Ich nickte. Nun ging sie schnell herauf und zog sich etwas von der neuen Kleidung an, um sie mir vorzuführen. Es dauerte nicht lange, und eine neue Karin Viktory kam lachend stolz die Treppe hinunter, und drehte sich, um mir zu zeigen, wie schick sie in den neuen Sachen aussah. Ich lächelte. ,,Direkt zum Verlieben.“
Dann kam sie auf mich zu, küsste mich rechts und links auf die Wange und dankte mir nochmals für alles.
Da sie noch etwas mehr von der Musik hören wollte, zeigte ihr darauf die Musikanlage und wie sie funktionierte. Nachdem sie selbst eine CD hineingelegt hatte, und die ersten Töne erklangen, nahm sie meine Hand und begann mit mir zu tanzen, anders, als ich es kannte, und ich merkte wie ausgeglichen, heiter und fröhlich sie jetzt war.
Am Abend, als wir beim Essen saßen, fragte sie mich:
,,Kannst du mir morgen mehr von Teneriffa zeigen?“
,,Das war sowieso mein Plan für den morgigen Tag“, entgegnete ich
Nach dem Essen gingen wir dann nach oben, und bevor sie ihr Zimmer betrat, drehte sie sich noch einmal um und sagte zu mir:
,,Gestern Abend war ich der unglücklichste Mensch und jetzt bin ich der glücklichste. Gute Nacht, danke Dirk und schlaf gut“, und schloss die Tür hinter sich.
Ich hörte sie danach noch die Melodien trällern, nach denen wir getanzt hatten. Auch ich freute mich mit ihr.
Ich bereitete gerade das Frühstück zu, als Karin im Morgenmantel die Treppe herunter kam und fragte sie, wie sie die erste Nacht im neuen Heim verbracht hätte?“
,,Herrlich, die Matratze und das Bettzeug ist einfach traumhaft, wir bei uns sind so einen Luxus nicht gewöhnt. Schon allein die schönen bunten Bezüge laden zum langen Schlafen ein“, antwortete sie und wollte mir noch zur Hand gehen.
Aber dann sah sie schon, dass alles hergerichtet war.
Sie staunte über den reichhaltig gedeckten Tisch, denn vieles war ihr unbekannt und sie meinte, wir bei uns leben dagegen ganz einfach und bescheiden und entschied sich, als ich sie fragte für Tee, weil ihr Kaffee unbekannt war.
Es machte mir Spaß, Karin beim ersten gemeinsamen Frühstück zuzuschauen wie sie alles genoss. Plötzlich sprudelte es aus ihr heraus:
,,Oh, wie du mich verwöhnst, so etwas hat bisher noch keiner für mich gemacht.
Es wäre doch schön, wenn wir diese Unterhaltung schon auf Deutsch führen könnten, deshalb möchte ich so schnell wie möglich deine Sprache erlernen.“
So begannen wir langsam mit dem Unterricht. Karin lernte schnell, und um es vorweg zu sagen, in einigen Wochen konnten wir uns schon gut mit einander unterhalten.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, entschieden wir, einen Ausflug zum Teide zu machen, bereiteten einen Picknickkorb vor und packten auch für jeden etwas Warmes zum Anziehen mit ein, da es um diese Jahreszeit dort oben noch kühl sein kann.
Als wir in die Garage hinuntergingen, dort wo wir uns das erste Mal sahen, schaute sie auf die paar Habseligkeiten in meiner Hand und fragte:
,,Wie viele Tage sind wir eigentlich unterwegs, denn die Entfernung ist doch riesig?“
Ich lachte:
,,Wir sind heute Abend wieder zurück, denn du aber denkst an euer Pferdefuhrwerk, dieses benötigt wirklich ein paar Tage.“
Diese Antwort verwirrte sie, und noch mehr war sie erstaunt, als sich das elektrische Garagentor plötzlich öffnete.
Für Karin war selbst das Einsteigen und das Anschnallen im Auto völlig fremd und ungewohnt, denn sie fühlte sich durch diesen Gurt eingeengt und ihrer Freiheit beraubt und verstand den Sinn darin nicht. Auch meine Erklärungen halfen im Moment nichts. Als ich nun auch noch den Motor startete, geriet sie durch das laute Geräusch in völlige Panik. Ich ergriff darauf ihre Hand, um sie zu beruhigen und spürte ihren schnellen Puls am Handgelenk.
,,Keine Angst, nur wenn der Motor läuft, kann das Auto fahren", sagte ich, und sofort wurde sie ruhig.
