XIV
Die Revision des Simon Boccanegra – Arrigo Boito – Anna D’Angeri – Édouard de Reszke – Franco Faccio – Otello – Giulio Ricordi – Pater noster – Ave Maria – Romilda Pantaleoni – Francesco Tamagno
XV
Falstaff – Victor Maurel – Antonio Pini-Corsi – Edoardo Garbin – Adelina Stehle – Emma Zilli – Giuseppina Pasqua – Vittorio Arimondi – Premiere und Folgeaufführungen – Einige Besonderheiten des Falstaff
XVI
Intermezzo IV
Musikkritik im Italien des 19. Jahrhunderts – „Schmeissfliegen, die das Banner der himmlischen Kunst besudeln“ – Internationale Kritiker im 19. Jahrhundert – Der Verdi-Hasser Hanslick – Verdis Opern „lauter schlechtes Zeug“ – Das „schwarze, ameisenartige Gewimmel von Noten“ im Don Carlos – Aida , eine eingeschränkte Lobeshymne – „Die Wahl des Otello für eine Oper ist mir unsympathisch“ – „Die Lustigen Weiber sind Verdis Falstaff musikalisch entschieden überlegen“ – Hanslick an dem „geistlosen Charlatan“ kläglich gescheitert – Das Aufatmen nach Hanslick: Die Verdi-Renaissance
XVII
Quattro pezzi sacri – Letzte Jahre
Epilog
Eine Primadonna – Das Ende einer Epoche: Adelina Patti
Dank
Ausgewählte Bibliographie
Einige Disposizioni sceniche zu Verdi-Opern
Quellennachweis und Bibliographische Abkürzungen
Bilder
Notenbeispiele
D
as vorliegende Werk, das unter dem seinen Aufbau und Inhalt etwas reduzierenden Titel Verdi und die Interpreten seiner Zeit in Wien im Jahr 2000 erschienen ist und von der internationalen Fachkritik ausgezeichnet aufgenommen wurde, wird jetzt aus Anlaß der Wiederkehr des 200. Geburtstages des Komponisten in überarbeiteter und erheblich erweiterter Form vorgelegt.
Während sich in den seit damals vergangenen zwölf Jahren keine grundlegenden neuen Erkenntnisse hinsichtlich der Biographie des Komponisten ergeben haben, konnte doch etwas Licht in einige Randbereiche seiner Vita gebracht werden. So erscheinen hier beispielsweise erstmals bislang unveröffentlichte Informationen über den Briefwechsel zwischen Giuseppe Verdi, Giuseppina Strepponi und Teresa Stolz, von dem man sich Erhellendes über das ominöse Dreiecksverhältnis erhoffte.
Die Überarbeitung wirkte sich im wesentlichen auf zusätzliche umfangreiche Informationen über die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichten etlicher Opern sowie auf neue Interpretenbiographien und Ergänzungen bestehender Biographien aus.
Die Erweiterungen fallen nicht nur vom Umfang her ins Gewicht: So leitet etwa das Kapitel „Die Verdi-Rezeption im deutschen Sprachraum am Beispiel von Eduard Hanslick“ zur Verdi-Renaissance im 20. Jahrhunderts über. In einem eigenen Kapitel werden Giuseppe Verdi als Interpret seiner Werke und die Interpretationen seiner Werke dargestellt, wie sie aus Besprechungen der von ihm selbst geleiteten Aufführungen seiner Werke, aus seinen schriftlich und mündlich überlieferten Anweisungen und aus der zu seiner Zeit geübten Aufführungspraxis abgeleitet werden können. Schließlich wird die Entstehungsgeschichte des Librettos zu Re Lear und Verdis Auseinandersetzung mit diesem Shakespeare-Stoff in Augenschein genommen, der immer dann, wenn die Sujetwahl für ein neues Werk anstand, über einen Zeitraum von fünfzig Jahren in seinen Überlegungen präsent war und den er letztendlich doch nicht komponierte. Und nicht zuletzt ist das Bildmaterial des Bandes großteils neu und wesentlich umfangreicher.
All das und vieles andere mehr soll das Phänomen Verdi noch deutlicher darstellen und es dem Besucher und Hörer seiner Opern leichter zugänglich machen.
Wien, im November 2012
Ch. S.
Zu den Dokumenten und Übersetzungen
D
ie Briefe Giuseppe Verdis, die bei weitem noch nicht alle bekannt sind und wissenschaftlich ausgewertet oder veröffentlicht wurden, gehen in die Tausende. Allein das Archiv des Istituto Nazionale di Studi Verdiani in Parma verfügt über mehr als 28.000 Briefdokumente (auch in Form von Photokopien oder auf Mikrofilm). Schon Verdis Korrespondenz mit Vertretern von drei Generationen des Verlagshauses Ricordi beläuft sich auf über 3.500 Briefe.
