?" Die alte Dame lächelte zurück. Ja, eine Dame schien sie wirklich zu sein, denn ihre Stimme war leise, sehr artikuliert und ausgesprochen liebenswert: "Guten Tag. Ich suche die Tierarztpraxis von Dr. Felicitas Moser. Können Sie mir da eine Auskunft geben?" Die Stimme der alten Frau hatte einen leichten Akzent. Englisch vermutete Petra. Ihr Blick fiel auf den Transportkäfig, als sie erwiderte: „Felicitas Moser? Ja, sicher kann ich Ihnen da helfen. Ich hoffe, dem Patienten geht es nicht allzu schlecht?" Ein amüsiertes Glitzern erschien in den grünen Augen hinter der Nickelbrille, als die Frau antwortete: „Ach nein, Poppey ist nicht krank. Das war er noch nie." Petra runzelte leicht irritiert die Stirn. An wen erinnerten sie diese Augen nur, und was war das für ein komischer Name für einen Hund oder eine Katze? Nun: Das war nicht ihr Problem. Und so informierte sie die Frau über den Weg zur Klinik. Diese bedankte sich sehr höflich, kaufte noch schnell einen Mars-Schokoriegel, nahm den Koffer und den Transportkäfig und trippelte in die angezeigte Richtung davon. Dieses Mal zeigte die Öffnung des Käfigs zu Petra hin. Diese lachte auf. Deshalb der Name Poppey! Kein Hund, auch keine Katze sass in der Transportbox. Nein: Ein wunderschöner Gelbhaubenkakadu war es.

Hanna Peter, der gute Geist am Empfang der Tierarztklinik von Felicitas Moser, band soeben ihre langen braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Die Eingangstüre öffnete sich. Hanna blickte hoch. Sie erwartete den nächsten Patienten: Ein Meerschweinchen, das zum Abschleifen der Vorderzähne kam. Doch nun erging es ihr wie ihrer Freundin Petra. Es blieb ihr buchstäblich der Mund offenstehen. Auch sie hatte keinen Blick in den Transportkäfig, erinnerte sich aber an ihre Professionalität und fragte, die alte Frau anlächelnd: "Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen? Handelt es sich um einen Notfall?" Die unbekannte Frau stellte ihre Utensilien ab. Sie hatte Mühe, über den hohen Tresen zu sehen: "Guten Tag. Ich habe keinen Notfall. Ich suche Felicitas Moser." Ihr Schweizerdeutsch klang irgendwie drollig. Aus dem Transportkäfig krächzte es plötzlich : "Poppey kein Notfall! Schöner Poppey!" "Ja, ja, du bist kein Notfall. Aber darum geht es jetzt nicht, Poppey." sagte die alte Frau beruhigend. Hanna kam schnell hinter dem Tresen hervor, so dass sie in den Käfig sehen konnte. Begeistert klatschte sie in die Hände: "Ach, ein Gelbhaubenkakadu!" Der Vogel trippelte hin und her, legte den Kopf schief. Dann säuselte er : "Ich Kakadu." Er stiess einen Pfiff aus : "Hübsches Mädchen". Hanna lachte lauthals heraus. Zu der Frau sagte sie: "Er ist sehr sprachbegabt!" Die Oma bestätigte: "Das ist er wirklich. Er beherrscht über 200 Wörter." Hanna war sehr beeindruckt: "Das ist wirklich selten. Doch zurück zu ihrem Anliegen. Wen soll ich denn Felicitas melden?" Die alte Frau antwortete: "Mein Name ist Rosemund Dooley." Ein seltsamer Name, dachte Hanna. Laut sagte sie: "Setzen Sie sich doch in den Warteraum. Ich werde Sie gleich melden. Es kann allerdings noch etwas dauern, bis sie Zeit für Sie hat. Wir erwarten gleich den nächsten Patienten." Rosemund Dooley nickte freundlich, nahm ihre sieben Sachen und setzte sich auf einen der leeren Stühle beim Warteraum. Bevor