Sie musste sich aufsetzen, um ihre Tränen abzuwischen. Jetzt ließen sie sich nicht mehr halten. Als die Mutter so krank geworden und am Ende gestorben war, war Franzi die einzige, die ihren Schmerz mit ihr teilte. Mit dem Vater hatten sie keine gemeinsame Sprache gefunden, er war damals zu tief in seine eigene Trauer versunken. Franzi war ihre Mutter geworden. Was hatte sie für Ängste um sie ausgestanden. Jahrelang hatte sie gebangt, auch sie noch zu verlieren. Diese schreckliche Zeit hatte sich tief in Luisas Bewusstsein eingegraben und verursachte ihr heute noch Atemnot.
Sie sprang auf, lief in die Küche und leerte hastig ein Glas Wasser. Langsam spürte sie, wie sie ruhiger wurde. Sie atmete tief ein und trocknete sich mit einem Küchentuch die Augen.
Die Ereignisse von damals waren einfach noch nicht vergangen. Alles schien ihr wieder so nahe zu sein. Alle Bitten und Vorhaltungen hatten nichts genützt. Franzi hatte sich dann doch ganz für die Malerei entschieden und alle Pläne waren zusammengebrochen. Es hatte lange gedauert, bis sie selbst ihren Weg gefunden hatte, ohne die Schwester, alleine. Ganz, ganz alleine.
Luisa fröstelte. Sie ging zurück zur Couch und hüllte sich in ihre Lieblingsdecke.
Und heute? Heute steht sie da, dachte sie bitter, meine Franzi, inmitten ihrer Kunst und alles wirkt so selbstverständlich, so mühelos, so großartig und ist so weit von meiner Arbeit und von mir entfernt wie nie zuvor. Du hast mich verlassen, große Schwester, murmelte sie. Jetzt bin ich ganz allein.
Du hast endlich den Erfolg, den du dir so sehnlich gewünscht hast, und ich bin nicht mehr schwanger und ich werde diesen Musikfilm drehen. Aber um welchen Preis?
Plötzlich war aller Zorn verschwunden. Zusammengesunken saß Luisa auf der Couch. Sie fühlte sich müde und zerschlagen. Da stand ihr unerwartet das Bild vor Augen, das sie beide vor dem unglaublich tiefen Gelb zeigte. Wie sie sich an ihre Schwester lehnte, wie Franzi auf sie niederschaute. So liebevoll! Wir beide inmitten einer Sonne. Es ist das schönste Gemälde, das sie je gemalt hat, meine begabte Schwester.
Sie musste sie sehen, ihre Franzi. Sie würde mit ihr sprechen. Sie würden reden, so wie früher. Sie würden sich in die Arme nehmen. Sie würde ihr zu diesem großartigen Erfolg und zu ihren Arbeiten gratulieren. Von ganzem Herzen.
Luisa atmete noch einmal tief durch und griff nach ihrer Handtasche. Als sie das Handy zu fassen bekam klingelte das Telefon.
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