Sabine Wallner
Milas Wunschliste ans Universum
Roman
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sabine Wallner Milas Wunschliste ans Universum Roman Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung Für meine Kinder. Die mir gezeigt haben, was Glück bedeutet, wo der Mut wohnt und wie meine Seele klingt, wenn sie frei ist! „Glück ist die Fähigkeit es zu erkennen!“ Carolyn Wells „Sei glücklich!“ Heike ( 2018)
Introspektive
Endlos
Baumstark
Flickwerk
Tanzreigen
Lehrstück
Graujahre
Neurotisch
Blau
Schwesterherz
Wandelbar
Sidonie
Jacob
Manöver
Etikettenfrage
Schreibwerk
Familienbande
Schmutzwäsche
Gegensatzthese
Letzte Worte
Anamnese
Scheiterhaufen
Treibsand
Rückenwind
Rohrkrepierer
Leuchttürme
Bettgeflüster
Nebengleis
Romy
Rückfall
Rosenkranz
Superwomen
Jagdfieber
Fußlahm
Kurzwegbegleiter
Blutkulturen
Glücksfall
Abrechnung
Warteschleife
Gutenberg
Fabelwesen
Jahrtag
Stammbaum
Prolog
Impressum neobooks
Für meine Kinder.
Die mir gezeigt haben, was Glück bedeutet,
wo der Mut wohnt und
wie meine Seele klingt, wenn sie frei ist!
„Glück ist die Fähigkeit es zu erkennen!“
Carolyn Wells
„Sei glücklich!“
Heike ( 2018)
Manchmal denke ich darüber nach, wie es wäre, wenn unser Leben auf verschiedenen Ebenen angelegt wäre, so wie eine Schichttorte. Wenn wir also zwar ein Leben hätten, aber die Chance, dieses auf verschiedenste Weise zu erleben. Vergleichbar auch mit einer großen Landkarte, auf der unzählige Wege eingetragen sind und Pfeilen, die in alle möglichen Himmelsrichtungen zeigen. Es gibt auf dieser Karte vielleicht auch einen Start-Punkt, wie auf einem Brettspiel, aber nicht unbedingt ein gemeinsames Ziel. Sondern viele verschiedene Etappen und unfassbar viele Wahlmöglichkeiten für den, der das Spiel beginnt oder – anders formuliert – sich auf den Weg macht. Wie ich mir das konkret vorstelle? Man kommt auf die Welt und entscheidet sich dafür, zu leben oder nicht. Wenn man sich für „nicht“ entscheidet, stirbt man bei der Geburt. Oder kurz darauf am plötzlichen Kindstod. Wenn man die Abzweigung „weiterleben“ genommen hat, geht es weiter. Dann kann man zum Beispiel die Option „ruhiges, zufriedenes Kind“ wählen. Oder man ist eins, dass sich die Seele aus dem Leib brüllt. Man kann sich entscheiden, "Früh-Läufer" zu sein oder sich lange tragen zu lassen, den angebotenen Karotten-Brei auszuprobieren oder ihn auszuspucken, das neue Geschwisterchen, dass Mama und Papa einem vor die Nase setzen, zu lieben oder zu hassen. Und so geht es immer weiter! Jeder Moment in meinem Leben hätte auch anders gelebt werden können von mir. Wenn ich mir bewusst mache, wie viele Entscheidungen ich schon getroffen habe bis zum heutigen Tag, wird mir schwindelig. In etwa so, wie wenn man in den Himmel schaut in einer sternklaren Nacht und sich überlegt, wie viele Sterne man sieht und was denn da wohl hinter diesem einen blinkenden Stern noch alles ist. Man schaut und schaut so lange, bis man sich in der tiefschwarzen Unendlichkeit verliert und der Verstand kapituliert. Meiner tut das jedenfalls. Dann schüttle ich mich und fokussiere mich wieder auf mein – vielleicht – einziges Leben hier auf Planet Erde. Und denke darüber nach, wie unfassbar viele Varianten so ein Menschenleben bereithält von dem Tag an, an dem wir den ersten Atemzug tun.
