1 ...8 9 10 12 13 14 ...31 Balthasar stand unter Schock und wie angewurzelt da. Die Männer präparierten eine Liege, um ihren Offizier dort zu platzieren.
Friedrich schrie weiter. Das Schwert wurde von Trion herausgezogen, was noch mehr Geschrei verursachte.
Die halbe Nacht lang hörte man Schmerzlaute aus dem Zelt der Männer, bis es schlagartig still wurde, sodass die Geräusche der Nacht einhalten konnten.
Balthasar, der sich inzwischen wieder bekommen hatte, nachdem er aus dem Zelt geleitet worden war, lief zurück. Fharov kam ihm entgegen.
„Wie sieht es aus?“ wollte Balthasar eilig erfahren.
Fharov antwortete ihm nicht und wendete sich ab. Balthasar betrat das Zelt. Die Männer wichen zur Seite und da lag er: Friedrich. Er war regungslos.
Balthasar dachte, er hatte seinen Offizier getötet! Schnell ging er an die Liege, schüttelte an Friedrich.
„Es tut mir leid“, flüsterte er.
„Lass‘ ihn in Ruhe, er muss sich erholen, hatte ‚ anstrengende Stunden.“ informierte Ilander.
Balthasar realisierte, dass er Friedrich nicht umgebracht hatte. Er lebte! Sonst hätte man ihn aufgehängt oder gar geköpft!
Ilander erklärte, dass Friedrich nur noch auf einem Auge sehen konnte. Es wurde mit einem Verband versehen- danach müsse es mit einer Klappe gesichert werden. Friedrich sei aber nicht mehr des Todes, versicherte Ilander.
Amberius, Rubina und Avarit erreichten ohne weitere Zwischenfälle den Gaardes. Dieser Fluss war der längste auf Matera. Er reichte von Edengaard, wo der Herzog lebte, bis nach Fortes, was in Kretiva lag.
Wer westwärts mit einem Boot, oder gar Schiff reiste, gelangte zum Saphirsee, welches das Ziel von Amberius und Rubina war. Rubina befahl dem Kobold, ein kleines Schiff zu erschaffen.
So geschah es, dass sie ein Schiff besaßen. Sie setzten die Segel und machten sich in Richtung Westen. Rubina dachte über das dunkle Wesen nach, welches sie befreit hatte. Es hatte gesagt, dass sie zum Saphirsee reisen sollten. Aus irgendeinem Grund vertraute sie diesem Wesen, obwohl es leblos wirkte.
Schließlich hatte es ihr und ihrem Liebsten das Leben gerettet und hatte nur eine einzige Forderung an sie gestellt.
Amberius machte sich auf, zu fischen, damit sie etwas Nahrung hatten. Es gelang ihm, einige Fische zu fangen, sodass sie sich ein Essen zubereiten konnten.
Des Nachts war es sehr kalt. Es erleuchtete der Vollmond, der ihren Weg erstrahlen ließ. Rubina konnte ruhen, während Amberius das Ruder führte.
Der Tag erwachte und die Sonne küsste die Haut des Amberius‘. Als er aus dem Schlaf kam, konnte er mitbekommen, wie ihr Schiff gegen einen Felsen schellte.
Daraufhin fuhr es nicht mehr weiter. Rubina kam sofort und erkannte, dass sie stecken geblieben waren. Avarit konnte nicht aufgefunden werden. Rubina rief nach ihm und er erschien prompt.
„Was wünsch ihr?“ fragte er mit hämischem Unterton.
„Das siehst du doch, oder nicht?“ patzte Rubina ihn an.
„Nun ja“, fing der Kobold an, „ich sehe es durchaus, aber ich denke, ihr wollt‘ doch nicht den letzten Gefallen mit einer Reparatur verschwenden, oder? Denn, wenn ich diesen letzten Gefallen erfüllt habe, verschwinde ich.“
Rubina fiel es wieder ein. Sie hatten lediglich den einen Gefallen übrig. Der Kobold hatte Recht, wenngleich sie dies nicht zugab.
Rubina kam nicht dazu, einen konstruktiven Plan oder einen Ausweg zu entwickeln, denn zum einen lief ihr Schiff gerade auf Grund, weil es leck geschlagen hatte und zum anderen entdeckte sie, dass ein anderes viel größeres Schiff sich näherte. Sie erblickte, dass es sich um ein Piratenschiff handelte.
„Los, Amberius, wir haben keine Zeit, dort, Piraten!“ warnte sie laut.
In diesem Moment schossen Pfeile neben ihnen in den Boden des Schiffes ein, welches sich zeitgleich mit Wasser füllte.
