Die Hofmalerin schwieg und führte ihn in einen weiteren Flügel wo die Bilder über seine Eltern und ihre Taten hingen, auf den ersten Blick, aus Sicht des Vaters waren es herrschaftliche Bilder, doch die Hofmalerin war eine clevere Frau und hatte vieles in die Bilder hinein gemalt, sie hatte fernab jeder Heroisierung die Opfer die die Bürger der Grafschaft ihrem verhassten Herrn bringen mussten in die Gemälde gemalt.
Sie gingen in den nächsten Flügel hier hingen die Bilder der neuesten Zeit und diese Bilder betrachte der Sohn sehr genau, auf den Bildern sah man wie der Hof ein Schauspiel um den Grafen und seine Frau inszenierten, wie sie dem Grafen und seiner Frau etwas vorgaugelten um sie in Schach zu halten. Auf den Bildern sah man wie die Hofmalerin und ihre Gehilfen Bleimünzen gülden anmalten um Schätze vorzutäuschen, wie der Wein des Grafen mit Wasser gestreckt wurde und man sah das es auf den weiteren Bildern den Bürgern der Grafschaft besser ging, das sie weniger Opfer zu erbringen hatten. Man sah wie dem Grafen gefangene Wasserraten als edle Hasen serviert wurden. Aber man sah auf den Bildern auch die pausbäckigen Kinder der Bauern und wie die Bauern glücklich strahlten.
Da verstand der Sohn des alten Grafen, die alte Grafschaft hatte einen anderen Weg als die Revolution gewählt, sie brauchten nicht mehr den alten Grafen vom Thron stoßen, sondern lebten mit ihm und hatten im verborgenen das erreicht, wovon man vielerorts nur träumte.
Die Hofmalerin schaute den Sohn des alten Grafen ernst an und fragte ihn, ob er wirklich noch auf diesem Throne Platz nehmen möchte? Denn die Grafschaft brauchte ihn nicht um in Frieden leben zu können und seine Revolution benötigten sie auch nicht, sie klärten die Probleme im ruhigen und mit der Zeit.
Verschämt sagte der geläuterte Sohn nichts mehr, er nahm seine Sachen mit denen er gekommen war und zog von dannen, vorbei an den Statuen und Ikonenbildnissen, auf dem Rückweg sah er sie sich genauer an und sah das in den Bildnissen von ihm, genauso die Opfer abgebildet waren die die Bürger der Grafschaft in seiner Kindheit und Jugend aufbringen mussten, er erschrak vor den Bildern und ritt mit gesenktem Haupte aus seiner ehemaligen Heimat von dannen und wart nie wieder gesehen, was aus ihm wurde, weiß niemand so genau, manche Geschichten und Mythen kursierten Zeit seines Lebens um ihn, doch manche Legende besagte das er auch nicht weiter für die Revolution focht, er hatte vieles auf seinem letzten Besuch in seiner alten Heimat von der cleveren Hofmalerin und ihren Gehilfen gelernt.
Aber wie das schon ist mit Legenden und Mythen, die einen enden mit einem tragischen die anderen mit einem utopischen Ende, meist haben sie einen großen Wendepunkt nach dem sich alles auflöst. Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen.
In einem Kerker, da lebten ein paar Folterknechte, die einen nahmen das Brot, was die Überlebenden so dringend benötigten, die einen nahmen die Decken, welche die Überlebenden so dringend benötigten, die anderen nahmen ihnen die Hoffnung, welche die Überlebenden so dringend benötigten, die einen gaben den Schmerz, welchen die Überlebenden überlebten, die anderen gaben ihnen Trugbilder, welche die Überlebenden überlebten und die letzten gaben ihnen die Chance auf den Tod, welchen die Überlebenden überlebten.
Über allem so dachte man herrsche der Kerkermeister, der sich die Qualen ersann, der eine Philosophie des Schmerzes entwickelte, sich wähnte in seiner angeblichen Wissenschaft, hatte er doch die Körper aller studiert und meinte die Grenzen zu kennen, die einen Menschenkind ertragen könne, die ein Menschenkind nicht verrückt werden lasse, dessen Seele ein Menschenkind nicht schwarz werden lasse, man müsse nur diese Grenzen überschreiten, sodann wäre man erfolgreich.
