Er torkelte zum Straßenrand und begann bei jedem elfenbeinfarbigen Fahrzeug wild mit den Armen zu wedeln. Irgendwann war tatsächlich ein leeres Taxi darunter und hielt vor ihm. Bernd brabbelte eine Adresse zu dem Fahrer und ließ sich auf die Rückbank fallen.
»Wir sind da.«
Bernd hatte das Gefühl, gerade erst losgefahren zu sein. Er blickte aus dem Fenster und sah das Haus von Andreas. Verdammt, er wollte doch eigentlich zur Spieß, der Ursache allen Übels. Aber auch egal. Wo er schon mal hier war, könnte er die Sache mit Andreas gleich mit erledigen. Er gab dem Taxifahrer großzügig Trinkgeld und mühte sich aus dem Wagen. Keine Sekunde war ihm bewusst, dass der Mann ein potentieller Zeuge sein könnte. Schwungvoll schlug er die Tür zu und als der betagte Diesel mit einem Röhren wieder losfuhr, hatte auch der letzte Tiefschläfer in dem ruhigen Wohnviertel seine Ankunft mitbekommen.
Wankend stand er vor dem Einfamilienhaus. Am liebsten hätte er etwas kaputt gemacht. Aber dummerweise stand der Mercedes von Andreas in der Garage.
Umständlich hievte er sich über das Gartentor und ging am Haus entlang in den hinteren Teil des Gartens. Plötzlich schlug ihm etwas gegen das Schienbein. Bernd stöhnte. Er griff nach unten und hielt einen Kinderrechen in der Hand. Räumte man im gut situierten Dahlem die Spielsachen nicht fein säuberlich auf? Damit die Nachbarn ja keinen schlechten Eindruck von einem bekamen? Aber Andreas!
Dunkel und schweigsam lag die rückwärtige Hausfassade vor ihm. Sämtliche Fenster waren aufgrund der Hitze geöffnet. Er schlich über den Rasen zur Terrassentür, die ebenfalls offenstand. Er ging hinein. Sofort fiel ihm der Essensgeruch auf. Hatte es Auflauf gegeben? Ein Heißhunger überfiel Bernd. Ob im Ofen noch Reste waren? Zuvor musste er jedoch etwas erledigen.
Sein Magenknurren ignorierend begann er, die Treppe zum oberen Stockwerk hochzusteigen. Dabei hielt er sich immer wieder am Geländer fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
Oben angekommen steuerte er auf das Schlafzimmer von Andreas und Kerstin zu. Er dachte an den Frust, der sich über all die Jahre aufgestaut hatte. Die versteckten und die offenen Sticheleien. Die tiefrote Fratze und den explodierenden Montblanc. Jetzt war sein Moment gekommen.
Am Türrahmen hielt Bernd mit einem Mal inne. Das Bild, das sich ihm darbot, irritierte ihn zutiefst. Der so selbstbewusste Andreas, den nichts verunsichern konnte, der gerne mal einen Machospruch losließ und den weiblichen Bankangestellten demonstrativ auf den Hintern geilte, lag nicht etwa in seiner ganzen Herrlichkeit auf dem Rücken, die Arme weit ausgestreckt. Nein, er kauerte sich wie ein schutzbedürftiges kleines Kind an seine Kerstin. Klassische Löffelchenstellung.
Den verletzlichen, liebenden Andreas hatte Bernd nicht erwartet. Dieses Bild saugte seine Entschlusskraft vollständig auf. Was war das für eine Schnapsidee gewesen, ihn zu entführen.
Er drehte sich um und ging die Treppe hinab zur Küche. Im Ofen war tatsächlich noch ein Rest Lasagne. Er nahm die Auflaufform heraus und schlich sich in den Garten. Auf einem weißen Liegestuhl ließ er die Teigblätter im Mund zergehen.
Zumindest ein Mundraub war ihm gelungen. Zufrieden schlummerte Bernd Menzel nach dem letzten Bissen ein.
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