Sie sprangen beide vom Schiff in den Gaardes. Es stellte sich als Fehler heraus, denn Amberius konnte nicht schwimmen. Rubina versuchte, ihn über Wasser zu halten, was ihr zunächst gelang.
Das Piratenschiff konnte sie nun nicht mehr sehen, denn das eigene verdeckte die Sicht. Der Geräuschpegel erhöhte sich so sehr- sie könnte hören, dass das andere Schiff nun an ihres angelangt war. Amberius geriet kurze Zeit unter Wasser, aber sie holte wieder heraus.
„Hey, ihr da, wollt‘ ihr ertrinken?“ grölte eine Stimme.
Das Schiff war mittlerweile um das ihrige, oder dem Rest, der aus dem Wasser ragte herumgefahren und nun konnte die Mannschaft der Piraten den Überlebenskampf der beiden im Wasser beobachten. Eine Strickleiter wurde hinabgelassen. Rubina zögerte jedoch.
„Seid nicht töricht, ihr werdet sterben.“ verhöhnte sie eine raue Stimme.
Rubina packte widerwillig die Leiter und half Amberius, damit dieser emporsteigen konnte. Sie folgte ihm. An Deck gelangt, wurden sie gezwungen, sich ihre Hände hinter ihrem Rücken fesseln zu lassen.
„Willkommen an Bord der Calvaria.“ begrüßte sie ein Pirat voller Hohn.
Die Piraten brachten beide unter Deck in einen Käfig. Dort unten war es sehr dunkel, nur vereinzelt schien das Licht der Sonne durch, weil die Tür und die Holzdielen nicht ganz dicht waren.
Amberius war erschöpft und sackte zusammen. Rubina aber war voller Energie und dachte darüber nach, wie sie fliehen konnten. Da kam ihr der Kobold wieder in den Sinn. Sie rief ihn umgehend und er tauchte auf wie aus dem Nichts auf.
„Ihr wünscht?“
In seiner Stimme konnte man den Klang von Häme deutlich spüren, doch das war Rubina gleichgültig, sie wollte jetzt ihren letzten Gefallen einfordern.
„Bringe uns hier raus.“ befahl sie dem Kobold.
Dieser nickte und schnippte einmal mit seinem Finger und das Schloss an dem Käfig öffnete sich.
Rubina fauchte: „Ich meine vom Schiff!“
„Dann hättet Ihr es auf diese Weise aussprechen sollen.“ entgegnete Avarit und löste sich auf.
Kurz danach kamen einige Piraten herein, um ihnen Nahrung zu bringen und entdeckten den offenen Käfig. Sie stürmten sofort los und zogen ihre Säbel. Die Piraten zwangen Rubina, sich erneut in den Käfig zu begeben.
„Hier flieht niemand von unserem Schiff.“ äußerte einer der Piraten.
„Genau, nur Tod.“ ergänzte ein anderer.
Rubina tat, was von ihr verlangt wurde. Die Männer nahmen das Essen wieder mit sich und die beiden mussten hungern.
In den nächsten Tagen gab man ihnen nur wenig Essen und fast noch weniger Wasser. Sie wurden schwächer und schwächer bis sie beide nur noch aus Kraftlosigkeit da lagen.
Dann, oder vielleicht auch etwas nach dieser Zeit, befestigte man ihnen Hand- und Fußschellen. Aus Benommenheit wehrten sie sich kein bisschen.
Rubina wurde irgendwann an das Deck geschleift. Amberius konnte nicht mehr einschätzen, um welche Zeit es sich handelte. Wenig später wurde auch Amberius an Deck gebracht.
Rubina und Amberius konnten nur erahnen, dass sie sich im Hafen von Fortes befanden.
Die Sonne blendete die beiden. Sie hörten viele Menschenstimmen, die wild durcheinandersprachen. Es durchströmte sie der Geruch von Fisch, stinkenden, fauligen Fisch- beide kannten diesen Geruch nicht in dieser Intensität.
Die Piraten führten sie vom Schiff ans Land. Dort trieben sie die beiden durch die Menschenmenge, welche sie anfasste, beschimpfte, an grölte, anspuckte und mit faulen Gemüse, oder Obst bewarf.
Auf einem Sandplatz befand sich eine Bühne. Dort stand ein Ungetüm von Mann, welcher um seinen Hals eine Art Eisendornen hatte.
An den jeweiligen Seiten dieser Bühne standen zwei Männer, die stark bewaffnet waren. Nach dem Aufruf einer Nummer, betrat ein weiterer Mann, in der Hand ein in kettengelegter junger Mann, der ziemlich übel aussah. Das Ungetüm nahm sich seiner an und brüllte:
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