Er ist. Sein Name ist Poppey. Er ist mir zugeflogen, vor etwa 3 Jahren. Jetzt geh aber zu deinem oder deiner Patientin. Ich erzähl dir später mehr." "Du hast recht, Omi, wie immer. Ich freu mich riesig, dass du hier bist." Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand im Behandlungszimmer, wo Hanna die Stellung hielt.
Eine Stunde später sassen Felicitas und ihre Grossmutter am Esstisch bei Felicitas zu Hause. Poppey thronte, sich völlig frei bewegend, auf der Stuhllehne neben Rosemund. Seine gelbe Haube war aufgestellt. Mit schräg geneigtem Kopf schaute er auf den missgestimmten Romeo, den Hund. Dieser dachte: " Was ist denn das für ein lautes etwas? Führt sich hier auf, als wäre es sein zu Hause. Vielleicht sollte ich ihn beissen? Der alte Mensch hier hingegen ist sehr nett. Es ist die Omi von meinem Frauchen. Also muss sie ja lieb sein." Das war wohl eher eine rein hündische Überlegung. Nun krächzte doch dieser Vogel auch noch : "Komischer Hund, hässlich, ha, ha!" Empört stand Romeo auf, drehte dem Kakadu sein breites Hinterteil zu und stolzierte beleidigt von dannen. Felicitas lachte laut auf: "Hoppla, jetzt hat Poppey Romeo aber sehr beleidigt. Es passt so schön, wie er davonstolziert ist. Als ob er ihn verstanden hätte." Rosemund Dooleys Stimme klang leicht belustigt, als sie verschmitzt meinte: "Vielleicht hat er das ja auch? Wenn ich daran denke, dass ich nie gedacht hätte, dass ein Vogel so intelligent sein kann, würde es mich nicht wundern, wenn Hunde ebenfalls mehr verstehen, als wir annehmen." Und zu Poppey gewandt: "Das war nicht sehr höflich von dir, Poppey. Du bist hier Gast, also benimm dich." Poppey reagierte mit einem Heben der Flügel. Dann versteckte er kurz seinen Kopf darunter. Schliesslich begann er, sich ausgiebig zu putzen. Rosemund lächelte amüsiert, streichelte ihm kurz über den Kopf, wandte sich dann aber ernst an die perplexe Felicitas. Sie legte ihre Hand sanft auf die linke von Felicitas. Sie sagte ruhig: "So, nun genug von den Tieren. Ich sehe, du bist hier in Rikon beliebt, führst deine Praxis vorbildlich, und deine Tochter Melissa entwickelt sich auch zu einer tollen jungen Dame. Warum um alles in der Welt siehst du dann so übernächtigt aus? Du hast sehr starke Augenringe und bist extrem blass. Schläfst du nicht gut?" Bei den Worten ihrer Grossmutter zuckte Feli zusammen. Sie wollte nicht schon wieder an Marius denken. Leider kannte sie Rosemund zu gut und wusste, dass sie um eine Antwort nicht herumkam. So sagte sie zögernd: "Ja weisst du Omi, es gibt da einen Mann…" Sie schwieg kurz. Ihre Grossmutter zog die Augenbrauen hoch, neigte sich nach vorn und ein erfreutes "Oh!" erklang. Ein trauriger Ausdruck erschien in Felicitas Augen: "Freu dich lieber nicht zu früh. Marius Rötlin ist Ermittler bei der Kantonspolizei. Wir haben uns unter etwas - nun sagen wir mal - seltsamen Bedingungen kennengelernt. Das war, als ich die erste Tote fand." Nun setzte sich Rosemund steif auf ihrem Stuhl auf: "Wie bitte?! Davon hast du mir nie geschrieben! Erzähl mir alles!" Was Felicitas auch tat. Sie erzählte vom Finden der Leiche, den peinlichen Begegnungen mit den Fahndern, dass sie mit diesem Marius einfach nicht zurechtkam und sie schliesslich - nach Aufklärung des zweiten Falles - ein Paar wurden. Nachdem Felicitas geendet hatte, war es einen Moment sehr still. Ihre Grossmutter schien das Gehörte zuerst einmal verdauen zu müssen. Schliesslich fragte sie leise: "So seid ihr noch nicht lange zusammen, nicht