Hanna auch nur einen Schritt Richtung Behandlungszimmer machen konnte, ging die Eingangstüre erneut auf. Dieses mal war es das erwartete Meerschweinchen. Auch Frau Tischler, die Besitzerin dieses Tierchens, musste sich noch gedulden und nahm ebenfalls im Warteraum Platz. In diesem Moment öffnete sich die Türe zum Behandlungszimmer. Heraus trat Felicitas Moser, unterdessen in ganz Rikon bekannt. Schon zwei Mordfälle wurden dank ihrer Hilfe aufgeklärt. Felicitas war eine eher kleine Frau mit karottenroten, schulterlangen Locken und grünen grossen Augen. Ihre Rundungen lagen an den richtigen Stellen. Gerade gab sie einer älteren Frau die Hand: "Keine Angst, Frau Müller, Jack kommt schon wieder auf die Beine. Wir sehen uns in einer Woche wieder.“ Während sie dem Zwergpinscher über den Kopf strich, sagte sie zu Hanna: "Würdest du bitte mit Frau Müller in etwa einer Woche einen Termin abmachen? Danke, Hanna." Hanna bat Frau Müller, schonmal an den Tresen vorzugehen. Dann flüsterte sie Felicitas zu: "Da drüben sitzt eine alte Frau, eine Rosemund Dooley. Sie sucht dich." Besorgt sah sie Felicitas an. Diese hatte ein wenig abgenommen und man sah deutlich dunkle Ringe unter ihren intensiven grün leuchtenden Augen. Hoffentlich machte diese Frau Feli keinen Ärger. Sie hatte im Moment genug davon, dank diesem unmöglichen Marius Rötlin. Innerlich kochte Hanna immer noch vor Wut, wenn sie an ihn dachte. So ein Filou! Der letzte Fall hatte so schön für die beiden geendet. Endlich waren sie ein Paar. Doch Treue schien für diesen Kerl ein Fremdwort zu sein. Da hatte es Jessica mit Roland besser. Hanna war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie völlig von Felicitas Reaktion überrumpelt wurde. Diese hatte einen Freudenschrei ausgestossen, war zu der alten Dame gestürzt und umarmte diese nun überschwänglich, wobei sie voller Freude in der Stimme rief: "Omi! Was in aller Welt machst du denn hier?! Ich dachte, du bist in Schottland!" Felicitas Grossmutter erwiderte die herzliche Umarmung: "Ach mein Liebes, wie habe ich dich vermisst! Ich bleibe jetzt hier." Die Begrüssung wurde durch ein leises Räuspern unterbrochen. Hanna stand hinter Felicitas und deutete mit dem Daumen auf die noch immer auf dem Stuhl sitzende Frau Tischler. Mit vor Verlegenheit rotem Kopf sagte Felicitas entschuldigend zu ihr: "Oh Frau Tischler, bitte entschuldigen sie. Ich habe meine Grossmutter seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Frau Peter führt Sie gleich ins Behandlungszimmer, und ich komme sofort." Verständnisvoll lächelnd erhob sich Frau Tischler und begab sich in Begleitung von Hanna ins Behandlungszimmer. Felicitas zog ihre Oma vom Stuhl hoch, klaubte ihren Hausschlüssel aus der Hosentasche und drückte ihn ihr in die runzlige Hand: "Wie du siehst, Omi, habe ich vor dem Mittag noch eine Kundin. Meine Wohnung ist gleich neben der Praxis. Warte dort doch auf mich. Es wird nicht mehr lange dauern. Ich koche uns dann etwas Feines." Als sie einen Schritt zur Seite trat, stolperte sie beinahe über die Transportbox von Poppey: "Hoppla! Wen haben wir denn da. Du bist aber ein hübscher Kerl. Seit wann hast du ihn?" "Man sieht, du verstehst etwas von Tieren und hast gleich erkannt, dass es ein

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