Ulrike Schott - Retten Sie den Guglhupf!

Was ist überhaupt mit dem Wasser? Qualität, Kalkgehalt, Temperatur, was? Sie wissen, dass der Kaffee mit höchstens 92 bis 96 Grad gebrüht werden muss? Ja, aber weiß das auch Ihre alte Filtermaschine?

Da können Sie sich noch so sehr mit Ihren Röstungen beschäftigen – ist das Wasser schlecht oder zu oberflächlich temperiert, bringt das alles nichts. Eine weitere Stufe in Richtung emotional-kulinarischer Härtegrad. Dann muss außerdem das schnöde Leitungswasser mindestens per Aufbereiter auf weich und sanft gefiltert werden.

Optimal wär natürlich ein energetisches, vitalisierendes, ja, wenn nicht sogar ein mineralisiert-euphorisierendes Aufpudeln des Wassers mittels einer Handvoll Edelsteine in der Glaskaraffe. Solange Sie das nicht deprimiert, wenn trotz ionisierendem Metallumrührer die Bläschen auf links drehen. Man kann nicht alles haben.

Empfohlen wird in Besserwisserkreisen das aus Österreich importierte, bei Vollmond abgefüllte und mit alpinem Schamaninnenschmus abgefederte Urquell. Da stehen sogar fernöstliche Kulturen drauf, die eine derart schlaue Kommunikationsstrategie mit Bestellung ganzer Schiffsladungen honorieren und fleißig bei den Österreichern einkaufen. Steigende USA-Exporte überraschen nicht, die Amerikaner kaufen eh alles. Der gemeine Bayer ist da jedoch skeptisch. Heilig ok, aber wenn, dann wenigstens katholisch. Und da gibt es noch wenig Greifbares in diese Richtung. Soviel ich weiß, gibt es Experimente mit Weihwasser. Falls das wirklich klappt, wie die per Kirchensteuer honorierten Berufsgläubigen hoffen, könnten Sie bald Ihren Frühstückskaffee mit göttlichem Segen aufbrühen und den Tag mit einer kleinen Marienerscheinung starten. Das kommt besser, als das Spirulina-Mushroom-Matcha-Superfood im Filter. Ganz sicher, glaub ich.

Man hat von den absurdesten Dingen gehört. Es soll vereinzelt Menschen geben, die schon zum Frühstück die Kanne einfach unter den Wasserhahn halten und damit ihre Filtermaschine befüllen. Unfassbar.

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