wahr? Was hat dieser tolle Typ denn getan, dass du ihn zum Teufel geschickt hast?" Mit einem bitteren Klang in der Stimme antwortete Felicitas: "Na was wohl. Das Übliche. Er konnte die Finger nicht von einer Kollegin lassen. Ich wollte ihn im Revier besuchen und traf ihn in den Armen dieses Vampirs an. Sie klebte buchstäblich an seinen Lippen. Widerlich!" "Oje", entfuhr es der Grossmutter. Sie zog ein betrübtes Gesicht, als sie fragte: "Was hat er zu seiner Entschuldigung hervorgebracht?" Felicitas zuckte mit den Schultern: "Oh, eine sehr originelle Entschuldigung. Er behauptete, sie habe sich an ihn herangemacht und sie habe ihn geküsst, nicht umgekehrt. Er sei so verblüfft gewesen, dass er zuerst nicht reagiert habe. So ein Blödsinn! Für wie blöde hält er mich eigentlich?" Nun klang ihre Stimme wütend. Ihr bekanntes Temperament kam wieder hoch. Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Dann sagte sie entschieden: "So und nun genug von diesem Widerling. Es ist vorbei. Du hast mir noch nicht mitgeteilt, weshalb du dein geliebtes Schottland verlassen hast, Liebes." Rosemund traten Tränen in die Augen. Der Tod ihrer besten Freundin Hilde war noch zu frisch. Seufzend berichtete sie: "Vor zwei Monaten ist Hilde gestorben. Sie hatte Krebs." Felicitas sprang auf und umarmte ihre Grossmutter. Voller Mitleid sagte sie: "Ach Omi: Das ist ja schrecklich!" Sie drückte Rosemund noch einmal ganz fest, setzte sich aber dann sofort wieder hin. Rosemund erzählte weiter: "Sie fehlt mir so sehr. Seit dein Grossvater vor acht Jahren starb und Hilde mich mit nach Schottland nahm, waren wir nie mehr getrennt. Es machte so viel Spass, mit ihr durch dieses wundervolle Land zu reisen. Unser Cottage habe ich jetzt verkauft. Ich hätte dort nicht mehr wohnen können. Ausserdem hat Hilde mir ihr Haus hier in Rikon vererbt. Sie hatte keine Nachkommen. Darum bin ich hier. Ich will meinen Lebensabend bei meinen Liebsten verbringen. Hildes Tod hat mir gezeigt, wie schnell der Tod zuschlagen kann. Sie hat mir auch ihr ganzes Vermögen vermacht. Eine beträchtliche Summe. Davon kann ich meinen Lebensabend in aller Ruhe geniessen, zusammen mit dir und Melissa." Gerührt strich Feli ihr über die Hand. Ihre Stimme zitterte vor Freude, als sie sagte: "Ich freu mich ja so! Du bleibst für immer hier. Wo befindet sich denn dieses Haus?" Die Grossmutter griff nach ihrer Handtasche, öffnete sie, nahm eine Karte vom Tösstal heraus und zeigte auf einen mit Kugelschreiber eingezeichneten Kreis. Felicitas wusste, wo dieses Haus war: "Das ist nicht weit von hier, gleich beim Fussballplatz. Morgen habe ich meine Praxis geschlossen, da ich Jessica in ein Brautgeschäft begleite. Sie heiratet im August den Partner von Marius, Roland Pfeiffer. Er ist ein sehr lieber Kerl. Die beiden passen hervorragend zusammen. Wer Jessica ist, weisst du ja jetzt. Am Nachmittag können wir dieses Haus ansehen. Es steht seit etwa einem Monat leer. Ich nehme an, das hat noch deine Freundin veranlasst. Du schläfst selbstverständlich in Melissas Bett. Sie kommt erst in zwei Wochen zurück. Ihre Klasse hat bei einem Wettbewerb gewonnen und kann nun zwei Wochen in einem Hotel in der Lenzerheide verbringen." Mit Freuden stimmte die Grossmutter zu. Nach einem Kaffee und Kuchen ging sie schlafen. Poppey flog ihr auf die Schulter und beide verschwanden in Melissas Zimmer. Felicitas drehte mit Romeo noch eine letzte kleine Runde. Danach ging auch sie zu Bett.
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