Doch was er nicht bedachte war, wenn ein Menschenkind in dem Kerker geboren wurde, dass es sich anpassen würde, das das was andere als Schmerz empfanden, für das Menschenkind das Leben war. Eines Tages versuchten die Menschen, die aus Berichten von dem Kind im Kerker gehört hatten, das Kind heraus zu locken, denn das Menschenkind war ein Kind der Knechte und konnte sich frei im Kerker bewegen, erkannte es den Kerker nicht als Kerker, sondern war es sein Zuhause.
Verdorben war dieses Menschenkind und vielerlei Ängste kamen bei den Menschen auf. So entsandten sie ihre Teufelsaustreiber, versuchten aus dem Menschenkind den Teufel auszutreiben, ihre Methoden waren hart, hinterließen Spuren, doch was sie nicht ahnten war, das das was bei anderen gewirkt hatte, den Teufel aus dem Menschenkörper heraus zu treiben, empfand das Menschenkind aus dem Kerker als Zuneigung, was ihnen selbst als grausam vorkam, empfand das Menschenkind als Freundschaft, es kannte nun mal nichts besseres.
Die Teufelsaustreiber wurden wütend und jähzornig, dass nichts zu helfen vermag dem Menschenkind den Teufel auszutreiben und so wurden sie grober, ersannen sich neue Rituale, um die Seele vom Teufel zu befreien, doch das Menschenkind aus dem Kerker verstand nicht was sie bezweckten, denn für das Menschenkind waren sie noch die freundlichsten Menschen die es je kennen lernen durfte.
Und mit der Zeit fingen die Teufelsaustreiber sich zu hinterfragen, wie um alles in der Welt hielt das Menschenkind das alles aus, warum kam es mit offenen Armen immer noch auf sie zu. Die einen meinten das Menschenkind wäre der Teufel, die anderen meinten der Teufel würde zu tief in ihm stecken, doch niemand von Ihnen hat den Teufel in dem Kind gesehen, sie meinten nur das der Teufel in dem Kind inne wohnen würde, jedes nett gemeinte Wort des Menschenkindes hinterfragten sie und versuchten darin den Teufel zu finden.
Mit der Zeit stellten sie wohl fest, dass kein Teufel in dem Menschenkind inne wohnen würde, aber sie konnten nicht mit dem Menschenkind leben, wollten es fort schicken, zu viel hatten sie an ihm ausprobiert und getestet, als das die Teufelsaustreiber selbst noch normal mit dem Menschenkind umgingen konnten, ihr Misstrauen kam aus ihren eigenen Taten dem Menschenkind gegenüber, wie konnte es sich das gefallen lassen? Das konnte nicht gut gehen sagten die einen, die anderen sagten gar nichts mehr und schauten was die die noch etwas versuchen wollten das Menschenkind loszuwerden so anstellten. Wollten sie noch weiter gehen, als die Knechte und ihr Meister? Anstatt mit dem Menschenkind im ernsten Gespräch ihr Anliegen zu formulieren, das konnten sie wohl auch nicht mehr, zu viele Rituale der Austreibung hatten sie wohl aus Ihrer Sicht schon exorziert. Nur den Umgang wie mit jedem anderen normalen Menschen, den hatten die Teufelsaustreiber noch nicht gewagt, diesen Gedanken konnten sie wohl so nicht gelten lassen, war es doch das Menschenkind aus dem Kerker und aus ihrer Sicht nicht gleich wie alle anderen Menschenkinder.
Der Tag als der Teufel ins Dorf kam
Eines Tages als der Teufel sein Buch geschrieben hatte, ging ihm der Gedanke nicht aus dem Kopf den Menschen zu berichten, was wirklich am Tag geschehen war, als er auf seine Flügel verzichtete, so dachte er das er einmal in das Dorf zu den Menschen gehen sollte und ihnen seine Version berichten sollte.
Es hieß unter den Menschen, dass der Gottvater ihn geliebt hätte und das mehr als alle anderen Engel. Es hieß das der Teufel, das der Teufel das Werk des Gottvaters nicht gut hieß und im Kern ging es darum das der Teufel sein Werk anzweifeln würde und ihm beweisen wollen würde, das sein Werk nicht das Seine wäre.
Als der Teufel sich entschied zu den Menschen zu gehen war es ein schöner Tag und er war es leid, die alte Leier zu hören. So schloss er die Hölle von außen ab und warf den Schlüssel weg, denn schließlich könne jeder der es unbedingt wolle sowieso dorthin gelangen und genauso alles verrichten könnte, wie es der Teufel angeblich getan hätte.
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