In der folgenden Woche trieb ich mich in Marseille herum, ich kannte da schon einige Leute, die ihrerseits gute Verbindungen in alle Richtungen hatten.
Und ich hatte grosses Glück, denn ich stiess auf eine geplante Kindsentführung … und geriet nun selber fast in Panik, denn das zu entführende Kind war niemand geringerer als mein Sohn. Ich hatte meinen Feind unterschätzt, der würde nie aufhören uns zu schaden, bis wir erledigt waren, nicht nur finanziell. Mit einer grosszügigen Geldspende würde ich die Ganoven von ihrem Vorhaben abhalten, das war ich mir sicher.
Corinnes Mutter hörte sich meinen Bericht ruhig an, dann „befahl“ sie mir die Geschichte in Marseille in Ordnung zu bringen, wenn möglich ohne Gewalt, aber endgültig, Geld spiele keine Rolle. Den Rest werde sie besorgen. Ich besorgte meinen Auftrag, denn es ist auch für die Arbeiter der Unterwelt verlockend, Geld zu kriegen, damit man etwas nicht tut. Da mir der Kredit von Oma alle Türen öffnete, hatte ich schliesslich das Familienfoto der Bande bald erstellt und wusste zu viel über all die Heldentaten dieser bösen Jungs, als dass sie meinem Angebot hätten widerstehen können. Ich konnte sogar den Namen des Auftraggebers in Genf ausfindig machen, einen Namen, den ich bereits vermutet hatte. Man trifft immer wieder auf alte Bekannte.
Der ehemalige Compagnon, Ex-Verlobter und Vizedirektor wurde Tage später, tief in der Nacht in Genf von einem LKW überfahren auf einem Fussgängerstreifen. Wieder einmal ein Fall von Fahrerflucht.
Corinne hörte sich den Lagebericht an wie die Börsennachrichten, emotionslos, mit gerunzelten Brauen, unbeweglichen Augen, zugekniffenem Mund und ohne später auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
Ich hielt das Faulenzerleben an der roten Küste nicht lange aus, ich musste meinen Käsehandel in einer grösseren Dimension betreiben. Ich plante einen Grosshandel mit Milchprodukten, vor allem aber mit Käse, von dem es in Frankreich mehr als 300 Sorten gibt.
Der Alte war von meiner Idee gleich angetan und wir begannen gemeinsam zu planen. Auch er hatte das müssige Herumsitzen satt und das Meditieren vor den Kakteen war nun mal nicht seine Sache. Er wusste auch schon von einem Grundstück bei Sète, das geeignet wäre. Guter Strassenanschluss, genügend Platz für die Kühlhäuser, Lagerhallen und den Auto Park. In der Gegend waren auch Arbeiter zu finden, die für ein anständiges Geld arbeiten würden, wobei das „anständig“ aus unserer Sicht zu betrachten war.
Ich hätte mich nie allein an ein solch grosses Projekt gewagt, denn ich hatte schon einmal eine „grosse Sache“ beinahe in den Ruin geführt.
Mit Bernard zusammen entstand damals eine grosse Milchverarbeitungsfabrik und eine Käserei, die meine Kräfte und mein Können überstiegen hatten, körperlich wie auch finanziell. Ich hätte alles in Rekordzeit gegen die Wand gefahren, wenn da nicht in letzter Minute Corinne als rettender Engel erschienen wäre.
Es war gut geplant gewesen und wurde schliesslich auch ein grosser Erfolg, aber den Erfolg hatte ich, wie gesagt, anderen Leuten zu verdanken. Eine ernsthafte Herzkrise hatte mich mitten aus dem ärgsten Trubel heraus in ein weisses Spitalbett in Montpellier gelegt und da konnten die Hauptaktionäre das Schiff in ruhigere Gewässer lenken. Corinne besorgte Fachpersonal für die Finanzen, einen tüchtigen Käser Meister aus der Schweiz und einen leitenden Direktor, der alle Tücken des Geldverkehrs kannte. Die Lieferverträge mit den Bauern wurden neu ausgehandelt, die Kunden mit Werbung genervt und mir blieb nur noch ein bescheidener Platz am Tisch des Verwaltungsrates.
So wurde die Firma gerettet und ich konnte dabei mein Gesicht wahren.
Ich musste aber wieder etwas Sinnvolles tun können und so begann ich den Vertrieb des Käses in meine Hand zu nehmen. Man liess mich machen, weil meine Strategien erfolgversprechend waren, aber ich träumte von anderen Dimensionen und nun konnte ich sie tatsächlich verwirklichen.
Corinne liess sich von meinem neuen Plan nicht sofort begeistern, aber als sie merkte, dass da vor allem ihr Vater dahinterstand, sagte sie schmunzelnd zu uns: „Na dann los ihr Jungs, lasst eure Spielzeugeisenbahn laufen, das nötige Kapital dazu habt ihr ja.“
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