Franz Staab
Wo ist Schmidt?
Familienvater, selbstständig, macht Ironman. Geht das?
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Inhaltsverzeichnis
Titel Franz Staab Wo ist Schmidt? Familienvater, selbstständig, macht Ironman. Geht das? Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Ende September 2011 – Fast zwei Jahre später
Dezember 2011
Anfang Mai 2012
Ende Juni 2012
Zickezackezickezackeheuheuheu!
Nachklang
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Thomas Schmidt (44), startet am 18. Juli 2010 in Roth
Staffel, 1. Disziplin: 3,8 Kilometer Schwimmen
Staffelname: TV Goldbach - Probelauf
Das mittelfränkische Städtchen Roth, das südlich von Nürnberg liegt, ist so etwas wie das Mekka des Triathlonsports in Europa. Triathlon in Roth sei wie Tennis in Wimbledon, hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung mal geschrieben. Es mag den Ironman Frankfurt geben, wo seit Jahren die Europameisterschaft auf der Langdistanz ausgetragen wird, es mag den Ironman Lanzarote geben oder vergleichbare Wettbewerbe in Nizza, Zürich und Bolton. Das ändert nichts daran, dass Roth für den europäischen Triathleten das ist, was beispielsweise für Menschen, die in den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhundert aufgewachsen sind, ein echter Walkman war, der musste natürlich von Sony sein. Alles andere war nur eine Kopie. In Roth fing alles an.
Von 1988 bis 2001 fand hier, und nicht in der hessischen Metropole Frankfurt am Main, der Ironman Europe statt. Dass das heute anders ist, hängt mit Lizenzen zusammen, mit viel Geld und dem Geschachere einiger Funktionäre.
Nichtsdestotrotz schlägt hier das wahre Herz des europäischen Triathlons. Nichtsdestotrotz ist auch der Ironman Frankfurt heute eine angesehene und bestens organisierte Veranstaltung.
Wie auch immer, wir wollen hier keine Politik machen, ich möchte Ihnen nur das Städtchen vorstellen, in dem alles begann.
Hier in Roth beginnt die Geschichte des Triathleten Thomas Schmidt.
Man wird Thomas Schmidt nicht in den Rankings irgendwelcher Spitzenathleten finden. Thomas ist ein sogenannter Altersklassentriathlet, ein Hobbysportler, der sich einen Traum erfüllen will, einen Traum, der vor vielen, vielen Jahren hier im mittelfränkischen Roth seinen Anfang nahm.
Wir steigen 2010 ein in das Leben dieses Menschen. Im gleichen Jahr hat die Ausdauersportabteilung des unterfränkischen Sportvereins TV Goldbach, in dem Schmidt Mitglied ist, ein sehr großes Starterfeld nach Roth geschickt. Im Vorfeld hatte ich mit jedem Starter, gleichgültig ob es ein Einzelstarter war oder ein Staffelstarter, ein persönliches Gespräch geführt. Über Beweggründe, Hintergründe, Persönliches und Spontanes. Der aus dem persönlichen Gespräch mit Thomas Schmidt seinerzeit resultierende Vorbericht ist hier abgedruckt:
Ein Torwart auf Abwegen
Wenn die Ausdauerabteilung des TV Goldbach irgendwann eine Fußballmannschaft aufstellt, dann muss Thomas Schmidt unbedingt ins Tor. In seiner Jugend war der in Staudernheim a.d. Nahe geborene Bad Kreuznacher Torwart in der rheinland-pfälzischen Süd-West-Liga und Südwestauswahl!
Es erstaunt mich immer wieder, was die Mitglieder der Ausdauergruppe für Überraschungen bieten.
Nur zum Ausgleich ist Thomas in seiner Jugend dreimal die Woche geschwommen. Und hat dann da nur zum Spaß zusammen mit der DLRG auch an Meisterschaften teilgenommen. Daneben hat er freilich fünfmal die Woche beim Fußballtraining Gewehr bei Fuß gestanden und sich in dieser Zeit acht Fingerbrüche, eine schwere Knieverletzung und den ein oder anderen Bänderriss geholt.
Mit Achtzehn war dann Schluss.