Natürlich kann man jetzt sagen: „Aber so vieles ist vorgegeben: Dein Geschlecht, das dich in manchen Kulturen automatisch schlechter stellt. Oder dein Aussehen, weil du nun mal eine Mischung aus den Genen deiner Eltern bist. Ob du willst oder nicht. Und Aussehen auch darüber entscheiden kann, wie es so läuft, für dich.“. An dieser Stelle würde ich behaupten, dass es so viele Menschen gibt, die beweisen oder bewiesen haben, dass man ganz genauso leben kann, wie man sich das wünscht. Unabhängig davon, wie die Ausgangssituation ist oder war. Das ist natürlich nur Theorie, das praktische, reale Leben ist manchmal irgendwie viel komplizierter, als ein Kalenderspruch. Ich habe also festgestellt, dass ich theoretisch ganz gut weiß, wie es gehen kann, so ein Leben. Dass ich aber real, auf meiner eigenen Landkarte, immer wieder vor einer Abzweigung stehe und keine Ahnung habe, wie es weiter geht.
Manchmal verbrachte ich an solchen Punkten eine gefühlte Ewigkeit und habe mir dort trippelnd - wie vor einer überfüllten Dixi-Damen-Toilette auf einem großen Musikfestival - die Beine in den Bauch gestanden. Manchmal hat mich das Schicksal von hinten geschupst und in eine Richtung geschoben, die ich so für mich gar nicht vorgesehen hatte. Wenn ich heute über meine Schulter blicke zurück in die Vergangenheit, dann sehe ich da keine gerade Linie oder einen stringenten Weg, den man nachvollziehen kann. Meine Lebenslinie ist eher vergleichbar mit dem zick-zack Lauf eines Hasen auf der Flucht. Oder mit den Aufzeichnungen eines Wehen Schreibers: Starke Ausschläge nach links wechseln sich ab mit wellenförmigem Gleichklang, ab und zu sticht ein Jahr heraus, weil es besonders intensiv gewesen zu sein scheint. Für jemanden, dessen Lebenslinie schön gerade verlaufen ist, sieht meines sicher richtig anstrengend aus. Das stimmt natürlich irgendwie auch. Was die zahlreichen Fältchen und die frühzeitige Tendenz zu grauen Strähnen in meinem dunkelbraunen Schopf erklären würde. Aber obwohl anstrengend, fühlt sich mein bisheriges Leben gut und richtig an.
Für mich sieht mein Weg aus wie der Lebenslauf eines Menschen, der viele Wege ganz bewusst gegangen ist um beim Gehen herauszufinden, ob sich die Schritte darauf gut anfühlen oder nicht. Es sieht nach Lebenaus, dieses Leben. Es hat keine Vorzeichen. Es ist genau richtig, wie es ist. Weil es meines ist. Und ich bin gespannt, wie es weiter geht!
Als ich etwa fünf Jahre alt war, fiel mir zum ersten Mal auf, dass es mir schwer fällt, etwas ganz zu Ende zu bringen. Damals hatte ich dafür noch keine Erklärung. Aber es war etwas, das mich ganz klar unterschied von meinen Altersgenossen und das mir selbst auffiel. Als Kind malte ich zum Beispiel an drei Bildern gleichzeitig, ohne eines zu vollenden. Später, als Schülerin, lagen auf meinem Nachttisch immer zwei aus der Stadtbücherei entliehene Bücher in denen ich abwechselnd blätterte, ohne je bis zur letzten Seite zu kommen. Einfach weil ich es nie schaffte, wenigstens eines von beiden bis zum Rückgabetag ausgelesen zu haben. Je älter ich wurde, desto eindringlicher wurden die Stimmen der Erwachsenen um mich herum, dass ich langsam in ein Alter käme, wo man erwarten dürfte, dass ich „bei der Sache“ bliebe. Es gab, jenseits meiner eigenen Verwandtschaft, ganze Kolonnen von Erziehern, Trainern und Freunden, die zusätzlich an mir herumgemäkelt haben, weil sie der Meinung waren, ich müsste mich ja nur noch ein „ganz klein wenig anstrengen“, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Je lauter die Stimmen wurden, umso schwerer fiel es mir, über die Ziellinie zu gehen. Mich motivierten die Anregungen nicht, im Gegenteil. Fast vier Jahrzehnte lang blieb ich davon sogar relativ unbeeindruckt.
Mein Hang zum Unvollendeten hat sich im Erwachsenenalter sogar zu einem ausgeprägten Spleen gemausert.
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