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Der Stab wird zur Schlange, die Hand wird weiß, Wasser wird zu Blut. Offenbar sollen Zaubertricks eine Allmacht beweisen. Genau betrachtet sind diese Vorführungen eher Beweise einer Ohnmacht. Ein wirklich Allmächtiger hätte solche Vorführungen nicht nötig. Auf die damalige Welt mögen die Texte gewirkt haben, denn zu dieser Zeit wurde alles Unerklärliche als göttlich empfunden, und man glaubte an Zauberei. Eine solche märchenähnliche Geschichte konnte sicher einfache Gemüter überzeugen. Heute wirkt es eher lächerlich und eines allmächtigen Gottes nicht würdig.
Warum wendet Gott seine Allmacht nie wirklich an? Warum verwendet er stattdessen hier eine Völkerwanderung, die letztlich auf Kosten derer geht, die bereits dort wohnen, wo die Israeliten hinziehen sollen? Die Allmachtsfrage wiederholt sich mehrfach. Bei strengem Hinsehen findet man in den Mosesbüchern keinen einzigen wirklichen Beweis für die Allmacht. Die Sintflut ist ein Beispiel für Ohnmacht. Ein allmächtiger Schöpfer hätte das Problem mit einem einzigen Wort erledigen können, aber er brauchte die Flut. In Sodom und Gomorrha wird die Vernichtung der Städte äußerst umständlich durchgeführt. Auch hier hätte ein Wort genügt. Das Gleiche gilt für die Rettung der Israeliten aus der ägyptischen Unterdrückung. Ohne Zaubertricks mit einem Hirtenstab und ohne Plagen muss für einen Allmächtigen logischerweise eine sofortige Problemlösung möglich sein.
Diese Episoden - und viele mehr - beweisen, dass dieser Gott nicht allmächtig ist. Er gebraucht umständliche Methoden, um seinen Willen durchzusetzen. Ein schwächliches Gottesbild. Wie konnte es der Kirche gelingen, trotz solcher zahllosen Ohnmachtsbeweise eine göttliche Allmachtsfigur zu konstruieren und bis heute aufrecht zu erhalten?
Aus der wissenschaftlichen Sicht sind die hier genannten Vorführungen reine Legenden. Der hier angestrebte Effekt ist zunächst Bewunderung für die angebliche übermenschliche Zauberkraft und dann Angst vor dieser Macht. Die Angst eignet sich hervorragend als sicheres Führungsinstrument, sie ist aber von ehrlichem Respekt weit entfernt.
Moses 2, Exodus - Die zehn Plagen
Dass Moses und Aaron beim ersten Besuch beim Pharao mit einer glatten Lüge aufwarten, ist bereits festgestellt. Dieser listige Vorwand wurde allerdings von Gott so befohlen, siehe Kapitel 3 Vers 18. Weisungsgemäß bringen Moses und Aaron die Bitte vor den Pharao, die Israeliten für ein Fest vom Dienst zu befreien. Das Fest soll drei Tagesreisen entfernt in der Wüste stattfinden. Mit der Antwort, das Volk solle dienen und nicht feiern, lehnt der Pharao ab.
2. Mose 5:1 Danach gingen Mose und Aaron hinein und sprachen zu Pharao: So sagt der HErr, der GOtt Israels: Laß mein Volk ziehen, daß mir's ein Fest halte in der Wüste. 2. Mose 5:2 Pharao antwortete: Wer ist der HErr, des Stimme ich hören müsse und Israel ziehen lassen? Ich weiß nicht von dem HErrn, will auch Israel nicht lassen ziehen. 2. Mose 5:3 Sie sprachen: Der Ebräer GOtt hat uns gerufen; so laß uns nun hinziehen drei Tagereisen in die Wüste und dem HErrn, unserm GOtt, opfern, daß uns nicht widerfahre Pestilenz oder Schwert. 2. Mose 5:4 Da sprach der König in Ägypten zu ihnen: Du, Mose und Aaron, warum wollt ihr das Volk von seiner Arbeit frei machen? Gehet hin an eure Dienste! 2. Mose 5:5 Weiter sprach Pharao: Siehe, des Volks ist schon zu viel im Lande, und ihr wollt sie noch feiern heißen von ihrem Dienst.
Zusätzlich erschwert der Pharao die Arbeit der Israeliten. Die Vögte und Amtsleute werden angewiesen, den Israeliten kein Stroh mehr zur Herstellung der Ziegel zu liefern, und dennoch die Produktion auf der momentanen Leistungsstufe zu halten. Das soll die Leute an die Arbeit binden, statt sich von falschen Reden beeinflussen zu lassen.
