Weltreise in 70 Jahren
„Das Leben ist eine Reise wert“
Der Autor nimmt seine Leser mit auf eine Weltreise in Form einer Lebensbeschreibung. Der erste Band schildert Erlebnisse und Fiktionen von 1948 bis 1988. Die Reise beginnt in dem badischen Ort Wössingen und geht über Karlsruhe, Baden Baden, Heidelberg, Buchen, Obernkirchen in die Ferne. Dort in Rio oder Bali, in Hongkong oder New York, Mallorca oder Korsika entführt der Autor den Leser aus der bürgerlichen Enge der Nachkriegszeit.
Über den Autor
Friedbert Wittum ist Jurist, 1948 geboren, verheiratet, drei Kinder und wohnt in Obernkirchen.
Neben juristischer Literatur hat er folgende belletristische und poetische Bücher geschrieben:
1970 Der Herr mit den sieben Schlüsseln
1980 Spiritus Fausti
1981 Gedichte
1983 Autorenwerkstatt 3, Gedichte
1984 Haitabu
1989 Autorenwerkstatt 17, Gedichte
1992 Ein Blumenstrauß, Gedichte
1993 Der Maler Friedbert Wittum
1994 Das Geschlecht der Alther von St. Gallen
1995 Reisezeit, Gedichte
1996 Entropie
2004 Der Schatz der Erde
2009 Zeus und seine Geliebten
2017 Weltreise in 40 Tagen
Inhalt
1. Abschnitt 1948 bis 1958
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
2. Abschnitt 1958 bis 1968
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
3. Abschnitt 1968 bis 1978
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
4. Abschnitt 1978 bis 1988
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
1. Abschnitt 1948 bis 1958
Nach der griechischen Mythologie ist am Anfang das Chaos. Das Chaos ist die gähnende Leere in der die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft enthalten sind. Dann haben sich Finsternis (Erebos) und Nacht (Nyx) vereinigt und haben die Luft (Aither) und Tag (Hemera) geboren.
Nach der Bibel ist am Anfang das Wort. „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.
Ich bin am 5. Oktober 1948 in Karlsruhe im Kreißsaal des Vincentius Krankenhauses geboren. Mein erstes Wort war: „Dietz“. Dies wurde von dem anwesenden Professor Dr. Linzenmeier als: „Licht“ gedeutet.
Da drei Jahre zuvor der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen war, sahen meine Eltern dies als Zeichen Gottes. Das Licht bringt Frieden. Deshalb wurde ich Friedbert genannt. Aus Dankbarkeit habe ich dann in späteren Jahren Theologie studiert. Dabei dachte ich darüber nach, wann das Leben eigentlich beginnt. Die moderne Wissenschaft ist sich darin einig. Das Leben beginnt mit der Befruchtung, der Verschmelzung von Ei und Samenzelle. Dieses Produkt heißt Zygote. Ob dies ein Junge oder Mädchen wird entscheidet der Mann. Enthält sein Samen ein Y-Chromosom wird es ein Junge, enthält sein Samen ein X Chromosom wird es ein Mädchen, enthält sein Samen ein XY Chromosom wird es ein Zwitter. Mein Vater Hermann hat sich gütig entschlossen ein Y Samen für mich zu spenden, so dass ich ein Junge wurde.
Für mein Leben kommt es also auf den Tag, an dem ich zu einem Zygoten wurde, an. Üblicherweise wird auch bei mir der Geburtstag gefeiert und Geschenke überreicht. Meine Erklärung, dass dies angemessener am Zygotentag wäre, findet keine Beachtung. Niemand will davon etwas wissen.
Ich habe nun mehrere Semester des Theologiestudiums damit verbracht, meinen Zygotentag und den Zygotenort zu bestimmen. Das ist deshalb wichtig, da der Zygotentag die Zukunft des Menschen bestimmt. Es kommt darauf an, wo an welchen Ort und aus welchen Eltern der Zygote entsteht. Diese Bestimmung ist äußerst schwierig. Um einen Zygoten herzustellen, müssen die Frau ein befruchtungsfähiges Ei und der Mann befruchtungsfähige Samenzellen zur Verfügung stellen. Hierbei gibt es Konstellationen, die die Berechnung des Zeitpunktes der Entstehung einer Zygote schwer machen. Fakt ist, dass das Ei 24 Stunden befruchtungsfähig ist, während der Samen des Mannes im Körper der Frau 5 Tage befruchtungsfähig bleibt. Wenn also vor der Befruchtungsfähigkeit des Eis mehrtägiger Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, kann der Zygotentag nur mit detektivischer Kleinarbeit bestimmt werden.
