Joseph Roth - Die Flucht ohne Ende
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Jetzt aber war Franz Tunda ein junger Mann ohne Namen, ohne Bedeutung, ohne Rang, ohne Titel, ohne Geld und ohne Beruf, heimatlos und rechtlos.
Er hatte seine alten Papiere und ein Bild seiner Braut im Rock eingenäht. Es schien ihm günstiger, mit dem fremden Namen, der ihm geläufig war wie sein eigener, durch Rußland zu wandern. Erst jenseits der Grenze wollte er seine alten Papiere wieder verwenden.
Den Pappendeckel, auf dem seine schöne Braut abgebildet war, fühlte Tunda hart und beruhigend auf der Brust. Die Photographie stammte von dem Hofphotographen, der den Modezeitungen Bilder von Damen der Gesellschaft lieferte. In einer Serie »Bräute unserer Helden« hatte sich auch Fräulein Hartmann als die Braut des tapferen Oberleutnants Franz Tunda befunden; eine Woche vor der Gefangennahme noch hatte ihn die Zeitung erreicht.
Den Ausschnitt mit dem Bild konnte Tunda bequem der Rocktasche entnehmen, sooft ihn die Lust befiel, seine Braut zu betrachten. Er betrauerte sie schon, noch ehe er sie gesehen hatte. Er liebte sie doppelt: als ein Ziel und als eine Verlorene. Er liebte das Heldentum seiner weiten und gefährlichen Wanderung. Er liebte die Opfer, die nötig waren, die Braut zu erreichen, und die Vergeblichkeit dieser Opfer. Der ganze Heroismus seiner Kriegsjahre erschien ihm kindisch im Vergleich zu dem Unternehmen, das er jetzt wagte. Neben seiner Trostlosigkeit wuchs die Hoffnung, daß er allein durch diese gefährliche Rückkehr wieder ein begehrenswerter Mann wurde. Er war den ganzen Weg über glücklich. Hätte man ihn gefragt, ob ihn die Hoffnung oder die Wehmut glücklich machten, er hätte es nicht gewußt. In den Seelen mancher Menschen richtet die Trauer einen größeren Jubel an als die Freude. Von allen Tränen, die man verschluckt, sind jene die köstlichsten, die man über sich selbst geweint hätte.
Es gelang Tunda, den weißen und roten Truppen aus dem Weg zu gehen. Er durchquerte in einigen Monaten Sibirien und einen großen Teil des europäischen Rußlands, mit der Bahn, mit Pferden und zu Fuß. Er gelangte in die Ukraine. Er kümmerte sich nicht um den Sieg oder die Niederlage der Revolution. Mit dem Klang dieses Wortes verband er schwache Vorstellungen von Barrikaden, Pöbel und dem Geschichtslehrer an der Kadettenschule, Major Horwath. Unter »Barrikaden« stellte er sich übereinandergeschichtete schwarze Schulbänke vor, mit aufwärts ragenden Füßen. »Pöbel« war ungefähr das Volk, das sich am Gründonnerstag bei der Parade hinter dem Kordon der Landwehr staute. Von diesen Menschen sah man nur verschwitzte Gesichter und zerbeulte Hüte. In den Händen hielten sie wahrscheinlich Steine. Dieses Volk erzeugte die Anarchie und liebte die Faulheit.
Manchmal entsann sich Tunda auch der Guillotine, die der Major Horwath immer Guillotin, ohne Endung, aussprach, ebenso wie er Pari sagte statt Paris. Die Guillotine, deren Konstruktion der Major genau kannte und bewunderte, stand wahrscheinlich jetzt auf dem Stephansplatz, der Verkehr für Wagen und Automobile war eingestellt (wie in der Silvesternacht), und die Häupter der besten Familien des Reiches kollerten bis zur Peterskirche und in die Jasomirgottstraße. Ebenso ging es in Petersburg zu und in Berlin. Eine Revolution ohne Guillotine war ebensowenig möglich wie ohne rote Fahne. Man sang die Internationale, ein Lied, das der Kadettenschüler Mohr an den Sonntagnachmittagen vorgetragen hatte, den sogenannten »Schweinereien«. Mohr zeigte damals pornographische Ansichtskarten und sang sozialistische Lieder. Der Hof war leer, man sah zum Fenster hinunter, leer und still war er, man hörte das Gras zwischen den großen Quadersteinen wachsen. – Eine »Guillotin« mit dem abgehackten, gleichsam von ihr selbst abgeschnittenen »e« war etwas Heroisches, Stahlblaues und Blutbetropftes. Rein als Instrument betrachtet, schien sie Tunda heroischer als ein Maschinengewehr.