Dann schaltete ich das Radio an, um sie abzulenken, und ihr Interesse an allem Neuen hier wurde erneut geweckt. Während ich extra langsam hinaus auf die Straße fuhr, bemerkte ich, dass Karin sich an diesen neuen Zustand gewöhnt hatte, und ich erhöhte nun die Geschwindigkeit.
Mit der Zeit fand sie das Fahren im Auto aufregend, war sogar glücklich und verstand jetzt, warum sie angeschnallt wurde.
Von der Umgebung, der Autobahn, der wechselnden Natur und mit welchem Tempo wir in kurzer Zeit den Vulkan Teide erreicht hatten, begeisterte Karin immer wieder. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn sie kannte ja in ihrer alten Heimat nur den kleinen Weinberg mit der Umgebung. An diesem Tage sah sie mehr, als sie bisher in ihrem kurzen Leben erblickt hatte. Mehrmals machten wir Halt und spazierten durch die Landschaft
Als wir von unserem schönen Ausflug zurückgekehrt waren, kochte mir mein Gast zur Belohnung das erste Mal eine schöne französische Mahlzeit, Als wir nun genüsslich unsere französische Zwiebelsuppe löffelten, wurden wir plötzlich durch das Klingeln des Telefons gestört, und meine Mutter war am anderen Ende der Leitung.
Die schrillen Geräusche des Telefons erschreckten Karin, und als sie sah, dass es nur das Telefon war, wurde sie neugierig. Meine Mutter teilte mir mit, dass sie übermorgen um 11 Uhr mit dem Flugzeug ankommen werde, und ich solle doch morgen etwas Besonderes einkaufen. Das hatte ich mir sowieso vorgenommen, um Karin auch das einmal zu zeigen. Meine Mutter war neugierig und fragte mich ob ich sie vermisst hätte, und ich mich schon auf ihre Rückkehr freute.
Ich drugste herum und sagte:
,,Ich war mit Vielem beschäftigt, vor allem mit meiner neuen Erfindung, wodurch ein sehr hübsches Mädchen in mein Leben getreten ist“, erwiderte ich.
,,Dann kümmere dich um sie! Wir haben uns daher bestimmt sehr viel zu erzählen, bis übermorgen“, sagte sie.
Weil ich die Lautsprechertaste des Telefons gedrückt hatte, konnte Karin alles mit angehören.
,,Ich wollte nicht lauschen“, sagte sie ganz unschuldig.
Ich winkte ab und meinte:
,,Es ist doch kein Geheimnis, und so weißt du schon mal bescheid.
Am nächsten Tag fuhren wir dann zum Einkaufen. Unser erstes Ziel war der Bauernmarkt. Im Laufe der Zeit kannten wir uns alle dort recht gut, und deshalb fragten sie mich auch, ob die junge Dame an meiner Seite meine Novia sei. Karin, die natürlich den Übersetzer nicht dabei hatte, verstand nicht, was sie auf Spanisch sagten und fragte mich sofort:
,,Was ist das Novia.“
,,Dieses Wort bedeutet bei ihnen Verlobte oder Freundin“, erklärte ich ihr, und merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
,,Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein, denn diese neugierigen Fragen sind hier so üblich“, ergänzte ich.
Nachdem wir hier unser frisches Obst und Gemüse eingekauft hatten, fuhren wir zum spanischen LIDL, der sich gleich in der Nähe befand. Karin war geblendet von der Vielfalt, die im großen Supermark zu sehen war und wusste nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte.
,,So viel gibt es bei uns nicht, benötigt man das überhaupt alles?“ fragte sie mich.
Ich zuckte mit den Schultern, und im nächsten noch größeren Supermarkt Mercadona, sagte ich zu ihr:
,,Da dir das bei LIDL schon so reichlich vorkam, schaue dir erst einmal den Inhalt dieses Geschäftes an!“
Sie schüttelte nur noch den Kopf und bemerkte, dass diese Auswahl an Lebensmitteln hier noch schwieriger sei als im anderen Laden.
,,Mir wird ganz schwindelig davon, und diese vielen unruhigen Leute hier bin ich gar nicht gewohnt“, gab sie plötzlich von sich.
Ich sah jetzt, dass sie mit Allem hier total überfordert war. Darum beeilten wir uns mit dem Einkaufen und fuhren wieder heim.
Als wir im Keller die Lebensmittel auspackten, schaute Karin auf den Raum & Zeit Converter und sagte zu mir:
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