2. Mose 5:6 Darum befahl Pharao desselben Tages den Vögten des Volks und ihren Amtleuten und sprach: 2. Mose 5:7 Ihr sollt dem Volk nicht mehr Stroh sammeln und geben, daß sie Ziegel brennen, wie bis anher; lasset sie selbst hingehen und Stroh zusammenlesen; 2. Mose 5:8 und die Zahl der Ziegel, die sie bisher gemacht haben, sollt ihr ihnen gleichwohl auflegen und nichts mindern; denn sie gehen müßig, darum schreien sie und sprechen: Wir wollen hinziehen und unserm GOtt opfern. 2. Mose 5:9 Man drücke die Leute mit Arbeit, daß sie zu schaffen haben und sich nicht kehren an falsche Rede!
Die vom Pharao angeordneten neuen Regeln werden dem Volk verkündet. Als Folge davon müssen die Israeliten jetzt im ganzen Land Stroh für die Ziegelherstellung suchen.
2. Mose 5:10 Da gingen die Vögte des Volks und ihre Amtleute aus und sprachen zum Volk: So spricht Pharao: Man wird euch kein Stroh geben. 2. Mose 5:11 Gehet ihr selbst hin und sammelt euch Stroh, wo ihr's findet; aber von eurer Arbeit soll nichts gemindert werden. 2. Mose 5:12 Da zerstreute sich das Volk ins ganze Land Ägypten, daß es Stoppeln sammelte, damit sie Stroh hätten. 2. Mose 5:13 Und die Vögte trieben sie und sprachen: Erfüllet euer Tagwerk, gleich als da ihr Stroh hattet!
Das Beklagen der Verschärfungen
Einige Israeliten fungieren als Amtsleute. Sie werden von den Ägyptern geschlagen, weil sie das alte Leistungsniveau nicht erreichen.
2. Mose 5:14 Und die Amtleute der Kinder Israel, welche die Vögte Pharaos über sie gesetzet hatten, wurden geschlagen, und ward zu ihnen gesagt: Warum habt ihr weder heute noch gestern euer gesetzt Tagwerk getan, wie vorhin?
Diese israelitischen Amtsleute beschweren sich direkt beim Pharao darüber, dass sie misshandelt werden. Sie bringen vor, sie müssen das Stroh selbst sammeln und dennoch die Vorgabe an Ziegeln erfüllen. Als Antwort erhalten sie den Vorwurf, sie seien müßig. Statt in der Wüste zu opfern, sollen sie arbeiten.
2. Mose 5:15 Da gingen hinein die Amtleute der Kinder Israel und schrieen zu Pharao: Warum willst du mit deinen Knechten also fahren? 2. Mose 5:16 Man gibt deinen Knechten kein Stroh, und sollen die Ziegel machen, die uns bestimmt sind; und siehe, deine Knechte werden geschlagen, und dein Volk muß Sünder sein. 2. Mose 5:17 Pharao sprach: Ihr seid müßig, müßig seid ihr; darum sprechet ihr: Wir wollen hinziehen und dem HErrn opfern. 2. Mose 5:18 So gehet nun hin und frönet! Stroh soll man euch nicht geben, aber die Anzahl der Ziegel sollt ihr reichen. 2. Mose 5:19 Da sahen die Amtleute der Kinder Israel, daß es ärger ward, weil man sagte: Ihr sollt nichts mindern von dem Tagwerk an den Ziegeln.
Auf dem Weg zurück vom Pharao begegnen die israelitischen Amtsleute Moses und Aaron und stellen sich ihnen entgegen. Sie werfen den beiden vor, sie hätten den Ruf der Israeliten beim Pharao verschlechtert und den Ägyptern jetzt sogar die Macht gegeben, sie zu töten.
2. Mose 5:20 Und da sie von Pharao gingen, begegneten sie Mose und Aaron und traten gegen sie 2. Mose 5:21 und sprachen zu ihnen: Der HErr sehe auf euch und richte es, daß ihr unsern Geruch habt stinken gemacht vor Pharao und seinen Knechten und habt ihnen das Schwert in ihre Hände gegeben, uns zu töten.
Moses berichtet Gott die neuen Missstände
Moses wirft Gott Untätigkeit vor. Sein Volk sei nur noch härter geknechtet, seit er beim Pharao war.
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