Tunda nahm also persönlich keine Partei. Die Revolution war ihm unsympathisch, sie hatte ihm die Karriere und das Leben verdorben. Aber er war nicht im Dienst, sobald er sich der Weltgeschichte gegenüberstellte, und glücklich, daß ihn keine Vorschrift zwang, eine Partei zu ergreifen. Er war ein Österreicher. Er marschierte nach Wien.
Im September erreichte er Shmerinka. Er ging am Abend durch die Stadt, kaufte teures Brot für eine seiner letzten Silbermünzen und hütete sich vor politischen Gesprächen. Er wollte nicht verraten, daß er über die Lage nicht orientiert war und daß er von weither kam.
Er beschloß, die Nacht zu durchwandern.
Sie war klar, kühl, fast winterlich; noch war die Erde nicht gefroren, aber der Himmel war es schon. Gegen Mitternacht hörte er plötzlich Gewehrschüsse. Eine Kugel schlug ihm den Stock aus der Hand. Er warf sich zu Boden, ein Hufschlag traf ihn in den Rücken, er wurde ergriffen, hochgezogen, quer über einen Sattel gelegt, über ein Pferd gehängt, wie ein Wäschestück über eine Leine. Der Rücken schmerzte ihn, vom Galopp vergingen ihm die Sinne, sein Kopf war mit Blut gefüllt, es drohte ihm aus den Augen zu schießen. Er erwachte aus der Ohnmacht und schlief gleich ein – so, wie er hing. Am nächsten Morgen band man ihn ab, er schlief noch, gab ihm Essig zu riechen, er schlug die Augen auf, fand sich auf einem Sack in einer Hütte liegen, ein Offizier saß hinter einem Tisch. Pferde wieherten hell und tröstlich vor dem Haus, auf dem Fenster saß eine Katze. Man hielt Tunda für einen bolschewistischen Spion. Roter Hund! nannte ihn der Offizier. Sehr schnell begriff der Oberleutnant, daß es nicht gut war, russisch zu sprechen. Er sagte die Wahrheit, nannte sich Franz Tunda, gestand, daß er auf dem Heimweg begriffen war und daß er ein falsches Dokument besaß. Man glaubte ihm nicht. Schon machte er eine Bewegung nach der Brust, wollte sein richtiges Papier vorzeigen. Aber er empfand den Druck der Photographie wie eine Warnung oder wie eine Mahnung. Er legitimierte sich nicht, es hätte ihm übrigens gar nicht geholfen. Er wurde gefesselt, in einen Stall geschlossen, sah den Tag durch eine Lücke, sah eine kleine Gruppe von Sternen, sie waren hingestreut wie weißer Mohn – – Tunda dachte an frisches Gebäck – – er war ein Österreicher. Nachdem er zweimal die Sterne gesehen hatte, wurde er wieder ohnmächtig. Er erwachte in einem Meer von Sonne, bekam Wasser, Brot und Schnaps, Rotgardisten standen um ihn, ein Mädchen in Hosen war unter ihnen, ihre Brust ahnte man hinter zwei großen, mit Papieren gefüllten Blusentaschen.
»Wer sind Sie?«, fragte das Mädchen.
Sie schrieb alles auf, was Tunda sagte.
Sie reichte ihm ihre Hand. Die Rotgardisten gingen hinaus, sie ließen die Tür weit offen, plötzlich fühlte man die glühende Sonne, obwohl sie weiß und ohne Lust zu brennen war. Das Mädchen war kräftig, sie wollte Tunda emporziehen und fiel selbst nieder.
Bei strahlender Sonne schlief er ein. Dann blieb er bei den Roten.
3
Irene hatte wirklich lange gewartet. In der Gesellschaftsschicht, der das Fräulein Hartmann angehörte, gibt es eine Treue aus Konvention, eine Liebe aus Gründen der Schicklichkeit, Keuschheit aus Mangel an Auswahl und infolge eines diffizilen Geschmacks. Irenes Vater, ein Fabrikant noch aus jener Zeit, in der die Redlichkeit eines Mannes nach der Anzahl der Prozente berechnet wurde, die er auf seine Waren anschlug, verlor seine Fabrik wegen der gleichen Bedenken, denen Irene beinahe ihr Leben geopfert hätte. Er konnte sich nicht entschließen, schlechtes Blei zu verwenden, obwohl die Verbraucher gar nicht anspruchsvoll waren. Es gibt eine geheimnisvolle rührende Anhänglichkeit an die Qualität der eigenen Ware, deren Gediegenheit zurückwirkt auf den Charakter des Erzeugers, eine Treue zum Fabrikat, die ungefähr dem Patriotismus jener Menschen gleicht, die von der Größe, der Schönheit, der Macht ihres Vaterlandes die eigene Existenz abhängig machen. Diesen Patriotismus haben Fabrikanten manchmal mit ihren letzten Bürodienern gemein, wie den großen Patriotismus Fürsten und Korporale.
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