Dies ist mir nach drei Semestern Theologiestudium in Heidelberg gelungen.
Aus Dankbarkeit darüber, dass ihr Sohn Friedbert Theologie studiert, übergab mir meine Mutter zu Beginn des ersten Semesters die Familienbibel, die sie zur Heirat im Jahr 1943 bekommen hatte.
Im dritten Semester in Heidelberg wurde eine Vorlesung über die Epheser gehalten. Als ich im Vorlesungssaal die Familienbibel unter dem Kapitel Epheser aufschlug, fand ich dort einen Brief. Darin schrieb meine Mutter Hilde an meinen Vater Hermann folgendes: „Lieber Hermann, ich sitze gerade mit Hermännle im Wohnzimmer, die Oma ist in den Keller gegangen, um Most für das Abendessen zu holen. Deshalb habe ich etwas Zeit. Ich freue mich, dass Du einen Zug herausgesucht hast, damit ich zu Dir nach Baden-Baden kommen kann. Hermännle kann übers Wochenende bei der Oma bleiben. Kann ich auch wirklich am Sonntag bei Dir übernachten, hat Deine Wirtin nichts dagegen? Ich komme um 17:00 Uhr, muss aber am Montagabend wieder zu Hause sein. Die Oma hat einen großen Geburtstagskuchen gebacken und ich bringe was Feines zum Essen mit. Was wünschst Du Dir?! Hermännle ist schon groß geworden, ich bringe Dir ein neues Bild von ihm mit. Liebe Grüße von Oma, Hermännle und Deiner lieben Hilde.“
Der Brief wurde am 1. Januar 1948 in Wössingen geschrieben. Mein Vater ist am 5. Januar 1913 in Straßburg geboren.
Damit wurde mir klar, dass Baden-Baden der Ort war, wo ich zwischen dem 4. und 9.1.1948 Zygote wurde. Es vergingen viele Jahre. Im August 1982 besuchte ich mit meiner Mutter Hilde und meinem Sohn Maximilian Omi Maria in Baden-Baden. Omi wollte unbedingt auf den Merkur. Diesen kann man mit einer Bergbahn in etwa zwei Minuten erreichen und ist dann oben auf dem Gipfel. Hier hat man eine schöne Sicht in das Rheintal. Meine Mutter erzählte, dass sie schon einmal mit dieser Bahn auf den Merkur gefahren ist und zwar mit meinem Vater Hermann. Damals aber sei es eisig kalt und verschneit gewesen, so dass sie schnell in der Gaststätte Zuflucht gesucht hätten.
Auch mir kamen die Bergfahrt zum Merkur und das Gasthaus bekannt vor, obwohl ich noch nie da gewesen war. Ich sah vor meinem Auge, wie ich mich in einer Art Höhle befand. Ich hörte Stimmengewirr und das Knattern einer Bahn. Ich sah meine Mutter, meinen Vater die Bahn und das Walmdach des Gasthauses.
Lange habe ich darüber nachgegrübelt. Jetzt weiß ich, dass ich auf der Bergbahnfahrt zum Merkur zu einem Zygoten geworden bin. Dies geschah am Montag, dem 5. Januar 1948.
Mein Leben begann demnach auf dem Merkur in Baden-Baden. Es ist durch den römischen Gott Merkur bestimmt, dessen Attribute der Hermesstab und der Geldbeutel sind.
Meine Erfahrung zeigt, dass die Eltern darauf achten sollten, dass der Zygotenort ein heiliger Ort sein sollte. Der Zygotenort bestimmt die Zukunft, er ist der Anfang und das Ende. Dazwischen liegt die Zeit des Lebens. Der erste Schritt ins Leben ist der Bedeutendste. Zeit und Ort sollten daher sorgfältig gewählt sein.
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