Kevin Schweikert - Operation White Angel

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Alexander Schalk hat alles, was man zum Glücklichsein braucht: eine schöne Frau, ein schickes Haus, einen gut bezahlten Job. Als eines Tages ein unbekanntes Virus alle Männer auf dem Planeten zeugungsunfähig werden lässt, kümmert ihn das zunächst wenig – bis seine Frau kurze Zeit später schwanger wird. Sollte er etwa gegen den Erreger immun sein? Alles deutet darauf hin, dass Alexander der «White Angel» ist, nach dem die ganze Welt fieberhaft sucht – von ihm hängt das Fortbestehen der Menschheit ab. Die beiden beschließen, ihr Geheimnis niemandem zu verraten …
Eine große Geschichte über Liebe und Hass in Zeiten des Untergangs.

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KEVIN SCHWEIKERTOPERATION WHITE ANGEL

Für Oma - versprochen ist versprochen.

Inhaltsverzeichnis

Titelseite KEVIN SCHWEIKERT OPERATION WHITE ANGEL

Widmung Für Oma - versprochen ist versprochen.

I Meteorismus Teil 1 I METEORISMUS TEIL 1

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II Meteorismus Teil 2

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III Aufbruch

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IV Himmelbach-Chroniken

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V Heimkehr

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Danksagung

Impressum

I METEORISMUS TEIL 1

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SAMSTAG, 10. JANUAR 2026

Der Buchhalter Alexander Schalk war nicht der Meinung, dass es einem Kinde gut tat, in einem schalldichten Kellerraum aufzuwachsen.

Er wusste nicht, ob ein Säugling derartige Umstände bewusst wahrnahm. Doch er konnte sich gut vorstellen, dass sein Kind eines Tages eine Phobie entwickeln würde. Oder aber, es würde zeit seines Lebens eine besondere Zuneigung zu solchen Räumen verspüren, ohne zu wissen weshalb.

All dies war immer noch besser, sogar viel besser, als das, was seinem Kind zustoßen konnte, wenn er nicht alles Menschenmögliche unternahm, um seine Existenz vor der Welt da draußen geheimzuhalten. Alina und er hatten die Sache ausdiskutiert, unermüdlich, immer und immer wieder aufgerollt und von verschiedenen Seiten beleuchtet, Tag für Tag am Frühstückstisch und Abend für Abend vor dem Zubettgehen. Es gab keine andere Möglichkeit.

Derzeit lag sie ein Stockwerk höher mit einem gebrochenen Bein auf dem Sofa, während er hier unten versuchte, eine Festung der Isolation zu schaffen, wobei ihm seine handwerkliche Unfähigkeit nicht sonderlich zupass kam. Das Isolieren von Räumen hatte in seinem Leben nie eine bedeutende Rolle gespielt. Sicher, im einundzwanzigsten Jahrhundert wimmelte es im Internet von idiotensicheren Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu allen erdenklichen Zwecken. Doch in diesem Zeitalter gab es wohl ebenso viele Personen, die es sofort registrieren würden, wenn er nach einer dieser Anleitungen recherchierte. Was, wenn das schalldichte Abschotten von Kellerräumen eines der Kriterien für auffälliges, nachwuchsverdächtiges Verhalten erfüllte? Alina war sicher, dass es eine offizielle, von der Regierung aufgestellte Liste mit derartigen Kriterien gab, die für alle Datenspeicherungsstellen weltweit verbindlich war.

Wenn er darüber nachdachte, sah er im Geiste seinen eigenen Namen, sowie den seiner Frau, auf einem Computerbildschirm auftauchen. Dort wurden diese in ein spezielles Verzeichnis verschoben, mit dem Titel Verdächtige Objekte . Gleichzeitig sah er auf einem anderen Bildschirm eine Satellitenaufnahme seines Stadtteils, ein Fadenkreuz, das auf eine bestimmte Position ausgerichtet wurde und langsam immer näher heranzoomte, bis sein Haus in voller Größe auf dem Bildschirm zu sehen war; man konnte sogar die Geranien in den Blumenkästen vor den Fenstern erkennen. Man würde Nachforschungen anstellen. Man würde herausfinden, dass in diesem Haus, in diesem Keller nicht etwa gerade Aufnahmen für ein Heavy-Metal-Album stattfanden.