Plötzlich hatte der Ex-Torhüter viel Zeit: „Ein Freund von mir war Fahrradschrauber, damals gab es noch 26-Zoll-Räder, da war ich oft bei dem und wir haben neben viel Schoppen machen und Reden auch an Triathlonbikes von Müsing und Quintana rumgeschraubt. Die waren das Maß aller Dinge damals. Irgendwann haben wir gesagt, wir müssten auch mal selbst Fahrrad fahren und mal Laufen. Schwimmen sind wir sowieso alle gegangen, meinen ersten Triathlon habe ich dann in Boppard am Rhein gemacht.“
Quasi nebenbei hat Thomas Schmidt eine Ausbildung zum Lithographen gemacht. Der Beruf war es dann auch, der den heute Selbstständigen im Alter von 26 Jahren nach Seligenstadt am Main ziehen ließ. Dort wurde der sympathische Athlet Mitglied im ersten Triathlonverein, den es weit und breit gab.
In den Vorspessart hat den Wahlwaldaschaffer die Liebe verschlagen. Zusammen mit Frau Heike und zwei vierzehn und sechzehn Jahre alten Söhnen lebt Thomas heute in einem wunderschön umgebauten Altbauhaus in der Ortsmitte. Es ist eine traumhaft schöne Situation, die sich der kreative Kopf hier mit seiner Frau Heike geschaffen hat. Heike ist ebenfalls sportlich ambitioniert, noch dieses Jahr wird sie Triathlon-Premiere feiern.
Thomas Schmidt schmiedet jetzt schon weitere Pläne. 2012 würde er in Frankfurt am Main gerne als Einzelstarter über die Iron Man Distanz gehen. Wobei er einen Riesenrespekt vor der Gesamtdistanz hat. Wenn er nur an seine Marathonpremiere in Frankfurt am Main 2009 denkt, wird ihm schon ganz anders: „Das war schlimm. So einsam wie auf den letzten 13 Kilometern in Frankfurt war ich noch nie in meinem ganzen Leben. Wenn ich mir vorstelle, dass das nur ein Teil der Volldistanz beim Iron Man ist, Wahnsinn. Aber ich habe für das Leben gelernt.“
Das war das Gespräch mit Thomas Schmidt vor Roth.
Für mich war damals, im Frühjahr 2010, sofort klar, dass ich Thomas begleiten wollte auf seinem weiteren Weg nach Frankfurt am Main. Um diesen Entschluss von mir verstehen zu können, muss man Thomas Schmidt kennen, kennen lernen. Ich hoffe, Sie werden Thomas während der Lektüre dieses Berichtes ebenso gut kennen lernen, wie ich das getan habe.
Eine Frage ist noch offen und sollte beantwortet werden, bevor wir den nächsten Zeitsprung in Richtung Frankfurt machen. Wie hat Thomas in Roth 2010 abgeschnitten?
Thomas kam nach 1 Stunde, 5 Minuten und 5 Sekunden aus dem Wasser. Eine wichtige Etappe war geschafft, auf dem Weg zur Erfüllung seines Lebenstraums.
Ende September 2011 – Fast zwei Jahre später
Thomas war zweiundzwanzig, als ein Freund von ihm Mitte der Achtziger Jahre seinen ersten Ironman in Roth gemacht hatte, er weiß noch, wie sich das damals angefühlt hat: „Damals hatte die Veranstaltung nur ein paar hundert Teilnehmer. Da ist da noch gar keiner hingefahren, der kam zurück, der war der Held! Dass ich das jetzt, in einem glücklichen Familienleben verwirklichen kann, das ist nochmal ein i-Tüpfelchen auf allem.“
Vor zwei Wochen haben wir gemeinsam den Basel-Marathon „Run to the Beat Basel 2011“ gefinisht.
Nun sitzen wir bei Thomas zuhause im Wohnzimmer und reden darüber, dass sich REM aufgelöst haben. Die Hardrocker um den charismatischen Frontmann Michael Stipe aus Georgia USA hatten einunddreißig Jahre lang die Musikwelt begeistert. Wir sind, wie so viele andere musikinteressierte Menschen weltweit, perplex.
Einunddreißig Jahre sind eine lange Zeit. Eine so lange Zeit, dass man zwar darüber trauern mag, dass es diese famose Band nun nicht mehr gibt, aber andererseits auch voller Respekt anerkennen will, dass sie nun einen sauberen Abgang hingelegt haben. Das gelingt nicht allen. Chapeau!
Einunddreißig Jahre, ähnlich lange träumt Thomas Schmidt von einer Teilnahme bei einem Ironman-Wettkampf. 2012 soll es endlich soweit sein.
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