Weitere bedeutende Institutionen in Italien, in welchen ein Großteil von Verdis Korrespondenz aufbewahrt wird, sind u.a. die Villa Verdi in Sant’Agata di Villanova d’Arda, das Archivio Storico di Casa Ricordi , das Museo Teatrale alla Scala in Mailand sowie die Bibliothek des Conservatorio „G. B. Martini“ in Bologna.
Der bereits bekannte Schriftwechsel wird seit kurzem um ein seit Jahrzehnten von einem Mysterium umgebenen Konvolut von 234 Briefen bereichert, die zwischen Giuseppe Verdi, Giuseppina Strepponi und Teresa Stolz gewechselt wurden. Man erwartete, daraus Einblick in Verdis Privatleben zu gewinnen. Einer italienischen Musikwissenschafterin und Autographenexpertin wurde vom neuen Besitzer dieses Briefkonvoluts Einsicht in die Dokumente gewährt. Ihre daraus vorläufig gewonnenen Erkenntnisse hat sie dem Verfasser freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Sie werden im Kapitel „Der Briefwechsel zwischen Giuseppe Verdi, Giuseppina Strepponi und Teresa Stolz“ ausführlich behandelt.
Die bekannten Briefe wurden und werden, nach Themen, Werken, Schaffensperioden usw. geordnet und mit Kommentaren versehen, als Auswahlen immer wieder veröffentlicht. Während vorwiegend in Italien, aber auch im englischen Sprachraum gewichtige Bände erscheinen, die Dokumente von und über Verdi präsentieren und aufarbeiten, ist ein beträchtlicher Teil seiner Korrespondenz, trotz mancher verdienstvoller Bemühungen, im deutschen Sprachraum wenig bekannt: Umfassende Dokumentensammlungen wie Copialettere, Carteggio Verdi-Ricordi I-III , Carteggio Verdi-Somma , Carteggio Verdi-Luccardi , Carteggio Verdi-Cammarano , Verdi intimo, Carteggi verdiani, Giuseppe Verdi nelle lettere di Emanuele Muzio ad Antonio Barezzi oder Oberdorfers Autobiografia dalle lettere liegen nur im Originalwortlaut vor und sind hier allenfalls aus Bibliographien bekannt oder von einigen wenigen Spezialisten verwertbar. In meiner rezenten Simon Boccanegra -Monographie[1] sind zahlreiche Briefe und Dokumente enthalten, die bislang nicht in deutscher Sprache erschienen sind.
Es war mein Bestreben, für das vorliegende Buch Dokumente auszuwählen und vorzulegen, die nicht jedem Leser, der sich für Verdi interessiert, bereits bekannt sind. Aus der Überfülle des verfügbaren Materials mußte eine Auswahl getroffen werden, die einerseits den zur Verfügung stehenden Platz nicht sprengte und andererseits eine angemessene Behandlung der jeweiligen Themen gewährleistete.
Wie in seinen Werken zeigt Verdi auch in seiner Korrespondenz eine Geradlinigkeit der Aussage, die in ihrer Schnörkellosigkeit kaum zu überbieten ist. Man kann also getrost die Dokumente für sich selbst sprechen lassen, ohne erläuternd oder interpretierend eingreifen zu müssen.
B
ei der Übersetzung der im Text zitierten Dokumente habe ich größtes Augenmerk auf Genauigkeit und Vollständigkeit gelegt. Weggelassene, da für das Thema nicht relevante Textpassagen sind mit [...] gekennzeichnet. Ergänzungen, die dem Sinn nach vorzunehmen waren (z.B. aufgrund von Auslassungen im Original, sprachlicher Gegebenheiten oder Flüchtigkeit), sind in [] kenntlichgemacht. Passagen in () stammen von den Autoren der Dokumente. In den Autographen unterstrichene Passagen werden kursiv wiedergegeben.
Stil und Sprachebene der Dokumente wurden beibehalten, unbeholfene Formulierungen nicht geglättet, Interpunktionseigenheiten, Wort- und Gedankenwiederholungen, Fehler bei der (z.T. phonetischen) Schreibweise von Eigennamen („Shaspeare“, „Shachespeare“, „Shespeare“, „Vagner“, „De Restke“, „Rotschild“, „Loeve“, „Tamberlich“, „Quichly“ usw.), Werktiteln ( Macbet, Nabuco , Dame aux Camelia ) u.dgl. beibehalten.[2] In italienischen Briefen enthaltene fremdsprachige Zitate wurden samt Fehlern („bietifol“, „Ledys“) übernommen und ggf. in [] oder in Fußnoten übersetzt bzw. erklärt. Auch offensichtliche Irrtümer der Autoren der Dokumente (wenn Muzio beispielsweise die Cordelia im Macbeth ansiedelt) wurden im Text belassen und in Fußnoten kenntlichgemacht. Auf die Kennzeichnungen mit [!], [sic!] oder [sic] wurde dabei bewußt verzichtet. Die Orthographie und Zeichensetzung deutschsprachiger Texte der Zeit wurde unverändert übernommen.
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