Verdammte Paranoia , schoss es ihm durch den Kopf. Er lehnte an der Wand neben der Kellertür und begutachtete seine bisherige Arbeit skeptisch. Langsam ließ er sich an der Wand niedersinken, bis er den kalten Betonboden unter sich spürte, und seufzte auf. Er hatte den ganzen Nachmittag hier unten verbracht, und erst jetzt, in diesem kleinen Moment des Innehaltens, fiel ihm auf, dass es hier unten angenehm nach blumigem Waschmittel duftete. Wahrscheinlich hatte seine Frau heute morgen eine Ladung aus der Waschmaschine geholt. Doch nein, dann wäre von dem blumigen Hauch jetzt nichts mehr zu vernehmen. Sie musste die Wäsche gemacht haben, während er hier drin vor sich hin gewerkelt hatte. Er liebte diesen Duft. Oh Mann. Jetzt spinnst du wirklich schon. Aber ganz gewaltig. Selbstverständlich kraxelt deine Frau mit ihrem gebrochenen Bein die Kellertreppe herunter, eine Krücke in der Linken und den Wäschekorb unter die Rechte geklemmt. Als er erneut in die Luft schnupperte, roch er nur Kellermief, den Geruch von Plastik und von trocknendem Mörtel. Egal. Es gab bestimmt schlimmere Halluzinationen, die man in einer solchen Situation haben konnte. Wahrscheinlich hatte er den Geruch noch vom vergangenen Tag in der Nase. Da hatte überall auf der Treppe Wäsche herumgelegen.

Unruhig sah er sich um und wusste nicht weiter. Er hatte das kleine, vergitterte Kellerfenster mit einem halben Eimer Mörtel, von dem er noch ungefähr wusste, wie man ihn anrühren musste, zugemauert. Er hatte den Maurern bei den Renovierungsarbeiten zugesehen, als Alina und er das Haus vor zwei Jahren gekauft hatten.

Anschließend hatte er die Wände rundherum sorgfältig mit Styroporplatten abgedeckt, und er vermutete, dass in dem Raum dadurch eine angenehme Wärme herrschen würde, war jedoch absolut nicht sicher, ob diese Maßnahme zur akustischen Abdichtung beitrug. Doch was man hatte, das hatte man; außerdem wollte er noch mindestens zweimal zum Baumarkt fahren. Es war weniger verdächtig, wenn er seine Materialien nicht alle auf einmal kaufte. Als nächstes waren die Eierkartons dran. Seine Frau hatte über die vergangenen Monate eine ganze Kiste davon gesammelt. Danach eine Schicht Schaumstoff. Und danach eine abschließende Schicht Styroporplatten. Er fühlte sich wie der letzte Stümper und verfluchte den Tag, an dem er sich für den Beruf des Buchhalters entschieden hatte. Tontechniker hätte er werden sollen. Oder Ingenieur. Oder aber, er hätte Alinas Bedenken ignorieren und sich heimlich im Internet schlau machen sollen. Doch nun war er bereits zu weit fortgeschritten; er hatte dieses Projekt unfachmännisch begonnen und würde es genauso unfachmännisch zu Ende führen.

Er legte die Bohrmaschine beiseite, mit der er die Styroporplatten in der Kellerwand befestigt hatte. Während er nachdenklich auf dem Boden saß, hatte er sie die ganze Zeit in den Händen gehalten und den Kopf geschüttelt, wie ein Junge, der das Messer noch umklammert hielt, mit dem er gerade seine eigenen Eltern erstochen hatte, und der seine Tat noch gar nicht fassen konnte. Dann klopfte er sich mit den Händen den Staub von der verblichenen Jeans, die er extra für diesen Zweck aus der hintersten Ecke seines Kleiderschrankes hervorgekramt hatte, und ging nach oben.

Im Wohnzimmer, wie im gesamten Erdgeschoss, herrschte ein geheimnisvolles Halbdunkel.

Er fand Alina schlafend auf der Couch vor. Auf ihrer Brust lag ein rosafarbenes Buch, wobei das Heftchen die Bezeichnung kaum verdiente. Es schien so, als schien sie nun den Schlaf nachholen zu wollen, den sie in den etlichen Nächten ihrer nicht enden wollenden Diskussionen versäumt hatte. Sie hatte sich angewöhnt, alle Jalousien im Haus tagsüber stets halb unten zu lassen, um Blicke abzuschirmen. Alexander konnte sich zwar nicht vorstellen, wer sich auf sein Grundstück stehlen sollte, um heimlich durch die Fenster zu spähen. Viel zu sehen bekommen würde ein solcher Besucher ohnehin nicht, da Alina seit einigen Wochen ausschließlich Oberteile trug, die ihr mindestens zwei Nummern zu groß waren, sodass ihr Bauch, der selbst jetzt im späten siebten Schwangerschaftsmonat kaum verdächtig aussah, praktisch nicht zu sehen war. Außerdem fand er, dass ein solches Verhalten mehr Misstrauen erregte, als dass es Schutz brachte. Jedoch hielt er es für aussichtslos ihr das klar zu machen. Alina atmete friedlich im Schlaf. Er gab ihr einen leisen Kuss auf die Stirn. Ihr eingegipstes Bein ruhte auf dem gläsernen Wohnzimmertisch, und er betrachtete es nachdenklich. Er hatte es ihr gebrochen, und das war ihm noch immer unbegreiflich.

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